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Red Bulls Dilemma vor Mexiko: Perez-Party vs. Rekord für die Ewigkeit
Helmut Marko verrät, dass Max Verstappen der Rekord für die meisten Siege pro Saison bei weitem nicht so egal ist, wie er das in Interviews behauptet
(Motorsport-Total.com) - Mexiko mag zwar der Heim-Grand-Prix von Sergio Perez sein, doch Max Verstappen hat nicht vor, sich bei seinem treuen "Wingman" zu bedanken, indem er ihm den Sieg im Rennen am Sonntag einfach kampflos überlässt: "Ich bin hier, um zu gewinnen", antwortet der bereits feststehende Formel-1-Weltmeister 2022 auf die Frage, ob er sich vorstellen kann, Perez zu helfen.
"Letztendlich", sagt Verstappen, "wird der schnellste Fahrer das Rennen gewinnen." Zwar geht es für Perez nicht nur um den Heimsieg, sondern auch um Platz 2 in der Fahrer-WM (derzeit zwei Punkte hinter Charles Leclerc). Aber Verstappen hat mit dem Rekord für die meisten Siege in einer Saison auch noch ein konkretes Ziel vor Augen.
Sollte er an erster Stelle liegen und Perez an zweiter, habe er jedenfalls nicht vor, die Plätze zu tauschen, wiederholt Verstappen in Mexiko, was er bereits vor einer Woche in Austin gesagt hat. Das "Hauptziel" sei, dass Perez vor Leclerc ins Ziel komme. Das sei gegeben, wenn er hinter ihm an zweiter Stelle liegen sollte. Ergo erfordere so eine Reihenfolge keine Stallorder.
Verstappen hält derzeit bei 13 Siegen und könnte theoretisch sogar 16 Siege erreichen. Der bisherige Siegrekord pro Saison steht bei 13 Siegen (Michael Schumacher auf Ferrari 2004 und Sebastian Vettel auf Red Bull 2013). Der Eintrag in die Geschichtsbücher scheint zu locken, und da einen Sieg einfach so zu verschenken, würde wohl keinem leichtfallen.
Marko: Da flunkert Verstappen immer ein bisschen!
"Max sagt zwar immer, er ist nicht so interessiert an Rekorden. Aber jetzt, wo sie in greifbarer Nähe sind, wird mehr und mehr drüber nachgedacht", lächelt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit 'Sky'. Verstappen gibt zu: "Ich will jedes Rennen gewinnen, denn unser Paket ist gerade richtig stark. Wir haben die Chance, sogar noch mehr Rennen zu gewinnen."
Klar ist ohnehin: Einen geschenkten Sieg - so, wie es Ayrton Senna in Suzuka 1991 mit Gerhard Berger gemacht hat, oder Michael Schumacher in Indianapolis 2002 mit Rubens Barrichello - würde Perez ohnehin ungern annehmen. Dafür sei der Mexikaner "zu stolz", glaubt Marko. Aber: "'Checo' ist stark genug. Er hat Max zweimal geschlagen. Wenn alles zusammenpasst, schafft er das auch allein."
Perez in Mexiko: Enormer Werbewert für Red Bull
Der Österreicher macht keinen Hehl draus, dass ein Perez-Sieg in Mexiko für Red Bull eine große Sache wäre: "'Checo' hat innerhalb eines Jahres eine unheimliche Popularität erreicht. Wo immer man hinkommt: 'Checo, Checo, Checo!' Und die Mexikaner erwarten einen Sieg von ihm. Es liegt an ihm. Wir werden sehen."
"Wir hatten durch die Auslegung des Turbos aufgrund der Höhenlage in den vergangenen Jahren immer einen leichten Vorteil. Ob das dieses Jahr auch so sein wird, kann ich schwer sagen. Aber generell waren wir überall stark. Es ist so eine Motivation im Team. Beide Fahrer haben super Rennen geliefert, die ganze Saison. Warum soll es hier nicht klappen?"
Für Perez selbst ist klar: "Ich will dieses Wochenende gewinnen. Das ist mein erklärtes Ziel. Ich habe davon schon oft geträumt. Es wäre gigantisch. Es wird aber nicht leicht. Wir brauchen dafür ein perfektes Wochenende. Natürlich ist es unterm Strich auch nur ein Rennwochenende, mit gleich vielen Punkten wie sonst auch. Aber für mich ist es ein besonderes Wochenende."
Warum Red Bull in einem Dilemma steckt
Red Bull befindet sich in einem Dilemma. Auf der einen Seite wäre ein Sieg von Perez im Baseballstadion von Mexiko-Stadt eine emotionale Story mit Bildern, die für Red Bull gerade in Südamerika einen enormen Werbewert hätten. Dafür auch mal zum Werkzeug Teamorder zu greifen, erscheint aus Managementsicht durchaus angemessen.
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Auf der anderen Seite hat Verstappen zwar den WM-Titel schon in der Tasche, sodass ihm ein Sieg weniger nicht weiter wehtun würde; doch die Chance, unter Umständen mit bis zu 16 Siegen in einer Saison einen neuen Rekord aufzustellen, der voraussichtlich viele Jahre überdauern könnte, ist eine historische.
Hamilton: Noch nie mehr als elf Siege pro Saison
Selbst Lewis Hamilton hat in den besten Jahren der Mercedes-Dominanz nie mehr als elf Siege pro Saison geschafft. 2014, 2018, 2019 und 2020 gewann der siebenmalige Weltmeister je elf Rennen. Sollte Verstappen jetzt 16 Siege anschreiben, wären das um 45 Prozent mehr Siege als Hamilton in seiner besten Saison!
Doch Hamilton ist das egal: "Ich schaue nicht auf sowas", behauptet er. "Ich bin dankbar dafür, dass ich zehn Jahre lang ein konstant gutes Auto hatte. Ihr Auto war dieses Jahr außergewöhnlich. Es ist eine neue Saison mit neuen Regeln, und da hatten viele andere Teams mehr Aufs und Abs zu verzeichnen als sie."
Verstappen hält dagegen: "Es stimmt, dass wir mit großem Vorsprung gewonnen haben. Aber wir haben dieses Jahr nicht einmal die meisten Poles", nimmt er für sich in Anspruch. "Das Auto war in den Rennen gut, aber wir haben einfach auch als Team gut gearbeitet und kaum Fehler gemacht. Wir hatten einen ruppigen Saisonbeginn, aber danach liefen die meisten Rennen ziemlich gut für uns."
Sollte es was werden mit 14, 15 oder gar 16 Saisonsiegen aus 22 Rennen, dann könnte das ein Rekord für die Ewigkeit bleiben, glauben viele. Verstappen selbst ist da skeptisch: "Wenn wir weiterhin immer mehr Rennen dazupacken, dann werden wir irgendwann 30 Rennen fahren. Und 30 Rennen bedeutet, du hast 30 mal die Chance, ein Rennen zu gewinnen ..."