Ferrari-Protest abgewiesen: Das sind die Gründe der FIA
Die Rennkommissare der FIA haben begründet, wieso der Protest von Ferrari gegen Red Bull abgewiesen wurde - Das Urteil im Wortlaut
(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat den Protest von Ferrari beim Formel-1-Rennen in Monaco abgewiesen. Die Scuderia hatte Protest gegen die beiden Red Bull von Max Verstappen und Sergio Perez eingelegt, weil diese nach Ansicht des Teams bei der Ausfahrt aus der Boxengasse über die gelbe Linie gefahren sein sollen.
Wir schlüsseln im Folgenden auf, auf welche Argumente sich Ferrari stützt und warum der Protest am Ende doch zurückgewiesen wurde.
Die Kommissare um Garry Connelly, Andrew Mallalieu, Jean-Francois Calmes und Derek Warwick hatten sich um 19:15 Uhr mit den beiden Sportdirektoren Jonathan Wheatley (Red Bull) und Inaki Rueda (Ferrari) sowie FIA-Rennleiter Eduardo Freitas versammelt, um Ferraris Protest zu verhandeln - und zwar beide Proteste gleichzeitig.
Ferrari hatte behauptet, dass Max Verstappen in Runde 23 mit Teilen seines linken Vorder- und Hinterreifens auf dem Asphalt links neben der gelben Linie war und dies einen Verstoß gegen die sogenannten "Event Notes", die von der Rennleitung vor einem Event herausgegeben werden, darstellt.
Zudem verwies das Team auf Präzedenzfälle - etwa Yuki Tsunoda in Spielberg 2021 -, in denen Strafen gegen entsprechende Fahrer ausgesprochen wurden. Und: Ferrari stellte klar, dass die Event Notes vorgeben, wie sich Teams verhalten müssen, und dass sie sich daran halten müssen, auch wenn diese im Gegensatz zu dem Internationalen Sportkodex der FIA stehen.
Red Bull verteidigte sich, dass Verstappen immer noch rechts der gelben Linie war und dass es keinen Verstoß gegen den Internationalen Sportkodex gegeben habe.
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Die Rennleitung merkte derweil an, dass Artikel 5 von Appendix L, in dem es um das Verhalten am Boxenausgang geht, von 2021 auf 2022 geändert wurde. Die Event Notes seien hingegen einfach eine Kopie der 2021er-Version, die nicht an die Veränderungen in Appendix L angepasst wurden.
Alle Parteien hätten sich dann darauf geeinigt, dass Verstappen Teile seines linken Vorder- und Hinterreifens links neben der gelben Linie hatte, aber dass auch ein Großteil beider Räder noch auf der gelben Linie war. Der Fall von Sergio Perez wurde sogar gleich geschlossen, da Ferrari einsah, dass er mit allen Rädern rechts neben der Linie war.
Im Fall Verstappen legten die Rennkommissare dann nach einer Überprüfung eines ähnlichen Falls von Lance Stroll 2021 sechs schlussfolgernde Punkte fest:
1. Artikel 2.1 des Sportlichen Reglements der Formel 1 2022 sieht vor, dass "alle [...] Offiziellen [...] sich verpflichten, alle Bestimmungen des [...] Kodex, [...] des Sportlichen Reglements [...] zu beachten".
2. Dies verpflichtet den Rennleiter (und die Kommissare) zur Einhaltung dieser Vorschriften.
3. Dementsprechend können die vom Rennleiter herausgegebenen Event Notes nicht im Widerspruch zum Internationalen Sportkodex oder dem Sportlichen Reglement der Formel 1 stehen.
4. Artikel 5 c) von Kapitel IV des Appendix L des Kodex legt fest, dass ein Auto bei der Boxenausfahrt die Linie nicht überqueren darf.
5. In diesem Fall hat das Auto die Linie nicht "überquert" - um dies zu tun, hätte es ein ganzes Rad links von der gelben Linie haben müssen.
6. Folglich hat der Fahrer nicht gegen den entsprechenden Abschnitt des Kodex verstoßen, und dies hat Vorrang vor jeder Auslegung der Event Notes.
Der Protest wird daher zurückgewiesen.