F1-Qualifying Saudi-Arabien: Perez holt erste Pole seiner Karriere!
Es roch schon nach einer Doppelpole für Ferrari, aber in letzter Minute kam wie aus dem Nichts Sergio Perez daher und fuhr auf P1 in Dschidda
(Motorsport-Total.com) - Sergio Perez hat sich beim Grand Prix von Saudi-Arabien 2022 die erste Poleposition seiner Formel-1-Karriere gesichert. Der Red-Bull-Pilot schaffte mit seiner allerletzten Runde den Sprung vorbei an beiden Ferraris (Charles Leclerc vor Carlos Sainz) und verhinderte damit eine rote Doppelpole in Dschidda.
© Motorsport Images
Sergio Perez sicherte sich die Poleposition zum Grand Prix von Saudi-Arabien Zoom Download
Max Verstappen verbesserte sich zwar mit seiner allerletzten Runde vom achten auf den vierten Platz, für ganz vorn reichte es aber nicht mehr.
Fünfter wurde Esteban Ocon (Alpine) vor George Russell (Mercedes), Fernando Alonso (Alpine), Valtteri Bottas (Alfa Romeo), Pierre Gasly (AlphaTauri) und Kevin Magnussen (Haas).
Mick Schumacher (Haas) befindet sich nach einem schweren Unfall im Krankenhaus. Nico Hülkenberg (Aston Martin) wurde 18.
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Warum war die Pole für Sergio Perez so besonders?
Erstens, weil keiner damit gerechnet hatte. Zunächst lag Sainz nach der ersten Q3-Runde in Führung. Dann aber fuhr zunächst Leclerc die besten Zwischenzeiten und ging an seinem Teamkollegen vorbei.
Perez lag vier Minisektoren vor der Ziellinie noch vor beiden Ferraris, dann ließ er aber Zeit liegen. Es sah schon so aus, als würde es nicht reichen, doch letztendlich klappte es doch. Mit einer Bestzeit von 1:28.200 Minuten hatte er letztendlich 0,025 Sekunden Vorsprung auf Leclerc.
"Ich hatte nicht mit ihm gerechnet. Er muss einen super Job gemacht haben", staunt Leclerc. Und Perez selbst sagt: "Ich glaube, ich könnte 2.000 Runden fahren, und ich würde diese Zeit nicht ein einziges Mal schlagen. Es war unglaublich!"
Es ist eine ganz besondere Poleposition für den 32-Jährigen. Die erste seiner Formel-1-Karriere. Die erste eines Mexikaners in der Formel 1. Und er hat damit einen Rekord gebrochen: Mark Webber musste bis zum 130. Grand Prix warten, um am Nürburgring 2009 endlich ganz vorn zu stehen. Perez gelang dieses Kunststück erst im 215. Anlauf!
Warum war Max Verstappen langsamer als Perez?
Erstens, weil Perez eine sehr gute Runde hinbekommen hat. "Er weiß selbst am besten, dass das normalerweise nicht seine Stärke ist", sagt Teamchef Christian Horner über den Mexikaner. Darüber hinaus war Verstappen mit seinem Auto nicht zufrieden: "Was zur Hölle! Ich hatte null Grip mit diesem verdammten Reifen", funkte er nach seiner ersten Q3-Runde.
Nach dem Qualifying war Verstappen übrigens noch Gegenstand einer Untersuchung, weil er im Verdacht stand, auf einer seiner schnellen Runden die Streckenbegrenzung überfahren zu haben. Horner ist deswegen nicht besorgt: "Er war vielleicht mit dem Rad drauf, mehr nicht."
Verstappen selbst findet, dass sein erster Run in Q3 "furchtbar" war. Er erklärt: "Die Reifen waren ganz anders in Q1 und Q2. Normalerweise wirst du immer schneller, wenn die Temperaturen in der Nacht immer kühler werden. Ist das erste Mal, dass ich sowas habe. Ich habe beim Aufwärmen der Reifen was probiert. Das hat in Q1 und Q2 funktioniert, in Q3 aber nicht mehr. Ich dachte, es funktioniert. Das müssen wir genau untersuchen."
Welche Erklärung hat Carlos Sainz für seinen Rückfall?
Nach der ersten Q3-Runde war er Erster, und das auf gebrauchten Reifen. "Es ist merkwürdig", sagt Sainz, "aber mit gebrauchten Reifen komme ich dieses Wochenende besser zurecht. Der neue Reifen ist für mich sehr digital, schwierig zu berechnen. Und so hat mir im letzten Run in Q3 einfach der Grip gefehlt."
Wie geht es Mick Schumacher nach seinem Crash?
Mick Schumacher lag an neunter Position, als er ausgangs der ultraschnellen Kombination T10/11/12 heftig abflog. Bis dahin hatte er in vier der neun Minisektoren persönliche Bestzeit erzielt. In den ersten Minuten war die Sorge um den Haas-Piloten groß. Ein Rettungswagen stand an der Unfallstelle, und im TV wurden keine Nahaufnahmen oder Replays gezeigt.
Um 20:51 Uhr Ortszeit gab's vom Haas-Team die erste Meldung über Schumachers Zustand. Man habe gehört, dass Schumacher bei Bewusstsein sei und auf dem Weg ins Medical Center, man aber auf weitere Nachrichten warte, vermeldete ein Pressesprecher via WhatsApp-Mediengruppe.
20 Minuten später - das Qualifying war immer noch unterbrochen - gab Teamchef Günther Steiner in einem Interview mit 'ServusTV' direkt vom Kommandostand Entwarnung: "Es geht ihm gut, er ist bei Bewusstsein. Er hat mit seiner Mutter gesprochen und ist ansprechbar. Er hat keine sichtbaren Verletzungen."
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Sicherheitshalber wurde der 23-Jährige trotzdem per Helikopter zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. "Mick war, wurde mir gesagt, bei guter Stimmung. Er wollte gar nicht ins Krankenhaus. Ob er fahren kann oder nicht, können wir aber noch nicht sagen", berichtet Steiner.
Welche Fahrer schieden in Q2 aus?
Neben Schumacher waren das die beiden McLaren-Piloten Lando Norris und Daniel Ricciardo auf P11/12. Norris fehlten gerade mal 0,033 Sekunden auf P10 (Russell). Dazu kamen auf den Positionen 13 und 15 Guanyu Zhou (Alfa Romeo) und Lance Stroll (Aston Martin).
Bestzeit fuhren in Q2 die beiden Ferraris. Sainz legte nach der rund einstündigen Unterbrechung wegen Schumacher 1:28.686 Minuten vor. Damit lag er am Ende 0,094 Sekunden vor Leclerc, 0,238 vor Perez und 0,259 vor Verstappen.
Was war der Grund für Lewis Hamiltons Aus in Q1?
Für Lewis Hamilton bedeutete die 16. Zeit im ersten Abschnitt sein erstes Q1-Aus seit seinem Unfall in Brasilien 2017. "Ich kann mich einfach nicht verbessern", funkte er während seines letzten Runs, bei dem er gleich zweimal auf eine schnelle Runde ging. Und nach dem Scheitern meinte er: "Es tut mir so leid, Jungs."
Der Rückstand auf Teamkollege Russell, der Q1 als Vierter beendet hatte, betrug 0,663 Sekunden. Der war mit großem Abstand bester Fahrer auf einem Mercedes-Motor. In Q1 belegten Mercedes-Motoren die letzten fünf Plätze - zumindest dann, wenn man den AlphaTauri-Honda von Yuki Tsunoda nach seinem technischen Defekt ausblendet.
Später machte auf Social Media böse Witze die Runde: "Jedes Mal, wenn Latifi crasht, hat Hamilton einen schlechten Tag." Eine Anspielung auf das dramatische Finale in Abu Dhabi 2021, bei dem Latifis Unfall für das WM-entscheidende Safety-Car gesorgt hat.
Hamilton selbst wirkte angesichts der für seine Verhältnisse miserablen Position gefasst, als er seine ersten Interviews gab. "Im Abschlusstraining hat es noch gut ausgesehen. Ich wollte die Richtung weiter einschlagen. Vielleicht sind wir damit aber zu weit gegangen. Dadurch war das Auto unfahrbar", so sein Fazit.
Freut sich George Russell darüber, Hamilton geschlagen zu haben?
Nein. Von einem Journalisten auf den Sieg im Stallduell angesprochen, winkt er ab: "So sehe ich das nicht. Wir sind ein Team, und als Team war es kein guter Tag für uns. Wir haben das Auto nicht im Griff. Es funktioniert nur in einem sehr schmalen Fenster, und Lewis hat dieses Fenster gar nicht gefunden. Uns haben neun Zehntel auf 'Checo' gefehlt. Wir haben einiges zu tun. Die Rundenzeit ist da, aber wir können sie nicht entfalten."
Wie kam es zur roten Flagge in Q1?
Williams-Pilot Nicholas Latifi flog in der überhöhten Kurve 13 ab. "Das Heck hat einfach losgelassen", funkte er in einer ersten Reaktion an seinen Renningenieur. Pech für die beiden Ferraris: Die hatten gerade die ersten beiden Sektoren absolviert und mussten kurz vor der Ziellinie ihre schnellen Runden abbrechen. Auf den weiteren Verlauf des Qualifyings hatte das aber keinen nennenswerten Einfluss.
Als Q1 wieder freigegeben war, hatte Yuki Tsunoda Probleme technischer Natur. "Box. Ein Problem mit dem Benzinsystem", funkte sein Renningenieur. Damit schied der Japaner als 20. und Letzter aus, weil er zu dem Zeitpunkt noch keine gezeitete Runde absolviert hatte. Latifi war vor seinem Crash bereits eine Zeit gefahren und wurde 19.
Warum ist Nico Hülkenberg schon in Q1 ausgeschieden?
Der Aston Martin gehört seiner Aussage nach "nicht zu den drei, vier schnellsten" Autos. Aber er habe sich das Leben "auch selbst schwer gemacht. Ich glaube, Q2 wäre möglich gewesen", räumt der Deutsche, in Saudi-Arabien Ersatzmann für Sebastian Vettel, nach seinem 18. Platz im Qualifying ein.
"Meine Runde war nicht optimal. In Kurve 1 habe ich mich ein bisschen verbremst, in Kurve 13 lief es nicht ganz nach Plan. Es war mehr drin. Leider ist mir die Runde nicht so gut gelungen", ärgert sich Hülkenberg.
Wo gibt's das Rennen am Sonntag zu sehen?
In Deutschland exklusiv bei Sky. Das geht auch kurzentschlossen via Livestream mit einem Sky-Ticket und braucht nicht zwangsläufig einen Receiver (ANZEIGE).
Start ist um 20:00 Uhr Ortszeit in Saudi-Arabien, also um 19:00 Uhr deutscher Zeit. Aufpassen: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird in Deutschland auf Sommerzeit umgestellt.