Teamchef erklärt: Deshalb geht (fast) nichts bei Aston Martin!
Was wirklich falschläuft bei Aston Martin in der Formel-1-Saison 2022: Teamchef Mike Krack über die Leistung des Fahrzeugs und die Folgen der vielen Unfälle
(Motorsport-Total.com) - Vier Unfälle binnen weniger Stunden, keine Punkte und haufenweise Sorgen: So lässt sich der Australien-Grand-Prix 2022 aus der Sicht von Aston Martin zusammenfassen. Teamchef Mike Krack spricht von einem "sehr schwierigen Wochenende", das mehrfach eine andere Wendung genommen hatte als erwartet.
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Sebastian Vettel im Aston Martin AMR22 in Melbourne 2022: Es lief nicht viel ... Zoom Download
Denn die Probleme begannen schon im Freitagstraining: Am AMR22 von Sebastian Vettel versagte der Antrieb, das Auto blieb im zweiten Training gleich komplett in der Garage. Tags darauf fuhr Vettel zwar wieder, verunfallte im dritten Training aber genauso wie Teamkollege Lance Stroll, der später im Qualifying erneut in einen Crash verwickelt wurde. Und am Sonntag im Rennen baute Vettel einen weiteren Unfall.
Teamchef Krack gibt sich daher ernüchtert: "Wir waren eigentlich mit dem Gedanken nach Australien gereist, dort ein bisschen besser abzuschneiden als davor. Es ist uns aber nicht gelungen, das über das Wochenende in die Tat umzusetzen. Denn wir hatten deutlich mehr Beeinträchtigungen als man sich erlauben kann." Die vielen Zwischenfälle hätten zu "sehr viel Arbeit" für die Boxencrew geführt.
Trotz allem beinahe noch Punkte für Aston Martin
Erstaunlich ist nur: Stroll hätte im Rennen trotz der schlechten Ausgangslage und einer Zeitstrafe beinahe noch WM-Punkte abgestaubt. Auf P12 verpasste er den zehnten Platz und damit einen Zähler nur um rund zehn Sekunden. Aston Martin ging also knapp leer aus.
"Alles in allem", sagt Krack, "war es also ein ziemlich enttäuschendes Wochenende. Und jetzt müssen wir alles zusammenklauben, was wir haben, weil es eng wird mit den Ersatzteilen."
Stockt nach den Crashs die Weiterentwicklung?
Auf die entsprechende Nachfrage, ob die notwendigen Reparaturen auf Kosten der Weiterentwicklung betrieben werden müssen, sagt der Teamchef: "Ich bin mir sicher, sie haben die Unfälle mitgezählt und haben im Blick, wie viele Flügel und Radaufhängungen wir beschädigt haben. Dann kann man rasch ausrechnen, wie viele wir davon brauchen, um in Imola fahren zu können."
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"Und ja, die Frage ist berechtigt: Können wir weiterentwickeln oder müssen wir unsere Möglichkeiten nutzen, um Ersatzteile zu produzieren? Darüber diskutieren wir seit Samstag."
Teamchef: AMR22 ist keine Fehlkonstruktion, sondern ...
Nicht zur Debatte steht laut Krack hingegen die Frage, ob der Aston Martin AMR22 konzeptionell falsch designt wurde. Das verneint er entschieden und sagt: "Ich glaube, wir haben die Leistung, aber aus Gründen, die wir zu kennen glauben, können wir sie nicht entfalten. Wir versuchen daher ständig, die Probleme zu lösen, doch das ist uns bisher nicht gelungen."
Die zentrale Baustelle bei Aston Martin sei das sogenannte Porpoising des Fahrzeugs, also das Hüpfen auf den Geraden, das die Effizienz dramatisch reduziert, weil es die aerodynamische Ausrichtung stört. Mit diesem Problem steht das Team aber nicht alleine da: Auch Mercedes und selbst Ferrari zählen zu den Rennställen, die das Bouncing bisher nicht im Griff haben.
Aston Martin hält das Porpoising aber von Fortschritten an anderer Stelle ab, meint Krack. O-Ton: "Wir kommen voran, aber dann stoßen wir an die Barriere des Porpoisings, weshalb wir unsere Fortschritte nicht zur Entfaltung bringen können. Das ist ziemlich frustrierend. Denn es tut sich zwar etwas, aber du kannst es auf der Strecke nicht beweisen."
Die Aerodynamik als Schwachpunkt bei Aston Martin
Der Fehler sei vermutlich in der Aerodynamik des AMR22 zu suchen, außerdem beim Fahrzeuggewicht, so erklärt Krack. Er sagt frei heraus: "Ich will da nicht zu sehr ins Detail gehen, aber beim Gewicht kommen wir voran, aber bei der Aerodynamik nicht. Darauf müssen wir uns wirklich konzentrieren."
Denn solange die Probleme nicht gelöst sind, solange befindet sich Aston Martin in einem Teufelskreis, so schildert es der Teamchef: "Je besser die Aerodynamik, umso einfacher wird es, umso zufriedener sind die Fahrer. Dann sind die Ergebnisse besser und alles wird einfacher. Wenn nicht, zieht man alles in Zweifel", meint Krack. "Das macht alles deutlich schwieriger."