Erste Formel-1-Pole für Russell: Wie kam das nach "desaströsem" Freitag?
George Russell hat seine erste Poleposition in der Formel 1 geholt, obwohl Mercedes am Freitag noch weit weg von der Pace war
(Motorsport-Total.com) - "What a difference a day makes, 24 little hours." Bei kaum einem anderen Team passt der alte Songklassiker von Dinah Washington so gut wie bei Mercedes. Der Freitag in Ungarn war so "desaströs" und die Silberpfeile so weit von der Spitze weg, dass Lewis Hamilton keine Hoffnung auf vorderste Plätze sah und einen Rückstand von einer Sekunde vorhersagte.
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George Russell jubelt über seine erste Poleposition in der Formel 1 Zoom Download
Nur einen Tag später jubelt George Russell plötzlich über seine erste Poleposition in der Formel 1. "Wir haben es heute zu 100 Prozent hinbekommen und jede einzelne Millisekunde herausgeholt", staunt der Brite über das Ergebnis, das ihn in Q3 0,044 Sekunden vor Ferraris Carlos Sainz sah.
Die Frage ist, wie Mercedes das plötzlich geschafft hat, wo das Auto doch eigentlich sonst auf eine Runde gesehen deutlich schwächer ist als im Rennen - und gerade die Longrun-Pace war am Freitag überhaupt nicht konkurrenzfähig. Oder um es mit Russells Worten auszudrücken: "Es war so schlecht wie noch nie am Freitag."
"Wir haben schon gesagt, dass wir aufschreiben müssen, was wir heute Morgen alles gemacht haben - inklusive des Essens und des Trinkens, was wir hatten, um das Ergebnis zu wiederholen", scherzt Motorsportchef Toto Wolff etwas ungläubig gegenüber 'Sky'. "Aber das nehmen wir so."
Auto auf den Kopf gestellt
Mercedes hatte den W13 nach dem schlechten Freitag über Nacht "auf den Kopf gestellt", wie Russell sagt, um allen Problemen auf den Grund zu gehen. "Wir glauben, dass es eine Menge Gründe dafür gab, und all das hat sich zu einer Sekunde Rückstand summiert", so der Brite. "Und heute hatten wir so einen Tag und waren vielleicht Erster aus reiner Pace."
"Wir haben das Blatt definitiv gewendet und sind wieder dort, wo wir sein wollen", sagt er.
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Toto Wolff sagt, dass Mercedes schon zu Beginn des Qualifyings gesehen habe, dass die Reifen diesmal im richtigen Fenster seien. "Das Auto war gut balanciert und alles lief irgendwie zusammen", so der Österreicher. "George ist gut gefahren und hat sich von Run zu Run Selbstvertrauen geholt, und dann war auch der Grip da. Und dann kommt so ein Ergebnis dabei heraus."
Und plötzlich war Stille
Für ihn war Q3 dabei ein Wechselbad der Gefühle. Denn während bei Lewis Hamilton ein Problem mit dem DRS auftrat, fuhr Russell plötzlich starke Sektorzeiten. "Ich habe die Deltazeit natürlich gesehen und erinnere mich daran, dass ich zu den Ingenieuren gesagt habe, dass es für uns hier um die Pole geht. Und dann war Stille auf der anderen Seite", sagt er.
"Und nach Sektor zwei wussten wir, dass es ziemlich eng werden würde. Und das sind die Momente, die ich in der Formel 1 so sehr genieße. Es kommt unerwartet, aber die Performance ist wirklich da, und dann machst du es", so Wolff.
Theoretisch müsste man Mercedes für den Sonntag zum Favoriten erklären, denn die Pace im Rennen war immer deutlich besser, und auf dem Hungaroring kann man nur sehr schwer überholen. Doch daran denkt Russell nicht: "Wir wissen, dass wir ein schnelleres Auto im Rennen als im Qualifying haben. Aber wenn das an diesem Wochenende wieder so ist, wäre ich schockiert."