• 02. November 2022 · 09:34 Uhr

Ferrari: Kleiner Turbo die Ursache für Mexiko-Schlappe

Die Höhenluft in Mexiko hat den Ferrari-Motor nicht geschmeckt, doch Teamchef Mattia Binotto und seine Fahrer betonen, dass die schwache Pace nicht nur daran lag

(Motorsport-Total.com) - Ferrari befand sich beim Formel-1-Grand-Prix von Mexiko im Niemandsland, wo in dieser Saison bisher eigentlich nur Mercedes zu finden war. Gegen Red Bull und Mercedes war der F1-75 chancenlos, wobei Charles Leclerc im Qualifying sogar von Valtteri Bottas im Alfa Romeo geschlagen wurde.

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Carlos Sainz vor Charles Leclerc in Mexiko Zoom Download

Im Rennen wurde Carlos Sainz Fünfter mit einem Rückstand von neun Sekunden auf den Viertplatzierten George Russell, der allerdings am Ende des Rennens noch einen zusätzlichen Boxenstopp wegen der schnellsten Rennrunde einlegte. Auf einen Platz auf dem Podium fehlten dem Spanier hingegen 40 Sekunden und seinem Teamkollegen Leclerc auf P6 sogar ganze 50 Sekunden.

Grund zur Freude über die Performance gibt es daher bei Ferrari nicht, jedoch hat die Strecke in Mexiko mit der Höhenluft nicht zur Power-Unit der Scuderia gepasst hat, insbesondere was den Turbolader angeht. Teamchef Mattia Binotto will die schwache Pace aber nicht nur darauf schieben und vermutet auch andere Probleme, da auch die Balance des Autos nicht großartig war.

Ferrari: "Haben im Moment keine klare Erklärung"

"Es war sicherlich ein sehr schwieriges Wochenende", resümiert Binotto. "Wir waren schon im Qualifying ziemlich weit hinter der Poleposition, aber normalerweise sind wir dort recht konkurrenzfähig. Und im Rennen, denke ich, hat es einfach die Tatsache unterstrichen, dass wir uns mit der Strecke nicht wohl gefühlt haben und unsere Gesamtleistung nicht großartig war."

"Ich denke, dass es sicherlich in Bezug auf die Power-Unit, nicht unsere beste Leistung für das Wochenende war, aber ich denke nicht, dass das den Großteil erklärt, also ist das nur ein Teil der Gleichung, aber es gibt mehr als das", so der Ferrari-Teamchef. "Es ist sicherlich mehr als das, und es ist etwas, das wir uns ansehen müssen, und es gibt im Moment keine klare Antwort."

"Die Fahrbarkeit war also nicht großartig und die Balance war nicht gut. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir die Fahrer später in der Nachbesprechung sagen werden, dass sich das Auto nicht gut rotieren ließ, und ich denke, der Grund dafür muss untersucht werden, und wir haben im Moment keine klare Erklärung."

Binotto: "Kleiner" Turbolader nicht effizient genug

Genauer auf die Problematik mit der Antriebseinheit angesprochen und ob man dies mit den Flügeleinstellungen kompensieren konnte, sagt Binotto: "Am Ende sind wir mit maximalem Abtrieb gefahren. Im FT2 haben wir versucht, den Abtrieb zu reduzieren, aber dann sind wir wieder zum maximalen Abtrieb zurückgekehrt."


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"Wir haben also nicht versucht, den Abtrieb zu reduzieren, aber es ist auch so, dass wir in Bezug auf den Turbo, vielleicht einen kleinen Turbo haben, womit wir nicht so effizient sind oder wir haben nicht die Kapazität, um hier die maximale Leistung zu fahren", erklärt er.

Leclerc ratlos: "Wir waren einfach so langsam"

Leclerc, der schon mit seinem Crash im Training am Freitag und auch im Qualifying Probleme hatte, rätselt nach dem Rennen: "Puh, es war unglaublich schwierig. Wir waren einfach so langsam. Wir müssen uns das ansehen, denn wir waren in der Mitte des Niemandslandes."

"Mit Carlos zusammen waren wir im Vergleich zu den Mercedes und Red Bull viel langsamer, aber viel schneller als das Mittelfeld. Wir waren also auf uns allein gestellt, und es war ein sehr einsames Rennen. Um ehrlich zu sein, hätten wir heute nicht viel mehr tun können."

Wie sein Teamchef grübelt auch Leclerc über die fehlende Performance des F1-75 auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez: "Ich meine, wir hatten im Qualifying ein paar Probleme, aber ich denke, wir hätten näher dran sein können. Für das Rennen haben wir das DRS-Problem aber behoben, denn wir haben den Heckflügel gewechselt."

Leclerc: "Nicht erwartet, dass es so schwierig werden würde"

"Und was den Motor betrifft, hatten wir immer noch einige Probleme, aber das erklärt definitiv nicht den Rückstand, den wir jetzt sehen. Wir müssen also daran arbeiten und versuchen, dass die schlechten Tage, die wir haben, nicht so schlimm sind wie dieser."

"Als ich in das Rennen ging - so sehr ich auch immer optimistisch bin, wenn ich in ein Rennen gehe - wusste ich schon, dass es schwierig werden würde. Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass es so schwierig werden würde. Und dass der Abstand zu den Jungs an der Spitze so groß sein würde", sagt der Monegasse.

Leclerc konnte allerdings nicht nur nicht mit der Spitze mithalten, sondern auch nicht mit seinem Teamkollegen Carlos Sainz, der etwa zehn Sekunden vor ihm ins Ziel kam und auch im Qualifying die Nase vorne hatte.


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"Ich meine, man kann es immer besser machen", sagt Leclerc auf die Frage, ob er gegen Rennende etwas schneller als Sainz hätte sein können. "Aber um ehrlich zu sein, gab es nicht viel mehr als das, was Carlos gezeigt hat. Ich glaube also nicht, dass ich es besser gemacht hätte, um ehrlich zu sein."

Sainz: "Handling war besser, aber die Pace ..."

Das Teamduell mag Sainz zwar gewonnen haben, doch mit der Leistung von Ferrari ist dies für den Spanier nur ein kleiner Trost: "Ich denke, ich bin ein ziemlich gutes Rennen gefahren, aber wenn man den Abstand zum Führenden sieht, war nicht viel mehr drin", sagt er.

"Wir kennen die Kompromisse, die wir an diesem Wochenende eingehen mussten. Wir wussten vor dem Rennen, dass wir langsam sein würden. Aber ja, wir haben die Punkte, die das Auto holen konnte, maximiert - zumindest haben wir nicht zu viel verloren, und jetzt können wir uns auf Brasilien und Abu Dhabi konzentrieren, wo wir erwarten, dass wir wieder bei der Pace sind."

Seine Erwartung, dass Ferrari mit viel Sprit besser sein würde, hat sich allerdings nicht bestätigt: "Das Handling war besser, aber die Pace nicht", sagt Sainz. "Mit dem Handling war ich zufrieden, ich konnte konstante Rundenzeiten fahren, hatte ein gutes Reifenmanagement, aber wir waren einfach langsam. Leider haben wir im Vergleich zum Qualifying nicht an Pace zugelegt."

Binotto: Reifentests haben Set-up-Arbeit behindert

Dass die Performance von Ferrari in Mexiko auch nicht nur auf die Antriebseinheit zurückzuführen ist, zeigt sich an den Kundenteams. Während Haas ebenfalls große Schwierigkeiten und im Rennen das langsamste Auto hatte, lief es hingegen bei Alfa Romeo ziemlich gut, was das starke Qualifying von Valtteri Bottas belegt, wo der Finne die Ferraris sogar splitten konnte.


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Auf die Frage, ob er erwartet hätte, dass das Wochenende in Mexiko für Ferrari so schwierig sein würde, sagt Binotto: "Nein, ich glaube nicht, dass wir wussten, dass es so schwierig werden würde. Und ich glaube, nach dem FT1 haben wir es auch nicht gemerkt. Erst im Laufe des Wochenendes haben wir festgestellt, dass die Leistung nicht gut war."

"Vielleicht haben uns auch das FT2 und die Reifentests nicht dabei geholfen, die Schwächen und die Abstimmung des Autos anzugehen. Aber ich denke, am Ende haben wir insgesamt keinen guten Job gemacht, und das Auto hat uns sicherlich nicht gepasst, aber das haben wir auch nicht erwartet."

Großer Ferrari-Rückstand: Gleiche Probleme wie in Belgien?

"Wir hatten gehofft, dass wir viel besser und vielleicht konkurrenzfähig sein könnten, aber das war nicht der Fall. Ich denke, dass es schon in Spa sehr ähnlich war, wo wir sehr langsam waren und eine überwältigend schlechte Pace hatten, und auch hier war es sehr ähnlich, und das ist etwas, das wir uns ansehen und versuchen müssen, für die letzten beiden Rennen zu reagieren."

Obwohl der Performanceunterschied zur Spitze mit der von Belgien ziemlich ähnlich war, sieht Leclerc keinen Zusammenhang: "Das waren nicht die gleichen Probleme", sagt er. "Ich denke, Spa haben wir verstanden und wir hatten ein recht gutes Verständnis dafür, warum es so schlecht war."

"Und ich hatte das Gefühl, dass wir in Monza recht gut reagiert haben, auch wenn es nicht genau die gleiche Strecke ist. Aber die Probleme wären auf dieser Strecke die gleichen gewesen. Hier ist es ein anderes Problem. Ich weiß nicht, ob wir das für die Zukunft, kurzfristig, beheben können. Aber auch hier ist es ein einmaliges Problem."

Binotto froh: Wenigstens hat die Strategie gepasst

Teamchef Binotto kann dem Wochenende in Mexiko dennoch noch etwas Positives abgewinnen, da die Strategie bei beiden Autos gepasst hat. Einen Unterschied machte es jedoch nicht, dass Ferrari den langsamen harten Reifen vermeiden konnte, da die Pace allgemein nicht gut genug war.


Hätte Mercedes mit anderer Strategie gewonnen?

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"Wir haben gesehen, dass der eine Stopp heute das schnellste Rennen gewesen wäre, also war unser Hauptplan ein Rennen mit einem Stopp auf Soft und Medium", erklärt Binotto.

"Charles fragte zu einem bestimmten Zeitpunkt auch nach einem Plan C, eine Lösung, die darin bestand, einfach auf zwei Stopps umzuschalten, weil er wusste, dass die Reifen schwierig waren, aber er wäre einfach in zu viel Verkehr hinter sieben Autos gekommen, sodass es nicht die richtige Wahl gewesen wäre. Also war der eine Stopp der Hauptplan, und ich denke, dass es am Ende des Tages auch der richtige Plan für das Rennen war."

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