• 04. September 2022 · 19:12 Uhr

Lewis Hamilton: "Entschuldige mich nicht für meine Leidenschaft!"

Lewis Hamilton hat sich für seine Aussagen am Funk entschuldigt, nicht aber für seine Leidenschaft: Toto Wolff betont, dass Mercedes das Risiko gehen musste

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat sich für seinen Ausraster am Funk während des Formel-1-Rennens in Zandvoort bei seinem Team entschuldigt. Der Brite hatte sich darüber aufgeregt, dass er während der letzten Safety-Car-Phase keine weichen Reifen bekommen hatte und so chancenlos gegen die Angriffe von Max Verstappen und Teamkollege George Russell war.

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Gegen George Russell hatte Lewis Hamilton keine Chance mehr Zoom Download

"I can't believe you guys screwed me like that", hatte der Brite am Funk gesagt, was man ungefähr so übersetzen könnte: "Ich kann nicht glauben, dass ihr mich so in die Scheiße geritten habt", so sein Vorwurf an die Strategen. Nachsatz: "Ich kann gar nicht sagen, wie angepisst ich bin."

Nach dem Rennen hatte sich das Gemüt des siebenmaligen Weltmeisters aber schon abgekühlt und er schlägt versöhnlichere Töne an: "Was ich gesagt habe, tut mir leid. Das war einfach im Eifer des Gefechts", meint Hamilton, betont aber auch: "Ich entschuldige mich nicht für meine Leidenschaft, denn so bin ich einfach. Ich mache nicht immer alles richtig."

Hamilton war verärgert, weil er einen möglichen Sieg aus den Fingern gleiten sah: "Bis dahin war die Strategie so gut. Die Boxenstopps waren fantastisch, die besten des gesamten Jahres", sagt er. "Ich hatte gehofft, dass wir einen Doppelsieg einfahren können. Wir hatten schon lange keinen Sieg mehr, und ich hatte das Gefühl, dass er endlich in Reichweite ist."

Das Safety-Car habe dann nicht geholfen, "und ich war mit meinen Gefühlen am Siedepunkt", verteidigt er sich. "Ich entschuldige mich beim Team. Ich weiß gar nicht mehr, was ich gesagt habe. Ich habe einfach für einen Moment die Beherrschung verloren, aber sie wissen, dass ich einfach so leidenschaftlich bin."

Wolff: "Sind der Mistkübel der Fahrer"

Motorsportchef Toto Wolff hat für den Ausbruch seines Piloten Verständnis: "Wir sind der Mistkübel des Fahrers. Du sitzt da drinnen, verlierst gerade dein Rennen, und dann musst du einfach diese Auskotzerei nehmen", sagt der Österreicher dem 'ORF' und betont: "Zwischen uns passt überhaupt kein Blatt Papier, und das haben wir jetzt auch diskutiert."


"Kann nicht glauben, dass ihr mich gelinkt habt!"

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Lewis Hamilton tobt, weil er meint, sein Mercedes-Team habe ihn "gelinkt". Das Thema des Tages bei unserer Analyse des Grand Prix der Niederlande. Weitere Formel-1-Videos

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Mercedes war mit einer anderen Strategie in das Rennen gegangen und hatte als einziges Spitzenteam auf eine Einstopp-Strategie gesetzt. Hamilton und Teamkollege George Russell waren auf den Medium-Reifen gestartet und kurz vor Rennhalbzeit an die Box gekommen, um sich die Hards zu holen.

Verstappen lag in Runde 47 von 72 knapp 14 Sekunden vor Hamilton, musste aber noch einen weiteren Boxenstopp einlegen. Das virtuelle Safety-Car half dem Niederländer aber dabei, seine Führung beim zweiten Reifenwechsel zu behalten. Die Chance nutzten aber auch die beiden Mercedes, um noch einmal auf neue Mediums zu gehen.

Hamilton: "Dann ist meine Hoffnung geschwunden ..."

Als kurze Zeit später das echte Safety-Car auf die Strecke kam, bog Verstappen erneut in die Box ein, um sich noch einmal Softs zu holen. Mercedes ließ beide Piloten zunächst draußen und sicherte sich so die Trackposition gegen den Red-Bull-Piloten. Doch als eine Runde später alle Fahrer hinter dem Safety-Car durch die Box fahren musste, ließ man Hamilton durchfahren und wechselte nur bei Russell.


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"Es gab keine Diskussionen darüber, was passiert, wenn das Safety-Car 15 oder 20 Runden vor dem Ende kommt. Ich habe einfach die Anweisung befolgt", schildert Hamilton. "Als ich an meiner Box vorbei bin, habe ich gesehen, dass die Softreifen da waren, und dass George sie bekommen hat. Zu dem Zeitpunkt ist meine Hoffnung geschwunden."

Auf seinen Mediums hatte der Engländer nach dem Neustart keine Chance gegen Verstappen und Russell, und verlor das Podium auch noch an Charles Leclerc. "Das ist natürlich super frustrierend aus seiner Sicht", weiß Wolff.

Mercedes musste Risiko gehen

Doch Mercedes wollte einfach das Risiko gehen, weil man eine Chance gesehen hat, das Rennen zu gewinnen. "Wir haben in der Früh besprochen: Wollen wir echt Risiko gehen, um das Rennen zu gewinnen, oder versuchen wir zu konsolidieren? Wir sind das Risiko eingegangen, weil Lewis vorne war", sagt Wolff.

Dass der acht Runden ältere Medium gegen den Soft-Reifen so einbrechen würde, hatte Mercedes nicht erwartet. "Das war mit Sicherheit ein Fehler, aber absolut wert, das Risiko zu gehen", betont der Teamchef.

Hätte man Hamilton auch neue Reifen gegeben, hätte man ihn hinter Verstappen gebracht. Zwar wären dann vermutlich die Plätze zwei und drei herausgesprungen, doch eine Siegchance sah man so nicht: "Red Bull hatte so viel Speed auf den Geraden, dass wir keine Chance auf den Sieg gehabt hätten, wenn wir alle auf dem gleichen Reifen gewesen wären", verteidigt sich Wolff.

Sieg ohne virtuelles Safety-Car?

Trotz des Ärgers versucht Hamilton das Zandvoort-Wochenende aber positiv zu sehen. Denn er glaubt, dass der W13 in den Niederlanden durchaus siegfähig war. "Ich möchte sehen, dass das Glas halbvoll ist. Beim letzten Rennen hatten wir Probleme, aber hier haben wir mit Red Bull gekämpft", sagt er.

Er ist überzeugt: "Ohne das Safety-Car hätten wir um den Sieg kämpfen können. Ich glaube nicht, dass die anderen zu einer Einstopp-Strategie in der Lage waren. Wir können so viele großartige Dinge mitnehmen. Das Auto hat endlich funktioniert. Wenn es so bleibt, dann sitzen wir ihnen im Nacken und werden den Sieg bekommen."

Doch das Glück war den Silberpfeilen am Wochenende nicht hold. Erst versaute eine gelbe Flagge im Qualifying ein möglicherweise besseres Qualifying-Ergebnis, dann kommt das virtuelle Safety-Car im Rennen zu einem ungünstigen Zeitpunkt raus.

Wolff "sprachlos" über Tsunoda

"Ohne das virtuelle Safety-Car hätten wir vielleicht eine 50-prozentige Chance gehabt, weil Max knapp zehn Sekunden hinter uns rausgekommen wäre", meint Wolff. "Hätten wir es gewonnen? Wahrscheinlich nicht."

Trotzdem hadert er mit den Umständen, auch weil es ausgerechnet ein AlphaTauri war, der Verstappen so half. "Sprachlos", sagt Wolff über die Aktion von Tsunoda, der erst auf der Strecke stehengeblieben war, dann noch einmal an die Box rollte, nur um eine Runde später endgültig auszurollen.

"Die Verbitterung wäre sehr groß, wenn wir um eine Meisterschaft fahren würden. Dann denkst du dir natürlich auch: Gestern fährt Perez ins Kies und heute steht Tsunoda draußen geparkt", sagt er. "Aber da wir nicht um eine Meisterschaft fahren, ist das für mich nicht ganz so relevant."

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