• 28. August 2022 · 19:45 Uhr

"Ferrari tut seltsame Dinge": Verpatzter Poker kostet Charles Leclerc zwei Punkte

Charles Leclerc verliert in Spa eine Position, weil Ferrari auf die schnellste Runde pokert - Mattia Binotto findet Erklärung für das zu schnelle Fahren in der Boxengasse

(Motorsport-Total.com) - Der Poker von Ferrari am Ende des Formel-1-Rennens von Belgien ging nicht auf. Mit einem Boxenstopp in der vorletzten Rennrunde wollte die Scuderia dem mittlerweile enteilten WM-Rivalen Max Verstappen zumindest einen Punkt wegnehmen. Doch statt einen Punkt zu gewinnen, verlor Charles Leclerc bei dieser Aktion sogar zwei.

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Ferrari wollte in der Schlussphase einen Bonuspunkt mitnehmen Zoom Download

Denn der Monegasse schaffte es zum einen nicht, Verstappen die schnellste Runde abzunehmen, zum anderen verlor er noch Platz fünf, weil er beim Boxenstopp zu schnell in der Boxengasse war und eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam.

Nutznießer war Fernando Alonso, der dadurch noch eine Position geschenkt bekam. "Es ist okay. Ferrari tut seltsame Dinge, und das war ein weiteres seltsames Ding", lästert der Spanier über die Ferrari-Taktik.

Leclerc hatte zuvor einsam auf Platz fünf gelegen und wollte Verstappen zumindest einen Punkt abnehmen. Doch durch den Reifenwechsel verlor der Monegasse die Position an den Alpine-Piloten. Zwar erkämpfte er sich den Platz in der letzten Runde auf der Strecke wieder, verpasste dadurch aber die Rundenzeit des WM-Führenden.

Noch schlimmer: Nach dem Rennen bekam er fünf Sekunden Strafzeit aufgebrummt, weil er in der Boxengasse die erlaubten 80 km/h um einen Stundenkilometer überschritten hatte. Dadurch landete er in der Endabrechnung doch wieder hinter Alonso - und Ferrari wurde in den sozialen Medien schon wieder zum Gespött.

"Wir haben während des Rennens darüber gesprochen, und am Ende haben wir entschieden, zu stoppen", sagt Leclerc und nimmt die Schuld für die zu schnelle Fahrt in der Boxengasse auf sich: "Das war mein Fehler und hatte nichts mit dem Team zu tun", stellt er klar.

Kaputter Sensor schuld am Speeding?

Teamchef Mattia Binotto nimmt seinen Schützling nach dem Rennen jedoch in Schutz und macht einen kaputten Sensor dafür verantwortlich, dass Leclerc zu schnell war - das Resultat eines Abreißvisiers, das sich in der Anfangsphase des Rennens in seiner rechten Vorderradbremse verfangen hatte.

"Wir haben unsere normalen Sensoren, die die Geschwindigkeit messen, nicht benutzt, weil sie während der Überhitzung vorne rechts durch das Abreißvisier von Max [Verstappen] ausgefallen sind", erklärt der Italiener. "Und unser zweites System war vielleicht nicht so genau."

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Mattia Binotto will auch in Zukunft weiter mutige Entscheidungen treffen Zoom Download

Für Binotto war das einfach "eine unglückliche Situation" und er verteidigt die Taktik: "Ich denke, es war die richtige Entscheidung, denn du musst in der Formel 1 mutig sein. Es gab die Möglichkeit auf die schnellste Rennrunde."

Zwar wusste Ferrari, dass es gegen Fernando Alonso eng werden könnte, "aber wir wussten auch, dass er ihn wieder zurücküberholen kann", so Binotto. Denn Leclerc würde die frischeren Reifen haben und im Notfall auch die Hilfe von DRS und dem höheren Topspeed auf der Kemmel-Geraden. Und in der Theorie hatte es ja auch geklappt, wenn die Strafe nicht gewesen wäre.

Binotto: Kein Grund, etwas zu ändern

Daher betont der Teamchef: "Nur deswegen hören wir jetzt nicht auf, mutig zu sein und auf die schnellste Runde zu gehen, wenn die Bedingungen dafür gegeben sind."

Trotzdem werden wieder Stimmen laut, die Ferrari für eine falsche Strategieentscheidung kritisieren. Doch Binotto betont erneut, dass er im strategischen Bereich keinen Grund für Veränderung sieht: "Nein", stellt er klar. "Natürlich will man sich immer verbessern, und es gibt Lektionen, auf die wir schauen und die wir reflektieren", so Binotto.


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"Aber", sagt er weiter, "wenn ich auf die Saison schaue, dann gibt es viele Wahrnehmungen von außen, die nicht der Wahrheit und der Realität entsprechen. Manchmal machen wir keine Fehler, auch wenn es von außen vielleicht als Fehler wahrgenommen wird."

Trotzdem war es der Tiefpunkt eines frustrierenden Wochenendes für Leclerc. Das ganze Wochenende war er deutlich langsamer als Red Bull und musste nach einer Motorenstrafe nur von Platz 15 starten. Zwar war er kurz nach dem Start auf Augenhöhe mit seinem WM-Rivalen, doch während dieser nach vorne stürmte, wurde Leclercs Aufholjagd durch ein Abreißvisier behindert.

Mit einem Abreißvisier ging der Ärger los

Das hatte sich in der vorderen rechten Bremse verfangen und einen frühen Reifenwechsel hinter dem Safety-Car notwendig gemacht - und eben den Sensor lahmgelegt, was womöglich zur Strafe in der Boxengasse führte.

"Das hat uns ziemlich ins Hintertreffen gebracht, und wir haben den Preis dafür bezahlt", ärgert sich Leclerc, der sich dadurch erst einmal durch das Hinterfeld arbeiten musste.


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Später musste er sich über eine Aktion von Sergio Perez ärgern, der ihm außen in Les Combes zu wenig Platz gelassen hatte, worüber sich der Ferrari-Pilot am Funk beschwerte. "Was ich gedacht habe, habe ich am Funk gesagt", winkt Leclerc ab. "Es gab keine Strafe. Wir haben uns berührt und ich fand das hart an der Grenze. Aber so ist es."

Zudem sorgte Ferrari ein weiteres Mal für ein wenig Spott in den sozialen Netzwerken, als man während des Rennens eine umfangreiche Taktikbesprechung mit Leclerc abhielt. Doch auch das sieht Leclerc gelassen: "Das haben wir immer gemacht. Nur diesmal war es etwas eindeutiger, weil wir im Niemandsland waren und keiner gegen uns gekämpft hatte. Darum hatten wir etwas mehr Freiheit darüber zu reden."

Sorge um großen Red-Bull-Vorsprung

Am Ende wurde aber vor allem über die verpatzte Boxenstopp-Entscheidung gesprochen, die Leclerc aber eigentlich gar nicht so ärgerte. Viel schlimmer war für ihn der große Rückstand auf Red Bull. "Sie waren auf einem anderen Level", sagt er. "Sie haben etwas gefunden, was für uns etwas besorgniserregend ist, weil wir es aktuell nicht verstehen", sagt er.

"Sie sind immer noch extrem schnell auf den Geraden. Es sieht so aus, als hätten sie überhaupt keinen Abtrieb, aber in den Kurven sind sie dann genauso schnell wie wir - oder schneller", so der Monegasse.

Zumindest in der Boxengasse war Ferrari im Rennen am schnellsten ...

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