Helmut Marko: Red Bull "ganz klar" das schnellste Auto
Obwohl Charles Leclerc zum Zeitpunkt seines Ausfalls in Barcelona in Führung lag, sieht sich Red Bull als schnellstes Auto - Sieg am Ende auch ohne Leclerc-Aus?
(Motorsport-Total.com) - Betrachtet man das Formel-1-Rennen in Spanien bis zum technisch bedingten Ausfall von Charles Leclerc in Runde 27, dann könnte man zu dem Schluss kommen, dass Ferrari mit seinem Update wieder die Oberhand über Red Bull und das restliche Formel-1-Feld gewonnen hat. Denn der Monegasse sah zu diesem Zeitpunkt mit zwölf Sekunden Vorsprung wie der sichere Sieger aus.
Bei Red Bull ist man aber anderer Meinung: "Vom Speed her waren wir schneller wie die Ferrari im Rennen" behauptet Motorsportkonsulent Helmut Marko im 'ORF'. Dass Max Verstappen bis dahin das Nachsehen hatte, sei einfach den Umständen geschuldet.
Denn das defekte DRS hatte dafür gesorgt, dass der Niederländer hinter Leclerc ins Rennen gegangen war und dass er nach seinem Abflug in Kurve 4 hinter George Russell feststeckte. Zum Zeitpunkt des Abflugs betrug sein Rückstand gerade einmal zwei Sekunden auf Leclerc.
Und hinter ihm konnte Verstappen nicht schneller fahren, denn Red Bull habe aufgrund der hohen Temperaturen etwas Motorleistung reduzieren müssen. "Wenn wir freie Fahrt und volle Motorleistung hatten, waren wir ganz klar die schnellsten Autos im Feld", betont Marko bei 'Sky'. "Trotzdem war es Glück, dass Leclerc ausgefallen ist."
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Doch bei den Bullen glaubt man auch, dass es möglich gewesen wäre, den Ferrari auf der Strecke zu besiegen: "Wenn man auf den Reifenabbau schaut, den Carlos [Sainz] in der zweiten Rennhälfte hatte, dann haben wir uns ganz gut geschlagen", sagt Teamchef Christian Horner. Wobei man dabei festhalten muss, dass Sainz' Auto nach dessen Abflug ins Kiesbett beschädigt war.
Sieg auch ohne Leclerc-Ausfall?
Am Freitag schien Ferrari aber noch große Probleme auf dem Longrun zu haben, konnte das mit einigen Anpassungen am Samstag aber noch einmal korrigieren. Trotzdem wähnt sich Red Bull auch am Sonntag in dieser Statistik vorne: "Ich denke, wir hatten einen guten Abbau im Vergleich mit unseren Gegnern", sagt Horner.
"Ich denke, dass unsere Stint-Längen sehr konkurrenzfähig waren, und auch der Zustand der Reifen war in solch brutalen Bedingungen in Ordnung", so der Brite. "Ich glaube nicht, dass jemand solche Temperaturen Mitte Mai in Barcelona erwartet hatte."
Daher wäre es wohl noch spannend gewesen, wie der Kampf um den Sieg ausgegangen wäre. Daher findet es Horner auch schade, dass es nach dem Aus von Leclerc kein direktes Duell zwischen den beiden WM-Protagonisten gegeben hat: "Ich denke, es wäre sehr knapp zwischen den beiden geworden. Vielleicht hätten die drei Stopps gegen ihre geplanten zwei Stopps ja funktioniert", sagt er. "Ich denke, dass die Autos sehr, sehr nah beieinander waren."
Doch es gab am Sonntag noch ein anderes Team, das seinen Anspruch auf das schnellste Auto anmeldete. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war überzeugt, dass Lewis Hamilton ohne die Kollision mit Kevin Magnussen in der ersten Runde um den Sieg hätte mitfahren können. Sein Beleg war die im Vergleich zu Verstappen schnellere Rennzeit nach Runde 1.
Und was ist mit Mercedes?
"Sie haben definitiv einen Schritt nach vorne gemacht", muss Horner zugeben. "Aber wir haben sie immer noch um wie viele Sekunden auch immer geschlagen (33; Anm. d. Red.), und beide unsere Autos haben den führenden Mercedes überholt", sieht er Mercedes nicht als schnellstes Auto.
"Aber ich sage es ja schon die ganze Saison über, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie zum Kampf dazustoßen."
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In der WM hat Max Verstappen in Barcelona erstmals die Führung übernommen (zum WM-Stand), obwohl er nach dem dritten Saisonrennen in Australien noch einen großen Rückstand hatte, die von zwei Ausfällen kamen. "Das zeigt nur, wie schnell sich alles drehen kann", sagt Horner. "Und genau aus diesem Grund schreiben wir auch Mercedes nicht ab."
Ausfälle, wie der von Leclerc in Barcelona oder von Verstappen in Bahrain und Australien, können immer passieren und würden sich über das Jahr ausgleichen. "Sie hatten diesmal Pech, und wir hatten schon zweimal Pech", sagt Horner. "Und wie wir von Mercedes gehört haben, war es auch bei ihnen sehr knapp. Jeder ist so ziemlich am Limit."