George Russell: Mercedes hatte "die Reifen nicht im richtigen Fenster"
Mercedes konnte mit dem Barcelona-Update die Lücke nach vorne schließen, mit P4 & P6 im Qualifying ist man dennoch nicht zufrieden - Podium im Rennen das Ziel
(Motorsport-Total.com) - Mit dem umfangreichen Barcelona-Update konnte das Mercedes-Team den Anschluss an die Formel-1-Spitze wiederherstellen. Mit Platz vier für George Russell und Platz sechs für Lewis Hamilton erzielten die Silberpfeile in Spanien das beste Qualifying-Resultat des Jahres, nachdem bereits der Trainingsfreitag vielversprechend begann.
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Mit P4 beim Qualifying in Barcelona ist George Russell nicht ganz zufrieden Zoom Download
Dennoch merkt man Mercedes an, dass man sich sogar vielleicht noch mehr erhofft hätte: "Wir sind zufrieden, denn man darf nicht unbescheiden werden. Im Q2 haben vielleicht manche schon davon geträumt, dass wir ganz vorne sind, aber ich würde sagen, wenn wir bedenken von wo wir herkommen, ist das ein sehr gutes Ergebnis", sagt Teamchef Toto Wolff.
Auch George Russell sieht noch Potenzial nach oben: "Wenn man sich das Ergebnis anschaut, dann ist es natürlich das beste Qualifying der Saison, aber ehrlich gesagt, hatten wir die Reifen nicht im richtigen Temperaturfenster. Wenn alles optimal gelaufen wäre, hätten wir Dritter werden können."
Letzter Sektor verhindert besseres Resultat
"Wir waren immer die Schnellsten im ersten Sektor und hatten dafür jedes Mal im dritten Sektor zu kämpfen. Wir haben also nie die richtige Balance gefunden", erklärt der Brite. Andrew Shovlin, leitender Renningenieur bei Mercedes, hadert ebenfalls mit dem Qualifying-Resultat.
"Es ist frustrierend, nicht näher an der Spitze zu sein. Wir haben eindeutig Fortschritte mit dem Auto erzielt, aber im letzten Sektor haben die Reifen etwas überhitzt und sobald das losgeht, erzeugt das Rutschen nur noch höhere Temperaturen und das Problem verstärkt sich dadurch noch weiter", erklärt er.
"Das erklärt einen guten Teil des Rückstands, aber zweifellos müssen wir auch noch etwas an der Abstimmung arbeiten", so Shovlin. Dennoch konnte man sich bei Mercedes im Vergleich zu den bisherigen Saisonrennen deutlich verbessern, da man das Bouncing-Problem in den Griff bekommen hat.
Lösung für Porpoising schon in Miami gefunden
"Wir verstehen es jetzt und wir verstehen auch, wo wir das Auto hinsichtlich der Fahrhöhe halten müssen, um nicht zu bouncen. Das Performance-Potenzial haben wir aber noch nicht ganz ausgeschöpft mit dem Auto", sagt Wolff.
"Wir hatten schon während des Miami-Wochenendes das Gefühl, die Lösung gefunden zu haben", fügt Russell hinzu. "Wir wussten, in welche Richtung wir gehen mussten. Zuerst mussten wir aber herausfinden, was genau das Problem ist, bevor wir die Teile entwickeln und sie an das Auto bringen konnten, um es schneller zu machen."
"Ich denke, das haben wir zu einem gewissen Grad geschafft. Wir wissen jetzt die Richtung und können uns endlich darauf fokussieren, das Auto schneller zu machen, anstatt andauernd Probleme zu lösen", so Russell.
Russell sieht noch riesiges Potenzial nach Bouncing-Lösung
Dabei habe sich das Fahrverhalten des W13 trotz der Updates laut Russell gar nicht grundlegend geändert: "In den Kurven hat es sich nicht wirklich anders angefühlt, wir hatten einfach mehr Grip, weil wir das Auto tiefer fahren konnten."
"Im Endeffekt haben wir das Auto immer noch nicht dort, wo wir es haben wollen, da wir natürlich mit den Fahrern ganz vorne kämpfen wollen", so Russell. "Jetzt haben wir aber eine gute Basis, auf der wir aufbauen können. Es wird aber noch ein paar Rennen dauern, bis wir richtig viel Pace finden."
Russell: Habe im Vergleich zu Hamilton sogar noch Luft nach oben
Auffällig war, dass Russell erneut seinen Teamkollegen und siebenmaligen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton im Griff hatte, was er selbst sowie Teamchef Toto Wolff herunterspielt: "Ich konzentriere mich nur auf mich selbst", so Russell.
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"Ich denke nicht, dass ich aktuell alles aus dem Paket heraushole. Wenn ich mich mit Lewis vergleiche, dann habe ich eindeutig noch Verbesserungspotenzial. Deshalb bin ich gespannt, wie ich etwas später in der Saison abliefere."
Angesprochen auf Hamiltons Leistung im Qualifying betont Wolff, dass es keine großen Probleme gab: "Es ist nur die Balance mit dem Auto, die ein bisschen anders war und gerade im letzten Sektor mit dem Überhitzen der Reifen kann man schnell gleich mal Zeit liegen lassen."
Russell erwartet Chaosrennen
Für das Rennen rechnet sich Mercedes gute Chancen aus und liebäugelt mit einem Podium aus eigener Kraft: "Vom Gefühl her sind wir mit Ferrari dabei, was die Longrun-Performance betrifft, vielleicht sogar einen Hauch schneller", vermutet Wolff.
"Der Red Bull war in einer eigenen Liga. Aber ich denke, wenn wir mit Ferrari schon mit dabei sind, ist die nächste Stufe erklommen. Aber das ist natürlich basierend auf den gestrigen Ergebnissen."
Tatsächlich fuhr Ferrari, anders als alle anderen, im dritten Freien Training noch eine zusätzliche Rennsimulation, die andeutet, dass die Scuderia ihre Performance mit viel Benzin deutlich steigern konnte. "Ferrari sieht dieses Wochenende extrem schnell aus, aber ich denke, unser Auto sollte im Rennen besser als im Qualifying sein", bleibt Russell dennoch optimistisch.
"Es könnte ein chaotisches Rennen werden mit einer Vielzahl an Boxenstopps für jeden", sagt der Brite. "Ich denke, Max sieht schneller als der Rest aus, aber gegen Ferrari könnten wir eine Chance haben, es sei denn, sie haben über die Nacht etwas gefunden. Daher versuchen wir um das Podium zu kämpfen."
"Der Reifenverschleiß war unglaublich hoch, weshalb es eines der schwierigsten Rennen der Saison werden könnte, sogar noch schlimmer als in Bahrain. Daher müssen wir jetzt hart arbeiten, um die beste Lösung für das morgige Rennen zu finden."