Topspeed-Vorteil für Red Bull: Verstappen im Rennen Favorit?
Der erste Formel-1-Grand-Prix in Miami wartet mit einer spannenden Ausgangslage - Ferrari auf der Poleposition, aber Red Bull mit besseren Chancen im Rennen?
(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Pilot Charles Leclerc konnte beim Formel-1-Qualifying in Miami bereits seine dritte Poleposition in der neuen Saison holen, was zeigt, dass der F1-75 ein Auto ist, welches auf vielen unterschiedlichen Strecken funktioniert.
© Motorsport Images
Alles spricht für einen weiteren Zweikampf zwischen Ferrari und Red Bull im Miami-Rennen Zoom Download
"Wir haben ein sehr starkes Paket, was mehr oder weniger unter allen Bedingungen seit Beginn der Saison funktioniert. Das ist also ein gutes Zeichen für die Zukunft", so Leclerc. In Miami hat die Scuderia zudem einen neuen Heckflügel an das Auto montiert, der die aerodynamische Effizienz erhöhen soll.
"Ich habe ja schon oft gesagt, dass ich der Meinung bin, dass Upgrades in diesem Jahr sehr wichtig sein werden. Hier hatten wir jetzt schon einige, die in die richtige Richtung gehen und hoffentlich werden wir im Laufe der Saison noch einige mehr haben, um an der Spitze zu bleiben", sagt Leclerc.
Leclerc in Sorge vor Topspeed von Red Bull
Während der ersten Saisonrennen hat sich gezeigt, dass Ferrari und Red Bull ihre Top-Performance auf ganz unterschiedliche Art und Weise erzielen. Der F1-75 ist sehr schnell in den Kurven, während der RB18 die Rundenzeit auf der Geraden über die Höchstgeschwindigkeit holt.
Daher befürchtet Leclerc, dass Red Bull im Rennen in Miami möglicherweise leichtes Spiel haben könnte, sofern sie die Pace der Ferraris in den Kurven einigermaßen mitgehen können: "Wenn sie nahe an uns dran sind, dann wird es natürlich schwierig. Dafür haben wir einen Vorteil in den Kurven, weshalb ich hoffe, dass sie zu Beginn der Geraden zu weit weg sein werden."
Auch bei Red Bull gibt man sich nach Platz drei und vier im Qualifying noch längst nicht geschlagen. "Wir haben wieder einen sehr guten Topspeed, und ich hoffe, der kann uns morgen helfen", sagt Max Verstappen.
Red Bull auch auf Fahrerseite noch mit mehr Potenzial?
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bezifferte den Vorteil auf der Geraden gegenüber Ferrari auf ganze acht km/h. Sofern sich die Red Bulls innerhalb einer Sekunde zu den Ferraris befinden sollten, könnten mit geöffnetem DRS noch einmal etwa 15 km/h oben drauf kommen.
Zudem konnte Max Verstappen am Wochenende noch nicht sein ganzes Potenzial ausschöpfen, aufgrund der technischen Probleme am Freitag und dem Fahrfehler im dritten Qualifyingsegment. "Max hat gegenüber den anderen ein Defizit bei der Rundenanzahl, daher lernt er immer noch die Strecke kennen", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
"Wir wissen, dass wir einen guten Speed auf den Geraden und ein gutes Rennauto haben. Ich denke, es gibt ein paar Stellen, an denen man überholen kann", so Horner. "Wir haben natürlich ein ganz anderes Rennauto als Ferrari, weil sie mit mehr Abtrieb fahren und dadurch besser durch die Kurven kommen. Es wird ein aufregendes Rennen werden."
Horner befürchtet Ferrari-Teamtaktik
Am liebsten würde er seine Piloten jedoch direkt am Start an den Ferraris vorbeifahren sehen, da er befürchtet, dass Carlos Sainz sonst eine Blockade für WM-Führer Leclerc errichten könnte, falls der Monegasse als Erster in Kurve eins abbiegen sollte.
"Wir müssen so schnell wie möglich zwischen die beiden Ferraris kommen, denn ich bin mir sicher, dass ein Element von Teamtaktik im Spiel sein wird, um das Führungsauto zu schützen. Warum sollten sie es auch nicht tun?"
Horner vermutet aber, dass der DRS-Effekt im Rennen "ziemlich stark" sein wird, woraus sich für Red Bull auf der langen Geraden vor Kurve 17 eine gute Überholmöglichkeit ergeben könnte. "Aber Ferrari sieht hier sehr stark aus, weshalb wir auch ein bisschen Glück brauchen oder eine gute Strategie", erklärt der Red-Bull-Teamchef.
Reifenverschleiß und Wetter während des Rennens unklar
Was die Pace im Rennen anbelangt, fischen die Teams aktuell noch ein bisschen im Trüben, da die Fahrer im zweiten Freien Training nur wenige Runden mit viel Sprit absolvieren konnten, aufgrund der Unterbrechungen durch die roten Flaggen von Carlos Sainz und Nicholas Latifi.
"Der Boxenstopp wird entscheidend sein, denn niemand hat einen wirklichen Longrun gefahren. Wir haben also keine Ahnung, wie hoch der Reifenverschleiß sein wird. Sind zwei Stopps schneller als einer? Wir wissen es nicht und wir werden es erst im Rennen herausfinden", sagt Horner.
Als weitere Unbekannte könnte das Wetter in Florida dazukommen, da zumindest eine kleine Chance auf Regen während des Rennens besteht. "Wir müssen abwarten, was das Wetter macht, denn morgen soll es auch ein bisschen regnen. Es könnte also ein chaotisches Rennen werden", sagte Horner nach dem Qualifying am Samstag.
Am Samstagabend hat es in Miami bereits heftig geregnet, was den Grip von der Strecke spülte. Somit werden die Teams auch bei trockenen Bedingungen im Rennen ganz andere Streckengegebenheiten vorfinden als während der Qualifikation.