F1-Qualifying Imola: Ferrari im Pech, Max Verstappen auf Pole!
Mit ein bisschen Glück sichert sich Max Verstappen bei chaotischen Bedingungen die Pole - Carlos Sainz nach erneutem Crash der große Verlierer des Freitags
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen (Red Bull) hat sich trotz der überragenden Trainingsleistung von Ferrari die Poleposition für den Grand Prix der Emilia-Romagna in Imola gesichert (Formel 1 2022 im Liveticker). Der Weltmeister fuhr im Qualifying vor Charles Leclerc (Ferrari) und Lando Norris (McLaren) Bestzeit - und hatte dabei am Ende das Glück des Tüchtigen.
© Motorsport Images
Max Verstappen hat sich in Imola die Poleposition für den F1-Sprint gesichert Zoom Download
Denn weil Valtteri Bottas (Alfa Romeo) neben der Strecke stand, wurde Q3 2:58 Minuten vor dem Ende unterbrochen. Und als Verstappen die Unfallstelle passierte, wurden dort gelbe Flaggen geschwenkt.
Zwar ging er dabei messbar vom Gas und fuhr trotzdem Bestzeit. "Aber ich fürchte, das wird Ärger geben", dämmerte Ralf Schumacher im Live-Kommentar bei 'Sky'. (ANZEIGE: Hol Dir jetzt Sky und erlebe alle Rennen live und ohne Werbeunterbrechung!)
Kevin Magnussen (Haas) belegte sensationell P4, obwohl er zwischendurch einmal neben der Strecke war; vor Fernando Alonso (Alpine), Daniel Ricciardo (McLaren) und Sergio Perez (Red Bull), der seine schnelle Q3-Runde wegen roter Flagge abbrechen musste.
Bottas, Sebastian Vettel (Aston Martin) auf P9 und Carlos Sainz (Ferrari) komplettierten die Top 10.
Sainz ist damit der große Verlierer des Qualifyings in Imola. Der Ferrari-Pilot flog vor "heimischem" Publikum ab und war somit nicht mehr in der Verlosung, als die Poleposition vergeben wurde. Er belegte ohne Q3-Zeit P10.
George Russell (Mercedes) wurde Elfter, unmittelbar vor Mick Schumacher (Haas) und Lewis Hamilton (Mercedes).
Zum Thema:
Ergebnis Qualifying
F1-Liveticker: Stimmen zum Qualifying
F1-Livestream: Qualifying-Analyse ab 22 Uhr
Wie ist Sebastian Vettel in die Top 10 gerutscht?
Der Aston Martin ist zwar weiterhin keine Rakete. Aber Vettel hatte großes Glück. Er hatte bei abtrocknender Strecke gerade seine Zeit verbessert und sich (vermeintlich) vorübergehend auf P8 geschoben, als Q2 wegen des Sainz-Abflugs unterbrochen wurde. Just in dem Moment begann es wieder zu regnen - und Vettel hatte den Q3-Einzug sicher.
Wie lief's für Mick Schumacher?
Nach dem fünften Platz im Training wurde er im Qualifying Zwölfter. Sein Teamkollege Kevin Magnussen schaffte den Einzug ins Q3. Allerdings flog Magnussen auf nasser Fahrbahn ab und löste damit eine rote Flagge aus. Magnussen schaffte es aber, aus eigener Kraft zurück an die Box zu fahren. Dort wurde der Schotter aus dem Seitenkasten geschaufelt, danach ging's weiter.
Magnussens vierter Platz zeigt, was im Haas steckt. Schumacher glaubt, dass "viel mehr" drin gewesen wäre: "Ich hatte einen Fehler in meiner Runde. Ich war trotzdem Zwölfter und hätte ein gutes Stück weiter vorn sein können. Aber es war mein eigener Fehler. Die rote Flagge hat nicht geholfen. Aber das ist für alle anderen gleich."
Was war der Grund für Sainz' Abflug?
Seit klar ist, dass er auch über 2022 hinaus für Ferrari fahren wird, klebt dem Spanier die Seuche an den Hacken. In Q2 lag er gerade hinter Verstappen an zweiter Position, als er bei Rivazza das Heck verlor, sich drehte und sich beim Einschlag die linke Vorderradaufhängung abschlug.
Möglich, dass er ein paar Zentimeter zu weit nach außen kam und auf dem dort noch nassen Randstein keinen Grip hatte. Letztendlich war es aber ein Fahrfehler. "Tut mir leid, Jungs", stritt er den auch gar nicht erst ab.
Sainz hatte Glück im Unglück: Weil die Zeiten nach seinem Crash nicht mehr verbessert werden konnten, sicherte er sich zumindest die zehnte Startposition. "Ein großer Rückschlag für Carlos", analysiert 'Sky'-Experte Nico Rosberg. "Man spürt, dass er unter Druck steht. Normalerweise macht er keine Fehler. Da muss er jetzt einen Weg raus finden."
"Ich habe einen Fehler gemacht, obwohl ich auf der Runde gar nicht so hart gepusht habe", erklärt Sainz. "Ich wollte eine Zeit setzen, weil es wieder zu regnen beginnen sollte. Ich hatte keinerlei Vorwarnung. Das Heck ging ganz plötzlich weg. Vielleicht war es der einsetzende Regen. Oder vielleicht die Reifen. Ich weiß es nicht."
Wie lief's für Mercedes?
Noch schlechter als bei den ersten drei Rennen. Schon am Vormittag hatten Hamilton und Russell Probleme, die Reifen bei den kühlen Bedingungen auf Temperatur zu bekommen. Das setzte sich auch bei abtrocknender Strecke fort. "Wie weit sind wir hinten? Das ist doch verrückt!", meckerte Hamilton am Ende von Q1 am Boxenfunk.
Als 15. schaffte er den Q2-Cut mehr schlecht als recht. Gerade mal um 0,004 Sekunden verwies er Yuki Tsunoda (AlphaTauri) auf Platz 16. Russell war immerhin um 0,087 Sekunden schneller als Hamilton, wurde in Q1 aber auch nur Zwölfter.
In Q2 war dann aber Endstation. Russell war Elfter, 0,381 Sekunden vor Hamilton, als die Session unterbrochen wurde und es wieder zu regnen begann. Damit hatten die beiden keine Chance mehr, ihre Zeit zu verbessern.
Für Mercedes ist es zum ersten Mal seit 2012 passiert, dass keines der beiden Autos den Einzug ins dritte Qualifying geschafft hat. "Bei denen geht gar nichts", sagt Rosberg. "Da kriegt man Kopfweh beim Zuschauen. Ich weiß nicht, wann die eine Lösung für ihre Probleme haben werden."
Wie nass war die Strecke?
Zu Beginn nicht mehr so nass wie im Freien Training zu Mittag. Zwar gingen in Q1 noch einige Fahrer mit Intermediates raus. Doch die Full-Wets blieben in der Garage, und am schnellsten waren von Anfang an Slicks. Ab Q2 kamen nur noch Slicks zum Einsatz. Bis zum Crash von Sainz. Während der roten Flaggen begann es zu regnen. Q3 wurde dann wieder auf Intermediates entschieden. Aber: "Die Strecke ist viel trockener als gedacht", meinte Leclerc auf seinem ersten Q3-Run.
Was war der Grund für Alexander Albons Ausrollen in Q1?
Der Williams-Pilot war offensichtlich erschrocken, als er sich am Boxenfunk meldete: "Heilige Scheiße, ich habe das Bremspedal verloren!" Auf den TV-Bildern sah es so aus, als sei die Bremsscheibe hinten rechts explodiert - und das noch dazu spektakulär. "Weil sie zu heiß geworden ist", vermutet 'Sky'-Experte Ralf Schumacher.
Albon selbst erklärt: "Es war nicht lustig, um ehrlich zu sein. Das Bremspedal fiel komplett durch. Das darf nicht wieder vorkommen. Es ist sehr schnell gegangen, wir hatten keine Vorwarnung. Aber immerhin ist das Timing noch halbwegs okay. Denn hier habe ich den Sprint, um ein paar Positionen aufzuholen."
Die Ursache dafür ist seitens Williams nicht bestätigt. Denkbar aber, dass ein Tape vergessen wurde, das manchmal benutzt wird, um die Bremsen am Vorstart abzukleben und auf Temperatur zu bringen. Das ist Vettel vor einem Jahr - ebenfalls in Imola - passiert. Allerdings nicht im Qualifying, sondern auf der Outlap in die Startaufstellung vor dem Rennen.
Wegen Albons Malheur musste Q1 bei 12:06 Minuten Restzeit unterbrochen werden. Neben dem Thailänder schieden im ersten Segment Tsunoda, Pierre Gasly (AlphaTauri), Nicholas Latifi (Williams) und Esteban Ocon (Alpine/Getriebe) aus.