• 28. August 2022 · 10:19 Uhr

Nach Spa-Debakel: Toto Wolff deutet Umdenken für 2023 an

Von Hero zu Zero in vier Wochen: Teamchef Toto Wolff ist fassungslos, wie schnell Mercedes nach der Poleposition in Ungarn abgestürzt ist

(Motorsport-Total.com) - Nach einem schwierigen Saisonbeginn konnte Mercedes nach der Poleposition durch George Russell in Ungarn einigermaßen beruhigt in die Sommerpause gehen. In Belgien würde man nah dran sein, dachte etwa Lewis Hamilton. Eine halbe Sekunde Rückstand vielleicht, aber nicht mehr.

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Nachdenklich: Toto Wolff ist nach dem Qualifying in Spa "not amused" Zoom Download

Doch weit gefehlt. Am Ende hatte Hamilton im Qualifying auf dem Ardennenkurs 1,8 und Russell sogar 2,1 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Max Verstappen im Red Bull.

Nicht nur für Hamilton, sondern auch für Teamchef Toto Wolff eine mittlere Katastrophe: "Es kann nicht sein, dass wir vor vier Wochen auf Pole stehen, wenn auch bei anderen Bedingungen auf einer anderen Strecke, und dann fehlen hier plötzlich 1,8 Sekunden. Da scheint's was zu geben, was wir nicht verstehen oder nicht auf die Reihe bekommen."

"Red Bull", sagt er, "fährt hier in einer eigenen Liga. Sogar Ferrari hat acht Zehntel Rückstand. Das ist aber kein Trost. Für mich ist das das schlechteste Quali, das ich in zehn Jahren erlebt habe. Unabhängig von den Startpositionen und davon, dass wir vor vier Wochen auf Pole standen, ist das für uns nicht akzeptabel."

Was Wolff damit meint: Das Ergebnis in Spa sieht besser aus als es ist. Denn Hamilton und Russell starten am Sonntag von P4/5 in den Grand Prix, obwohl sie sich nur auf P7/8 qualifiziert haben. Der Vielzahl an Gridstrafen sei Dank.

W13 generiert auf Geraden zu viel Luftwiderstand

Woran es liegt, dass Mercedes in Spa hinterherfährt, wissen die Ingenieure nicht: "Wenn wir es wüssten", seufzt Wolff, "könnten wir was tun." Immerhin eine Schwäche ist offensichtlich: "Das Auto hat auf den Geraden zu viel Luftwiderstand. Lewis sagt, es fühlt sich an, als hätte er einen Fallschirm hinter sich."

Außerdem: "Das Heck ist instabil. Wir haben Untersteuern durch Kurve 8 und 9. Bei hoher Geschwindigkeit haben wir 'Bouncing'. Da fehlt dann das Vertrauen. Ich habe dieses Wochenende nicht eine positive Sache über das Auto gehört. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir in uns gehen und entscheiden, was im Hinblick auf nächstes Jahr zu tun ist."

Der Mercedes-AMG F1 W13 E Performance gilt als radikaler Designentwurf, insbesondere wegen des "Zero-Pod"-Seitenkastenkonzepts mit extrem eng anliegender Außenhaut. Doch was aerodynamisch zumindest in der grauen Theorie Vorteile bringt, war auf der Rennstrecke bisher nicht konkurrenzfähig.

Der Mercedes und die Reifentemperatur

Bekannt ist, dass sich Mercedes schwer damit tut, die Reifen schnell auf Temperatur zu bekommen. Das ist ein Nachteil im Qualifying, wenn man für eine Runde maximalen Grip braucht - aber ein Vorteil, wenn es darum geht, die Reifen auf die Renndistanz möglichst zu schonen.


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In Spa fuhr Mercedes schon am Freitag hinterher. Da hielten sich die Sorgen aber noch in Grenzen, weil 2022 rechtzeitig vor dem Qualifying schon oft ein Turnaround gelungen ist. Wolff: "Es ist das erste Mal, dass wir es fürs Qualifying nicht halbwegs hinbekommen haben. Insgesamt waren wir in den Rennen meistens viel besser als im Qualifying."

"Ich bin gespannt, ob unsere Rennperformance hier besser ist als die Qualiperformance. Aber selbst wenn: Ein positives Ergebnis, egal welches, kann meine Stimmung nicht mehr aufhellen. Denn einige der Topjungs starten von hinten, und da spielt das Rennergebnis bei der Bewertung der Performance dann womöglich eine untergeordnete Rolle."

Technische Richtlinie: Spielt sie eine Rolle?

Theoretisch könnte es einen Zusammenhang zwischen der schwachen Mercedes-Leistung und der technischen Richtlinie zum Thema "Porpoising" geben, die in Spa erstmals in Kraft ist. Autos, die nachweislich zu stark "bouncen", können von der FIA im Set-up eingeschränkt werden. Bisher hatte das aber noch keine konkreten Auswirkungen.

Oder etwa doch? "Ist doch eindeutig so, dass es Red Bull Performance gebracht hat", meint Wolff augenzwinkernd, nur um richtigzustellen: "Ich habe keine Ahnung, wie es sich auswirkt. Aber dass ein Team plötzlich wegen einer winzigen Regeländerung um eine halbe Sekunde schneller ist, das sind Dinge, die gibt es so nicht."

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