• 22. Mai 2022 · 09:51 Uhr

Mick Schumacher erstmals in Q3, aber: Rückstand auf Teamkollege enorm

Mick Schumacher war im Qualifying in Barcelona um sieben Zehntel langsamer als Kevin Magnussen, der seinerseits von einem DRS-Problem gebremst wurde

(Motorsport-Total.com) - Mick Schumacher hat im Qualifying zum Grand Prix von Spanien 2022 (Rennen in Barcelona ab 14:45 Uhr MESZ im Formel-1-Liveticker) zum ersten Mal in seiner Karriere Q3 erreicht. Und trotzdem haftet ein Makel an seinem Ergebnis, wie in der Live-Analyse des Qualifyings am Samstagabend auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de detailliert berichtet wurde.

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Mick Schumacher: War der Q3-Einzug gar nicht so golden, wie er auf den ersten Blick glänzt? Zoom Download

Denn der Haas-Pilot war in allen drei Segmenten deutlich langsamer als sein Teamkollege Kevin Magnussen. In Q1 um 0,456 Sekunden, in Q2 um 0,653 und in Q3 um 0,686 Sekunden. Im Qualifyingduell liegt er jetzt (Sprintformat in Imola eingerechnet) mit 2:5 im Rückstand.

Doch Schumacher lässt sich die Freude über den erstmaligen Top-10-Einzug nicht madig reden: Es sei ein "recht gutes Qualifying" gewesen, erklärt er und verweist darauf, dass er im Abschlusstraining zu Mittag wegen eines Brake-by-Wire-Defekts nur vier Runden fahren konnte.

Keine optimale Fahrzeugbalance im Qualifying

Das habe "Unsicherheit beim Set-up" und "von der Balance her" zur Konsequenz gehabt: "Es war schwierig. Das dritte Training verpasst du nicht gern. Wir wussten, dass es schwierig wird, aber dann haben wir doch einen Rhythmus gefunden und sind irgendwie ins Q3 gerutscht."

Dabei half auch die Glücksgöttin Fortuna ein wenig mit. McLaren-Pilot Lando Norris hatte Schumacher eigentlich auf den elften Platz verdrängt, doch Norris' letzte Runde wurde wegen eines Verstoßes gegen die Tracklimits - so knapp, dass es aus der Cockpitkamera nicht zu erkennen war - gestrichen.


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Schumacher war nach dem Bremsenfeuer zu Mittag froh, das Qualifying überhaupt bestreiten zu können: "Das Brake-by-Wire hat versagt. Das bedeutet, dass die Bremsscheiben hinten die ganze Zeit geschliffen haben, und dadurch sind die Temperaturen immer weiter gestiegen. Wir hatten Glück, dass nur eine Seite gebrannt hat. Die andere war auch erhitzt."

"Das bedeutete, dass ich im Qualifying zunächst keine Referenzen von heute hatte. Der Wind hat ein bisschen gedreht, die Streckenbedingungen waren ein bisschen anders. Wir hatten am Set-up ein bisschen was umgebaut, wussten aber nicht, ob das gute Änderungen waren oder nicht. Dennoch in Q3 zu kommen, ist natürlich sehr schön", erklärt der 23-Jährige.

Schrecksekunde beim Ankommen an der Box

Weniger schön: Als er mit brennender Bremse an die Box kam, gab es eine Schrecksekunde mit einem Mechaniker. Schumacher: "Ich war überrascht, ihn dort stehen zu sehen. Ich hatte ja keine Bremsen und konnte nicht stehenbleiben. Ich habe versucht zu bremsen, und dabei hat es die Bremse dann ganz zerrissen."

Kritiker monieren: Schumacher habe in der Stresssituation die Ruhe gefehlt. Blödsinn, nimmt ihn Günther Steiner in Schutz: "Wir hätten dem Mechaniker sagen sollen, dass Mick keine Bremsen hat. Wenn die brennen, herrscht Panik. Zum Glück ist Tobi nicht viel passiert, es geht ihm gut. Wenn ein Auto mit brennenden Bremsen reinkommt, stellst du dich nicht da hin, weil er nicht bremsen kann."

Der Haas-Teamchef glaubt, dass der erstmalige Q3-Einzug für Schumacher zu einem Wendepunkt werden könnte: "Wenn du etwas einmal geschafft hast, weißt du, dass du es wieder schaffen kannst. Das ist eine mentale Geschichte. Ich bin sicher, dass ihm das in Zukunft helfen wird. Beim ersten Mal ist es immer am schwierigsten."

Glock überzeugt: Diesmal klappt's mit Punkten!

Das Ziel für das Rennen ist klar: Nach dem ersten Q3-Einzug sollen jetzt auch die ersten WM-Punkte her. Schumacher bleibt aber zurückhaltend: "Ich will's nicht verschreien", lächelt er. Doch die derzeitige Form stimmt ihn zuversichtlich. Schon in Miami hätte er anschreiben können, wäre er nicht am Ende mit Sebastian Vettel kollidiert.

"Ich sehe Miami gar nicht als Tief", meint er. "Ich finde, das war bis dahin wahrscheinlich das beste Rennen der Saison. Wir konnten ein erstaunliches Tempo gehen, besonders im Rennen. Daher hoffe ich, dass unser Renntempo auch hier stark sein wird. Ich glaube, wir wissen inzwischen, wozu das Auto in der Lage ist."

"Am Sonntag gibt's Punkte", ist auch 'Sky'-Experte Timo Glock überzeugt. "Mit den wenigen Runden in FT3 hat er das sehr gut umgesetzt. Bei den erhöhten Streckentemperaturen kann ich mir vorstellen, dass das Set-up einfach nicht so gepasst hat, wie er sich das vorgestellt hat. Speziell im ersten Sektor hat er immer wieder zwei bis drei Zehntel auf seinen Teamkollegen verloren."

Schwachstelle im ersten Sektor

"Das ist ein Sektor, wo es viele Highspeed-Kurven hat. Vielleicht hat einfach die Aerobalance nicht gepasst, ein bisschen mehr Untersteuern. Sektor 2 und 3 waren dafür immer gut, da war er auf Augenhöhe. Somit glaube ich, er hat einen wirklich guten Job gemacht und das Beste aus dem herausgeholt, was er zur Verfügung hatte", lobt Glock.

Wermutstropfen: Magnussen war in Q3 nicht nur um sieben Zehntelsekunden schneller (größer war der Abstand zwischen zwei Teamkollegen nur zwischen Bottas und Zhou bei Alfa Romeo), sondern hat wegen eines Problems mit dem DRS auch noch Zeit verloren. "Ich schätze, das hat mich auf der letzten Geraden eineinhalb Zehntel gekostet", rechnet der Däne vor.

Magnussen erklärt: Das hat mit DRS nicht gestimmt

Er erklärt: "Normalerweise hören wir ein Piepsen am Ohr und ein Licht geht an, wenn wir die DRS-Linie überqueren. Ich habe dann auf den Knopf gedrückt, und der Knopfdruck wurde registriert, aber der Flügel klappte nicht auf. Als mir das Team funkte, dass DRS nicht offen ist, schaute ich in den Spiegel und konnte sehen, wie das System erfolglos versuchte, den Flügel aufzumachen."

"Ich musste also nochmal zumachen, obwohl es eh gar nicht offen war, und es dann nochmal versuchen. Manchmal klappt das, manchmal geht es dann auf. Das hat mich in jeder DRS-Zone ein paar hundert Meter gekostet, in denen ich das DRS nicht aktivieren konnte", ärgert sich Magnussen, der trotzdem Achter wurde.

Was ohne Probleme drin gewesen wäre? "Vielleicht hätten wir Lewis kriegen können", meint er. Das wäre dann Platz sechs gewesen - mit dem einzigen Auto im Feld, das für Barcelona keine Updates erhalten hat. Steiner grinst: "Könnt ihr euch vorstellen, was los wäre, wenn wir ein Update gebracht hätten? Da wären wir auf Pole!"

Schumacher betont: "Wir wussten, welches Potenzial im Auto steckt. Es ging nur darum, es zu entfalten, und nach einem sehr effektiven Freitag, am dem wir verschiedene Dinge ausprobieren konnten, ist uns das gut gelungen. Das ist ermutigend. Denn wenn wir dann ein Update bekommen, ist vielleicht ein noch größerer Schritt drin."

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