• 21. März 2022 · 13:21 Uhr

Charles Leclerc am Boxenfunk: "Mit dem Motor ist was merkwürdig!"

Wie ein spezieller Funkspruch von Ferrari-Fahrer Charles Leclerc beim Formel-1-Auftakt in Bahrain zu werten ist und wie sicher man sich bei der Rennstrategie war

(Motorsport-Total.com) - "Da ist was merkwürdig beim Motor!" So funkte Charles Leclerc kurz vor Schluss im Grand Prix von Bahrain an die Ferrari-Box. Da befand er sich gerade auf der Anfahrt zu Kurve 13, in der letzten Runde beim Formel-1-Auftakt 2022. Drohte Ferrari etwa ein Ausfall auf den letzten Metern? Weit gefehlt: Leclerc nahm nur sein Team aufs Korn, ohne dass am Kommandostand jemand vor Schreck umgefallen wäre.

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Charles Leclerc im Ferrari F1-75 beim Formel-1-Auftakt 2022 in Bahrain Zoom Download

Denn Leclercs Renningenieur Carlo Santi verstand die Botschaft genau richtig und lachte. Zur Sicherheit schob Leclerc aber noch hinterher: "Ich mache nur Witze!" Und zwar auf Kosten von Ferrari, denn mit seinem Funkspruch spielte Leclerc auf das Rennen 2019 in Bahrain an, als ihn ein Zylinderschaden die Führung kostete und ihn schließlich nur auf P3 ins Ziel fahren ließ.

2022 gab es keinen solchen technischen Stolperstein für Ferrari-Fahrer Leclerc. Er bestimmte das erste Rennen des Jahres, kam nur einmal wirklich in Bedrängnis, als er nach dem ersten Boxenstopp von Max Verstappen im Red Bull attackiert wurde. Aber warum eigentlich, wo Leclerc vor den Stopps noch um 3,7 Sekunden vorne gelegen hatte?

Was im Rennen von Leclerc schiefgelaufen ist

Leclerc räumt nach dem Rennen "einen kleinen Fehler auf meiner Outlap" ein, außerdem habe es bei seinem Stopp "vorne rechts" geklemmt, weshalb der Reifenwechsel insgesamt "nicht ideal verlaufen" sei. "Das hat uns Zeit gekostet und uns nach dem Stopp in eine schwierige Position gebracht", meint Leclerc.

Nachdem er in Runde 15 als direkte Reaktion auf den Undercut-Versuch von Verstappen in Runde 14 ebenfalls die Reifen gewechselt hatte, habe er außerdem "nicht gewusst, wie viel Grip ich von den frischen Reifen erhalten würde, also pushte ich auf der Outlap nicht maximal. Ich war wahrscheinlich unter dem Limit, und Max war direkt an mir dran."

Tatsächlich hatte auch Verstappen die Outlap nicht maximiert, auf Anweisung seines Teams und sehr zum Ärger des Weltmeisters. Trotzdem kam er im Vorteil bei Leclerc an: "Max hatte schon eine Runde mit den Reifen hinter sich, war also praktisch am Peak der Reifen. Es war schwierig, ihn hinter mir zu halten." Doch das gelang: Zwei Mal wehrte Leclerc einen Angriff Verstappens ab, indem er ihn gleich zurücküberholte.

Beim zweiten Mal ist alles anders

Die Situation wiederholte sich in den Runden 30 und 31 nach einem erneuten Undercut-Versuch von Red Bull. Aber da "lief es etwas runder" bei Ferrari. Leclerc: "Die Inlap war ein bisschen besser. Meine Reifen waren noch gut in Schuss, also konnte ich pushen. Auch der Stopp selbst war besser. Da hatten wir es besser unter Kontrolle."


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Zum Schluss konnte es sich Leclerc sogar leisten, gar nicht auf den dritten Boxenstopp bei Verstappen zu reagieren. Denn Red Bull holte in Runde 43 nochmals frische Soft-Reifen für eine finale Attacke.

Warum nur Leclercs Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz ebenfalls zum Reifenwechsel abbog, nicht aber Leclerc als Spitzenreiter? "Ich fühlte mich gut mit meinen Reifen, um damit durchzukommen. Aber als sie an die Box fuhren, machte ich mir doch ein paar Sorgen. Ich sagte dem Team, ob es nicht gut wäre, darauf zu reagieren, nur um sicherzugehen. Dann hieß es, wir müssten draußen bleiben, und ich stimmte zu", erklärt er.

Wenn es der Kommandotand so sagt, dann ...

In dieser Situation habe er sich auf das Urteilsvermögen des Ferrari-Kommandostands verlassen. Begründung: "Das Team hat so viel mehr Daten zur Verfügung als ich im Auto. Die Zuversicht war da beim Team, was mir die Zuversicht gegeben hat, weiterzufahren und das Auto durchzubringen. Ich wollte nur einfach sichergehen, dass wir alle Szenarien angesprochen hatten, bevor wir eine Entscheidung trafen."

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto beschreibt die Szene ähnlich. Man habe zunächst nicht auf den Stopp von Red Bull reagiert, "weil wir erkannt hatten, dass wir genug Puffer haben würden", so meint er.

"Charles kümmerte sich gut um die Reifen, der Medium funktionierte prima. Und ein zusätzlicher Boxenstopp wäre ein zusätzliches Risiko gewesen. Wir haben dann diskutiert, aber wir waren komfortabel vorne. Deshalb haben wir entschieden, draußen zu bleiben."

Ferrari-Strategie war auf Verstappen ausgelegt

Zu Rennbeginn aber hatte Ferrari seine Strategie klarer auf Red Bull ausgerichtet. Denn Leclerc war mit frischen Softs von der Poleposition losgefahren, Sainz mit gebrauchten Softs von P3. "Es ging einfach darum, unterschiedlich aufgestellt zu sein, um Max hoffentlich in Schwierigkeiten zu bringen. Carlos sollte ihn gegen Ende mit einer etwas anderen Strategie kriegen", sagt Leclerc.


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Doch Sainz fiel praktisch sofort deutlich hinter das Führungsduo zurück und musste abreißen lassen. Rasch wurde deutlich: Die alternative Strategie würde nicht möglich sein.

"Wir wollten es umgekehrt machen wie Max", meint Sainz. "Doch damit fiel ich wahrscheinlich etwas zu sehr zurück im ersten Stint."

Das habe seine Reifenprobleme in Bahrain, die er über das komplette Wochenende gehabt habe, nur noch verschärft. "Ich bin einfach noch nicht ganz so weit mit dem Auto", sagt Sainz. "Ich gehe nicht so gut mit den Reifen um, und dann leidet die Hinterachse."

"Dieses Defizit war im Qualifying plötzlich verschwunden, aber im Rennen kam es wieder zurück und schränkte mich ein. Jetzt müssen wir uns anschauen, wie ich diese Zeit finde."

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