Sainz vermisst Pace im Ferrari: "Nicht überrascht, dass ich nur Vierter bin ..."
Carlos Sainz hadert mit der Pace und dem Gefühl in seinem Ferrari und wundert sich, wie das Team innerhalb von zwei Tagen so langsam werden konnte
(Motorsport-Total.com) - "Wenn ich mich an der Pace von Freitag orientiere, hätten wir heute locker Erster und Zweiter sein sollen", sagt Carlos Sainz nach dem Rennen von Ungarn. Doch von der starken Pace im Training war am Sonntag überhaupt nichts mehr zu sehen. Stattdessen wurden die Roten auf die Plätze vier und sechs zurückgereicht.
"Heute war es in jeder Runde ein Kampf. Ich hatte überhaupt keine Balance im Auto und konnte nicht pushen, weil ich Graining an den Vorderreifen bekommen habe", erklärt er. "Ich hatte große Probleme mit dem Auto und bin nicht überrascht, dass ich Vierter geworden bin, denn das Gefühl im Auto war wirklich schlecht."
Während Teamkollege Charles Leclerc am Ende vom Wechsel auf harte Reifen nach hinten gespült wurde, war es bei Sainz kein Strategieproblem, sondern vielmehr ein Paceproblem. "Für mich auf jeden Fall", sagt er. "Man kann meine Pace auf Softs mit der von Lewis [Hamilton] vergleichen und feststellen, dass wir von deutlich schneller zu langsamer gegangen sind."
Daher musste Sainz auch etwas früher in die Box fahren, weil die Vorderreifen bei den Mediums ziemlich einbrachen. "Die Pace war nicht schlecht, aber nur so 15 Runden, und dann hat der Reifen abgebaut", so der Spanier.
Bei Kälte funktioniert's plötzlich nicht mehr
"Wir müssen analysieren, warum uns die Temperaturen heute so beeinflusst haben", sieht er auch die deutlich kältere Umgebung als Faktor an. Am Freitag herrschten mehr als 30 Grad an der Strecke, am Sonntag kratzte das Thermometer gerade einmal an der 20-Grad-Marke.
"Am Freitag konnte ich Vollgas geben und hatte keinen Reifenabbau, und heute konnte ich nicht pushen und hatte vorne einen enormen Abbau", wundert er sich. "Für mich lag es an den Temperaturen, die eine Performance-Veränderung mit sich gebracht haben, die ich nicht erwartet hatte."
Im Gegensatz zu Leclerc hat Sainz an seiner Strategie ansonsten aber nichts auszusetzen. Er war ebenfalls zwei Stints auf Mediumreifen gefahren, ging aber nicht den gleichen Weg wie sein Teamkollege und vermied die Hards, die sich als Fehler herausstellten. Stattdessen blieb er länger auf den Mediums und holte sich für die letzten 23 Runden Softs.
Verpatzter Stopp kostet mögliche Führung
Überraschend war aber, dass Sainz schon nach 17 Runden zum ersten Stopp kam - nur eine Runde später als Max Verstappen und George Russell, die mit Softs begonnen hatten. Doch während Leclerc im Nachhinein gerne länger auf den Mediums geblieben wäre, ging das bei Sainz nicht: "Ich hätte nicht mehr viele Runden fahren können."
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Zudem versuchte Ferrari einen Overcut gegen Russell, der allerdings durch einen schlechten Boxenstopp verhindert wurde. "Ohne den hätten wir es geschafft", glaubt Sainz und ärgert sich über die verpatzten Reifenwechsel, denn auch beim zweiten Stopp hatte es unnötig lange gedauert.
"Wir hatten zwei schlechte Stopps, und der erste hat uns vermutlich die Führung gekostet. Ich denke, wir hätten das Rennen anführen können, und dann wird alles einfacher, weil du keine Dirty Air hast", so Sainz. "Aber es ist, wie es ist. Die Pace war nicht toll und das Gefühl im Auto auch nicht."
Stück Plastik verfängt sich im Auto
Kleine Randnotiz: Nach dem Rennen fand Sainz ein Stück Plastik an der Seite seines Autos - mutmaßlich Müll. "Ich weiß nicht, ob es mich Abtrieb gekostet hat, denn es war ein ziemlich großes Stück Plastik", so der Spanier.
Doch das dürfte nicht die große Erklärung für den deutlichen Pace-Verlust innerhalb von zwei Tagen sein. "Wir müssen analysieren, wie wir am Freitag von einem Vorsprung von einer halben Sekunde im Renntempo auf alle anderen und von Vollgas mit den Reifen zu einem plötzlichen stärkeren Abbau bei 30 Grad weniger Streckentemperatur kommen können und keinen Vorsprung mehr haben", sagt Sainz.
"Für mich war das eindeutig etwas, das uns bei diesen Temperaturen abhanden gekommen ist."