• 28. August 2022 · 16:31 Uhr

F1-Rennen Spa: Max Verstappen deklassiert Gegner zu Statisten!

Nach 18 von 44 Runden war die Sache erledigt: Max Verstappen legt in Belgien eine unfassbare Aufholjagd hin und feiert einen denkwürdigen Sieg

(Motorsport-Total.com) - Dieses Rennen reiht sich nahtlos ein in die denkwürdigsten Aufholjagden der Formel-1-Geschichte! Max Verstappen (Red Bull) hat den Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps vom 14. Startplatz aus gewonnen, mit einer dominanten Leistung seine Gegner zu Statisten degradiert und damit auch seine Führung in der Formel-1-WM 2022 ausgebaut.

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Max Verstappen hat Ferrari & Co. nicht den Funken einer Chance gelassen Zoom Download

Verstappen gewann das Rennen bei trockenen Bedingungen vor seinem Teamkollegen Sergio Perez (Red Bull) und Carlos Sainz (Ferrari), der zwar zu Beginn in Führung lag, mit seinem Ferrari aber letztendlich keine Chance auf den Sieg hatte.

'ServusTV'-Experte Nico Hülkenberg zeigt sich beeindruckt: "Max hat dieses Wochenende seit der ersten Ausfahrt im Training alles in Grund und Boden gefahren."

Vierter wurde George Russell (Mercedes), gefolgt von Fernando Alonso (Alpine), Charles Leclerc (Ferrari), Esteban Ocon (beide Alpine), Sebastian Vettel (Aston Martin), Pierre Gasly (AlphaTauri) und Alexander Albon (Williams).

Mick Schumacher (Haas) konnte keine Akzente setzen und beendete das Rennen an 17. Stelle.

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Warum wurde das Rennergebnis nachträglich korrigiert?

Ferrari holte Leclerc zwei Runden vor Schluss ein drittes Mal an die Box, um ihm weiche Reifen zu geben und den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde zu erobern. Leclerc verlor dadurch den fünften Platz an Alonso, konnte den Spanier aber dank der frischeren Reifen in der letzten Runde zurücküberholen.

Nur: In der Boxengasse war er schneller unterwegs als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit, weswegen ihm nachträglich eine Fünfsekundenstrafe aufgebrummt wurde. Die warf ihn vom fünften auf den sechsten Platz zurück.

Den Punkt für die schnellste Runde gab's übrigens auch nicht (Verstappen). Dafür war Leclerc um 0,630 Sekunden zu langsam.

Was passierte in der turbulenten Startphase?

Sainz kam von der Pole gut weg und ging in Führung, Perez verlor dahinter drei Positionen. Bei der Anfahrt zu Les Combes scherte Hamilton aus Alonsos Windschatten aus. Die beiden duellierten sich um Platz 2. Dabei kam es zur Kollision: Alonsos linkes Vorderrad gegen Hamiltons rechtes Hinterrad.

"Was für ein Idiot! Der macht die Tür von außen zu. Wir hatten einen mega Start, aber der Kerl weiß anscheinend nur, wie man startet, wenn er vom ersten Platz kommt", regte sich Alonso am Boxenfunk auf.

Hülkenberg versteht diese Sicht der Dinge: "Lewis lenkt ein und lässt Fernando nicht so viel Platz. Lewis weiß, dass Fernando da sein muss. Er hat das schon ein bisschen provoziert, finde ich."

Die FIA-Rennkommissare hielten sich aus etwaigen Scharmützeln raus und entschied nach kurzem Studium der Videos: "No further Action."

Dabei gab Hamilton später zu: "Es war definitiv mein Fehler. Passiert im Motorsport. Ich habe alles gegeben, um ihn außen zu überholen. Dabei habe ich nicht genug Platz gelassen und den Preis dafür bezahlt. Es war keine Absicht. Es ist einfach passiert."

Hamilton konnte zwar zunächst weiterfahren, wurde aber immer langsamer. Am Ende der ersten Runde kam der Befehl: "Stop the Car!" Das führte zu einer Safety-Car-Phase, weil der Mercedes erstmal von der Strecke geschafft werden musste.

Später setzte es für Hamilton auch noch eine Verwarnung, weil bei dem Crash die Grenzwerte für die zulässigen Fliehkräfte überschritten wurden und er eigentlich für eine Untersuchung ins Medical-Center an der Strecke kommen hätte müssen. Dieser Aufforderung kam er aber erst nach, als ihm eine Strafe angedroht wurde, sollte er dort nicht erscheinen.

Weiter hinten krachte es in Les Combes in der ersten Runde noch einmal. Nicholas Latifi (Williams) kam zu weit nach außen, verlor auf dem Kies die Kontrolle über sein Auto. Ocon konnte gerade noch ausweichen, Valtteri Bottas (Alfa Romeo) nicht mehr. Der Finne schied aus.

Wie verlief Verstappens Aufholjagd?

Zwar kam Leclerc auf den ersten Metern sogar einen Tick besser weg als er, doch Verstappen behauptete die Position durch La Source und kam als Achter aus der ersten Runde zurück. Damit hatte er in dieser nicht weniger als sechs Positionen aufgeholt.

Unmittelbar nach dem Safety-Car-Neustart ging sein Vorwärtsdrang weiter. In Runde 5 schnappte sich Verstappen Albon und Daniel Ricciardo (McLaren). In Runde 6 überholte er vor der Bus-Stop-Schikane Vettel.

Ein paar Meter weiter, in Runde 7, war Alonso dran und Verstappen Vierter. Rückstand auf Leader Sainz: 5,5 Sekunden.

Bei Ferrari wurde man da offenbar schon nervös: Man sei jetzt "mehr für Plan B", funkte man Sainz vom Kommandostand. Leclerc hatte bereits während der Safety-Car-Phase Reifen gewechselt und auf eine kühne Einstoppstrategie umgestellt, die er letztendlich aber doch nicht durchzog.

In Runde 8 von 44 lag Verstappen erstmals auf dem Podium, als er sich mit DRS am Russell-Mercedes vorbeisaugte. Trotz der Überholmanöver schaffte er es, den Rückstand auf Sainz zu verringern. Zu dem Zeitpunkt fehlten nur noch 4,2 Sekunden.

In Runde 9 gelang Verstappen kein Überholmanöver. Sowohl er selbst als auch Sainz klagten jetzt am Boxenfunk erstmals über abbauende Reifen. Der Abstand zwischen Sainz und Verstappen schrumpfte auf 2,3 Sekunden. Ferrari funkte an Leclerc: "Die Reifen bauen bei allen stärker ab als erwartet."

In Runde 11 beschwerte sich Verstappen erstmals darüber, dass er von Perez nicht vorbeigewinkt wurde: "Wir verlieren jetzt eine dumme Menge an Zeit!"

Am Ende der Runde kam Sainz an die Box und wechselte von Soft auf Medium. Damit steckte er wieder mittendrin im Pulk mit langsameren Fahrzeugen wie Vettel und Stroll.

Es war in Runde 12, als Verstappen vor Les Combes aus eigener Kraft erstmals in Führung ging. Perez leistete dabei keine übertriebene Gegenwehr, hätte die aber auch mutmaßlich nicht leisten können, selbst wenn er gewollt hätte.


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Verstappens Überlegenheit war so drückend, dass er selbst mit gebrauchten Softs schneller war als der Rest des Feldes, der überwiegend schon Reifen gewechselt hatte. Nur Sainz konnte mit frischen Reifen gegen Verstappen auf gebrauchten Pneus sogar etwas schneller fahren.

Musste Verstappen die Führung nochmal abgeben?

Ja. In Runde 15 kam er zum Boxenstopp und wechselte von Soft auf Medium. Somit übernahm Sainz wieder die Führung im Rennen. Verstappen blieb aber auf Platz 2, 5,0 Sekunden hinter Sainz und 1,4 Sekunden vor Perez.

Nur eine Runde später Betrug Verstappens Rückstand auf Sainz nur noch 1,9 Sekunden. Seine um vier Runden frischeren Reifen verhalfen ihm zu einer drückend dominanten Performance.

In Runde 18 übernahm Verstappen dann mit DRS-Überschuss zum zweiten Mal die Führung. Sainz hatte der Attacke vor Les Combes nichts entgegenzusetzen. Sehr zur Freude der "Oranjes", die die Kemmel-Gerade zu einem wahren Hexenkessel machten.

In Runde 26 wechselte Sainz von Medium auf Hard und Leclerc von Medium auf Medium. Verstappen hatte jetzt einen Stopp weniger, aber sein Vorsprung auf die beiden Ferraris (34,6 Sekunden auf Sainz, 54,4 auf Leclerc) war beruhigend.

In Runde 28 kam sein Teamkollege Perez zum zweiten Boxenstopp, aber selbst der blieb komfortabel vor den beiden Ferraris. In Runde 31 kam Verstappen selbst. Er kam mit 7,9 Sekunden Vorsprung auf Perez wieder auf die Strecke.

Von dem Zeitpunkt an war der Doppelsieg von Red Bull nicht mehr gefährdet.

Wie überlegen waren Verstappen und Red Bull?

So überlegen wie noch nie in der Saison 2022. "Es war unglaublich", schwärmt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit 'ServusTV'. "Wir sind selbst überrascht gewesen, mit welcher Leichtigkeit Max dem Rest des Feldes ein bis eineinhalb Sekunden pro Runde davongefahren ist. Nach dem ersten Boxenstopp haben wir eigentlich nur noch das Auto geschont. Es war eine sehr leichte Sache für Max."

Auch die Konkurrenz staunte nicht schlecht: "Max ist einfach geflogen", sagt etwa Perez. "Er war auf einem anderen Planeten, absolut unschlagbar."

Sainz sieht ein: "Die Pace war einfach nicht da. Meine Reifen haben überhitzt und ich bin viel gerutscht. Aus irgendeinem Grund war unser Paket hier nicht so stark. Für uns war es ein reiner Überlebenskampf. Da war nicht mehr drin. Red Bull, Max und 'Checo' waren heute einfach auf einem anderen Planeten, stärker in allen Bereichen. Und wir waren nicht schnell genug."


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Und Verstappen selbst? "Wenn man das ganze Wochenende betrachtet, war es wahrscheinlich das dominanteste Wochenende meiner Karriere", lächelt er zufrieden. "Das Auto ist vom ersten Training an perfekt gelaufen."

Aber: "Es war nicht leicht, mich in der ersten Runde aus allem Ärger herauszuhalten. Aber als das Safety-Car kam und alles beruhigte und ich Dritter war und sah, dass meine Reifen noch ganz gut beisammen waren, wusste ich, dass wir eine Chance haben, das Rennen zu gewinnen."

"Diese Strecke war einfach perfekt für unser Auto."

Warum fiel Perez am Start so weit zurück?

Für den Mexikaner, der aufgrund der vielen Startversetzungen als heimlicher Favorit ins Rennen startete, verlief schon die erste Runde nicht nach Wunsch. Er fiel zunächst vom zweiten auf den fünften Platz zurück: "Mein Start war sehr schlecht, aber ich habe es geschafft, George in Kurve 5 zu überholen, und durch die Kollision zwischen Lewis und Fernando war ich schon wieder Zweiter", sagt Perez.

Warum er so schlecht von der Linie wegkam, weiß er selbst noch nicht: "Irgendwas war mit der Kupplung. Ich hatte viel Wheelspin, und die Strafe dafür ist hier, mit dem rauen Asphalt, besonders hoch."

Warum war Schumacher nicht konkurrenzfähiger?

Erstens: wegen eines technischen Problems mit einer Isolation. "Ich hatte die ganze Zeit heiße Luft vom Motor im Cockpit", stöhnt der Haas-Pilot. "Der Sitz ist dann mal schnell 60 Grad heiß geworden. Es hat sich angefühlt, als wären wir schon in Singapur. Das war in dem Moment das schwierigste."

Zweitens: auf den Geraden fehlte es an Höchstgeschwindigkeit. "Die anderen Autos haben einfach viel mehr Topspeed als wir", sagt Schumacher. "Dementsprechend war es extrem schwierig, überhaupt mitzufahren. Im Mittelsektor war es eigentlich ganz okay. Darum konnte ich, wenn ich einmal vorne war, den Abstand halten oder sogar schließen."

Wie geht's jetzt in der Formel-1-WM 2022 weiter?

Spa ist das erste von drei Rennen eines sogenannten "Tripleheaders". Bereits am kommenden Freitag steigt der Trainingsauftakt in Zandvoort (Niederlande), anschließend geht's weiter in Monza (Italien). Insgesamt sind auf dem Formel-1-Kalender 2022 nach Spa noch acht Rennen zu fahren, plus ein F1-Sprint in Sao Paulo.

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