• 31. Juli 2022 · 16:43 Uhr

F1-Rennen Ungarn: Max Verstappen gewinnt nach irrer Aufholjagd!

Von P10 auf P1: Max Verstappen hat bewiesen, dass man in Budapest doch überholen kann - Ferrari schlägt sich nach zeitweise starker Leistung erneut selbst

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat beim Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring bei Budapest einen weiteren Schritt in Richtung Formel-1-WM 2022 gemacht. Der Red-Bull-Pilot gewann das Rennen dank einer herausragenden Performance vom zehnten Startplatz aus und verwies Lewis Hamilton und George Russell (beide Mercedes) auf die Plätze.

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Max Verstappen hat am Hungaroring eine tolle Aufholjagd gezeigt Zoom Download

Vierter wurde Carlos Sainz (Ferrari), vor Sergio Perez (Red Bull) und Charles Leclerc (Ferrari), der zwischendurch schon wie der mögliche Sieger aussah, dann aber auf den weißen Reifen völlig chancenlos war und deswegen einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen musste.

Dahinter rundeten Lando Norris (McLaren), Fernando Alonso, Esteban Ocon (beide Alpine) und Sebastian Vettel (Aston Martin) die Top 10 ab.

Mick Schumacher (Haas) wurde 14.

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Wer startete mit welchen Reifen?

Russell fuhr mit dem roten Soft los, die beiden Ferraris hinter ihm auf Medium. Norris auf P4 hatte wieder den Soft drauf, ebenso wie die beiden Red Bulls, die von hinten durchs Feld pflügten. Und das rasend schnell: Nach nur zehn Runden lag Verstappen schon an sechster Position. Rückstand auf Russell: 14,1 Sekunden.

Wie entwickelte sich der Kampf um den Sieg?

Russell musste dafür zwar etwas Mühe absetzen, konnte seine Poleposition aber verteidigen. Hinter ihm setzte sich Sainz als Zweiter und Leclerc als Dritter fest. Beim ersten Boxenstopp, zu dem Sainz früher reinkam als Leclerc, tauschten die Ferraris ihre Positionen (Runde 22).

Leclerc war daraufhin im zweiten Stint der schnellere Ferrari und setzte Russell ab Runde 27 stark unter Druck. Sainz hatte zu dem Zeitpunkt vier Sekunden Rückstand - und in seinem Rückspiegel wurde Verstappen immer größer, dessen Aufholjagd in der ersten Rennhälfte kaum zu bremsen war. Nach 30 Runden betrug sein Rückstand auf Russell nur noch fünf Sekunden.

In Runde 31 dann der Führungswechsel: Leclerc hatte vor Kurve 1 den Geschwindigkeitsüberschuss, setzte sich außen neben der Mercedes und ging an Russell vorbei. Nur eine Runde später lagen zwischen den beiden bereits 1,6 Sekunden.

War das die Wende im Grand Prix?

Bis dahin war Verstappen der schnellste Mann im Rennen. Doch als Leclerc freie Fahrt hatte, konnte er sich nach und nach absetzen. Hinter ihm verbissen sich Sainz und Verstappen an Russell, der das Tempo des Ferrari nicht mitgehen konnte. Dadurch wurde Verstappens Rückstand sukzessive größer.

In Runde 38 zog Verstappen die Konsequenz daraus, dass er an der Strecke nicht an Russell und Sainz vorbeikam, und kam sehr früh zu seinem zweiten Boxenstopp. Eine Taktik, die aufging und ihn an Russell vorbeispülte.

Ferrari reagierte und holte den eigentlich sicher führenden Leclerc an die Box, wechselte den von Medium auf Hard. Ein scherwiegender Fehler. Mit dem härtesten Reifen hatte Leclerc zunächst keinen Grip, sodass Verstappen in Runde 41 an ihm vorbeiging.

Doch eine Runde später legte Verstappen in der vorletzten Kurve einen spektakulären 360 hin, sodass Leclerc wieder an ihm vorbeizog. Verstappen hatte sogar noch Glück, dass in der Situation nicht auch Russell und Perez durchrutschten, konnte aber weiterfahren und heftete sich sofort wieder an Leclercs Fersen.

Verstappen berichtet: "Ich hatte mit dem Schalten und mit der Kupplung Probleme. Wir mussten ein bisschen was umstellen, um die Kupplung zu halten, und das kostete Performance. Ich denke, das hat beim Herausbeschleunigen zu dem 360 geführt."

Verstappen war trotz des Drehers, der seinen Reifen sicher nicht gutgetan hat, weiterhin der schnellste Mann auf der Strecke. Ausgangs Kurve 1 war es dann in Runde 45 so weit: Verstappen schnappte sich Leclerc, der mit den harten Reifen nicht auf Tempo kam, und war wieder Dritter.

In Führung lag zu dem Zeitpunkt, 13 Sekunden vor ihm, aber mit einem Boxenstopp weniger, Sainz. Als Sainz und Russell an die Box kamen, übernahm Verstappen die Führung. Jetzt war die einzige Frage, ob seine Reifen nach dem Dreher halten würde. Ralf Schumacher sagte am 'Sky'-Mikrofon: "Unglaublich, wie cool der ist!"

Warum brach Leclercs Tempo plötzlich so dramatisch ein?

Womöglich lag das an den Reifen. Als einziger der Topfahrer hatte er in jener Phase des Rennens den harten Reifen drauf, der im Training kaum getestet wurde. Doch wie bereits zuvor bei Alpine stellte sich dieser Reifen auch bei Leclerc als extrem langsam heraus.

In Runde 54 fiel Leclerc auch noch hinter Russell zurück. Eine Runde später reagierte Ferrari und holte Leclerc nochmal rein, um auf weiche Reifen zu wechseln. Immerhin klappte diesmal der Boxenstopp. Standzeit: 2,6 Sekunden.

Leclerc kam als Sechster auf die Strecke zurück, mehr als eine halbe Minute hinter Verstappen, sieben Sekunden hinter Perez auf P5. Teamchef Mattia Binotto war sein Ärger anzusehen - kurzzeitig verließ er sogar den Kommandostand.

"Wir hatten heute nicht die erwartete Performance", sagt Binotto. "Egal, ob Soft, Medium oder Hard: Die Performance des Autos war nicht gut genug. Und wenn das Auto nicht performt - vielleicht, weil es heute kühler war als am Freitag -, funktioniert auch keine Strategie. Am Freitag hatten wir einen Vorteil gegenüber unseren Konkurrenten. Der war heute weg."

Auch Leclerc war sein Ärger nach dem Rennen anzusehen: "Mit dem Medium hatte ich alles unter Kontrolle. Ich habe am Funk gesagt, dass ich mich mit dem Medium sehr wohl fühle und dass ich so lang wie möglich damit fahren möchte, weil das Gefühl gut war."

"Ich weiß nicht, warum wir uns dann anders entschieden haben. Das Tempo war eigentlich gut. Aber der Stint auf dem Hard war eine Katastrophe. Und dann auch noch 20 Sekunden durch den Boxenstopp. Da haben wir das Rennen verloren", kritisiert er.

Wie stark war Mercedes wirklich?

Danach war dann Hamilton, nach einem langen zweiten Stint mit den frischesten, weichen Reifen ausgestattet, derjenige, der am besten Tempo machen konnte. Hamilton schnappte sich zunächst Sainz und dann auch noch Russell und beendete das Rennen auf P2.

"Großartige Arbeit von Lewis", musste Russell neidlos anerkennen. Der siebenmalige Weltmeister ist überzeugt: "Am Ende kam ich noch an Max heran, aber es haben ein paar Runden gefehlt. Ohne das DRS-Problem im Qualifying hätten wir die Pace gehabt, das Rennen zu gewinnen." Auf der Ziellinie fehlten 7,8 Sekunden.


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"Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten und ich wusste nicht, ob ich aufholen könnte", sagt Hamilton. "Aber nach und nach kam ich immer näher ran. Die anderen haben noch ein bisschen Vorsprung. Aber wir kommen näher, und das ist vor der Sommerpause ein gutes Zeichen."

Was war der Grund für die frühe VSC-Phase?

Zwischen Vettel und Alexander Albon (Williams) kam es kurz nach dem Start, in Kurve 2, zu einer Kollision. Von Albon blieben einige Teile auf der Strecke liegen, weshalb das Rennen mittels virtuellem Safety-Car neutralisiert wurde. Vettel konnte weiterfahren, Albon musste an die Box kommen und fiel auf den letzten Platz zurück. Seitens der Rennkommissare keine große Sache: "No further Investigation."

Für Russell war das VSC ein Segen. Als das Rennen in Runde 3 wieder freigegeben wurde, hatte er bereits zweieinhalb Sekunden Vorsprung auf Leclerc.

Warum gab's die schwarz-orange Flagge für Magnussen?

Das Flaggensignal bedeutet: An die Box kommen, Auto beschädigt, Gefahr für andere Teilnehmer. Nach einer Berührung mit Daniel Ricciardo (McLaren) hing seine Frontflügelendplatte lose runter. Die musste ausgetauscht werden.

Wie lief's für Vettel?

Nach dem Aus in Q1 lieferte er mit dem neuen Aston-Heckflügel eine grundsolide Leistung ab, obwohl er bei einer Kollision mit Albon in der ersten Runde ein paar Kleinteile verloren hatte. In der Schlussphase fightete er gegen seinen Teamkollegen Lance Stroll um Rang 10. Nach Strolls Kollision mit Ricciardo, für die der McLaren-Fahrer eine Fünfsekundenstrafe kassierte, überholte er auch noch den Kanadier.

"Es war ein unterhaltsames Rennen mit vielen Überholmanövern", sagt Vettel. "Wenn wir gestern einen besseren Tag gehabt hätten, hätten wir auf Platz 8 fahren können, denn die zwei Alpines waren auf ihrer Einstoppstrategie verwundbar. Ich hätte noch eine Runde mehr gebraucht, dann hätte ich Esteban auch noch gekriegt."

Wie geht's jetzt in der Formel-1-WM 2022 weiter?

Zunächst mal mit vier Wochen Sommerpause. Erst am 28. August steigt dann der Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps. Bis dahin kann sich Ferrari überlegen, wie man die Weltmeisterschaft doch noch drehen könnte. Verstappen führt jetzt 80 Punkte vor Leclerc und 85 vor Perez. Bei den Konstrukteuren steht's zwischen Red Bull und Ferrari 431:334.

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