Nach Alonso-Crash mit Stroll: Ist der Alpine unzerstörbar?
Dass Fernando Alonso nach seinem Unfall mit Lance Stroll beim Formel-1-Grand-Prix der USA weiterfahren konnte, gleicht einem Wunder: "Dachte, es wäre ein Test"
(Motorsport-Total.com) - Der Unfall zwischen Fernando Alonso und Lance Stroll und vor allem dessen Folgen beschäftigen noch immer die Formel-1-Welt. Als der Alpine-Pilot versuchte, Stroll auf der linken Seite der langen Gegengeraden zu überholen, zog der Kanadier ebenfalls ein Stück nach links, wodurch es zum Kontakt kam.
Alonso wurde in die Luft befördert und touchierte nach seinem Aufprall die linke Streckenbegrenzung, wobei sich der Aston Martin von Stroll auf der Strecke drehte und in der Folge ausschied. Zur Überraschung vieler konnte der Spanier allerdings weiterfahren, als ob nichts gewesen wäre.
Vom letzten Platz kämpfte sich Alonso auf P7 zurück, kassierte nach dem Rennen jedoch eine 30-Sekunden-Zeitstrafe, da das Haas-Team gegen die Sicherheit des Alpine-Boliden protestierte, weil ein Spiegel am A522 zunächst herumflatterte und schlussendlich abflog. Mit der Strafe fiel Alonso auf den 15. Platz zurück, wobei sein Alpine-Team Protest gegen den ursprünglichen Protest eingelegt hat, womit die Sache noch nicht vom Tisch ist.
Alonso unsicher: Hat das Auto mehr nach links gelenkt?
Dass es dazu überhaupt kommen konnte, ist für viele Beobachter jedoch erstaunlich, denn das ein Auto nach einem so starken Aufprall inklusive Kontakt mit der Barriere weiterfahren kann, ist mehr als untypisch.
"Anfangs hatte ich das Gefühl, dass das Auto viel mehr nach links als nach rechts lenkt", sagt Alonso auf die Frage, ob sich sein Auto danach noch genau wie vorher angefühlt habe. "Das war der Eindruck, als ich an die Box kam."
"Sie fragten mich, ob sich das Auto gut anfühle, und ich sagte, dass das Auto in den Linkskurven sehr gut und in den Rechtskurven ziemlich schlecht sei. Aber im Laufe der Runden wurde es immer normaler, sodass ich mir über diese Aussage nicht mehr sicher bin."
Alonso: Crash mit einem Alpine bedeutet DNF für die anderen!
Bereits zum wiederholten Male in dieser Saison hat sich der Alpine als nahezu "unzerstörbar" erwiesen, da Alonso und sein Teamkollege Esteban Ocon immer wieder Berührungen mit anderen Autos hatten, der Alpine dabei jedoch immer ungeschoren davonkam.
"Wir haben das in diesem Jahr schon ein paar Mal getestet, um ehrlich zu sein", sagt Alonso. "Wir hatten immer Kontakt mit Leuten, Hamilton in Spa mit mir, ich glaube, es war Yuki mit Esteban in Paul Ricard. Jeder, der mit einer Alpine gecrasht ist, ist sofort aus dem Rennen. Im Moment ist das Auto sehr stark, aber hoffentlich testen wir das nicht noch einmal."
Als Alonso in die Luft stieg, war er sich sicher, dass er im linken Fangzaun landen würde und war daher überrascht, dass sein Alpine A522 normal auf der Strecke landete und danach überhaupt weiterfahren konnte.
Alonso: "Überrascht, dass sie mich wieder rausschickten!"
"Das war nicht schön, denn wenn man in der Luft ist, ist man sich nicht bewusst, wo man sich auf der Strecke befindet, und ich dachte, dass ich viel mehr auf der linken Seite war", so der Spanier. "Und wenn man den seitlichen Zaun erwischt, den aus Metall, dann dreht man sich in der Luft um 360 Grad. Diese Art von Unfällen sieht man in der IndyCar-Szene häufig, und sie sind ziemlich gefährlich."
"Ich dachte, ich wäre auf diesem Zaun gelandet. Als das Auto dann auf der Strecke landete, dachte ich, ok, das ist alles sicher. Das Auto wird sicher kaputt sein, aber so ist es nun mal. Und ja, ich fuhr es langsam an die Box und dachte, dass wir das Auto abstellen würden."
"Ich war überrascht, als sie die Reifen und den Frontflügel wechselten und mich wieder rausschickten! Ich dachte mir: 'Okay, es ist bestimmt nur ein Test, aber sie werden mich in der nächsten Runde wieder reinholen oder so', aber anscheinend nicht, denn das Auto war ok."
Strafenchaos in Austin: Die Analyse des Rennens
Ein Rennen, drei kontroverse Themen: Kritik nach der Vettel-Show. Proteste gegen Red Bull und Alpine. Und ein richtig mies gelaunter Carlos Sainz. Weitere Formel-1-Videos
"Als sie es visuell überprüften, war alles in Ordnung, also fuhren wir weiter, und die zweite schlechte Nachricht war, dass wir mit diesem Reifensatz bis zum Ende fahren müssen, und es waren noch 32 Runden bis zum Ende, und ich dachte, das schaffen wir nie. Es war aber eine gute Entscheidung des Teams und eine gute Strategie am Ende. Mit einem Auto, das in der Mitte kaputt war, am Ende auf P7 zu stehen, obwohl wir vorher Letzter waren, das ist schon etwas Besonderes", sagt Alonso.
Alonso-Aufholjagd wie einst in Baku 2018
Mit seiner Aufholjagd fühlte sich der Alpine-Pilot an sein Rennen in Baku 2018 erinnert, als er - damals noch in Diensten von McLaren - sein Auto nach einem Kontakt in der ersten Runde mit Sergei Sirotkin zurück an die Box schleppte, er sich aber auch damals von ganz hinten auf Platz sieben zurückkämpfen konnte.
"Ich denke, es ist sehr ähnlich wie in Baku 2018. Es ist ein Auto, das ausscheiden sollte, und ja, wir geben nicht auf. Irgendwann kommt man wieder in die Punkteränge, und das ist für alle eine Überraschung", so Alonso.
Im weiteren Verlauf des Rennens in Austin hat er den Unfall mit Stroll nicht mehr im Kopf gehabt, da er sich darauf konzentrieren musste, seine Reifen zu schonen und die verlorenen Plätze wieder gut zu machen. Dabei hatte er gegen Ende des Rennens ein wichtiges Duell mit McLaren-Pilot Lando Norris, der Alonso den sechsten Platz wegschnappen konnte.
USA-Rennen für Alonso "56 Qualifying-Runden"
"Nein, [an den Crash] habe ich nicht mehr gedacht", sagt Alonso darauf angesprochen. "Trotzdem habe ich manchmal ein bisschen darüber nachgedacht, was passieren könnte, aber natürlich musste ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Zuerst musste ich den Williams überholen, dann war es Magnussen, und dann kam Norris mit frischen Reifen, also war ich ständig mit verschiedenen Herausforderungen beschäftigt."
Fotostrecke: Formel 1 2022 in Austin: Das Wichtigste zum Sonntag
Die wichtigsten Fakten zum Formel-1-Sonntag in Austin: Wer schnell war, wer nicht und wer überrascht hat - alle Infos dazu in dieser Fotostrecke! Fotostrecke
"Es gab also keine Zeit zum Ausruhen, und es war auch ein sehr physisches Rennen, 56 Qualifying-Runden, denn wir waren in verschiedenen Teilen der Runde unterschiedlich gefährdet. Und wir haben zu keinem Zeitpunkt aufgegeben, und das ist Teil unserer DNA."
Auf den Zweikampf mit Norris angesprochen, sagt er: "Ja, das hat Spaß gemacht. Wenn ich einen der Kämpfe des Rennens auswählen müsste, würde ich diesen wählen. Natürlich geht es um mehr als nur um die Position an sich, es geht um die Konstrukteursmeisterschaft, und es gab eine Menge Dinge, die vor sich gingen."
"Ich habe versucht, viel zu pushen und war bereit, sehr aggressiv in den Kampf mit ihm zu gehen. In der vorletzten Runde hatte ich aber keine Chance mehr. Und ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch den rechten Spiegel nicht mehr, sodass ich auch nicht sehen konnte, wo er in einigen Kurven war."