• 20. März 2022 · 17:45 Uhr

So geil ist die neue Formel 1: Triumph Ferrari, Fiasko Red Bull!

Totaler Triumph für Ferrari beim absolut packenden Saisonauftakt in Bahrain 2022 - Red Bull verliert in den letzten Runden beide Autos wegen technischer Probleme

(Motorsport-Total.com) - Die Skepsis, die viele Fans dem neuen "Ground-Effect"-Reglement entgegengebracht haben, scheint nicht begründet zu sein: Der Auftakt der Formel-1-Saison 2022 in Bahrain brachte mit Charles Leclerc (Ferrari) einen ungewohnten Sieger und mit Leclerc gegen Weltmeister Max Verstappen (Red Bull) ein spektakuläres Rad-an-Rad-Duell um die Führung.

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Das Duell zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc war elektrisierend Zoom Download

Das seit 2014 über weite Strecken dominante Mercedes-Team, immerhin amtierender Konstrukteurs-Weltmeister, musste in Bahrain hingegen eine Schlappe hinnehmen. Lewis Hamilton belegte letztendlich zwar noch den dritten, sein neuer Teamkollege George Russell den vierten Platz. Von der Performance her war Mercedes aber nur dritte Kraft.

Ferrari ist nach dem Doppelsieg Leclerc vor Carlos Sainz erster Spitzenreiter der Konstrukteurs-WM 2022.

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Kevin Magnussen (Haas) wurde sensationell Fünfter, vor Valtteri Bottas (Alfa Romeo), Esteban Ocon (Alpine), Yuki Tsunoda (AlphaTauri), Fernando Alonso (Alpine) und Guanyu Zhou (Alfa Romeo).

Mick Schumacher (11./Haas) und Nico Hülkenberg (17./Aston Martin) beendeten zwar das Rennen, schafften es aber nicht in die Top 10 und sammelten keine WM-Punkte. Schumacher lag beim letzten Neustart noch an zehnter Stelle, wurde von da an aber mit gebrauchten Reifen nach hinten durchgereicht.

Sebastian Vettel (Ersatzmann: Hülkenberg) war nicht am Start. Er erholt sich derzeit zu Hause in der Schweiz von einer Coronavirusinfektion.

Funktioniert das neue Formel-1-Reglement?

Und wie! Zwischen Runde 17 und Runde 19 lieferten Leclerc und Verstappen einen der begeisterndsten Kämpfe um die Führung in einem Grand Prix, den die Formel 1 seit vielen Jahren gesehen hat. Innerhalb der drei Runden wechselte die Führung nicht weniger als sechsmal!

Leclerc hatte vor seinem Boxenstopp in Runde 15 3,9 Sekunden Vorsprung auf Verstappen. Der war bereits eine Runde früher reingekommen - und war plötzlich formatfüllend im Rückspiegel des Ferrari!

In Runde 17 dann, Leclerc schien eigentlich ein paar Wagenlängen Vorsprung zu haben, produzierte Verstappen Ende Start-Ziel mit offenem DRS einen enormen Geschwindigkeitsüberschuss und schob sich mit spektakulärem Funkenschlag seines Unterbodens innen am Ferrari vorbei.

Doch Leclerc hatte auf dem Weg zu Kurve 4 den Vorteil des offenen DRS und vermochte direkt zu kontern - genau wie eine Runde später, in der sich das Spielchen fast deckungsgleich wiederholte.

In Runde 19 konnte Verstappen noch einmal attackieren. Diesmal war er aber auf allerletzter Rille, als er sich innen vor Leclerc bremste. Dabei trug es den Red Bull in Kurve 1 zu weit nach außen, sodass Leclerc gar nicht erst bis Kurve 4 warten musste, sondern sofort kontern konnte.

Wie ging das Duell Leclerc vs. Verstappen danach weiter?

Verstappen konnte zunächst nicht mehr angreifen. Bis zur 30. Runde wuchs sein Rückstand wieder auf vier Sekunden an. Der Sonntagabend des Weltmeisters war nicht sorgenfrei. Bereits früh im Rennen meldete er: "Meine Motorbremse stellt in der Kurvenmitte lustige Dinge an." Und später: "Ich habe null Traktion."

Nach dem Duell mit Leclerc wurde Verstappen gebeten, seine Bremstemperaturen im Auge zu behalten. Obwohl die Lufttemperatur zu dem Zeitpunkt mit 23 Grad eigentlich überschaubar war - doch das Duell mit Leclerc hatte den Bremsen wohl ziemlich zugesetzt.

In Runde 30 kam Verstappen dann zum zweiten Mal zum Boxenstopp. Diesmal wechselte er auf den Medium, mit dem der Undercut nicht ganz so wirkungsvoll war wie beim ersten Reifenwechsel mit dem Soft. Leclerc kam eine Runde später rein - und blieb diesmal etwas sicherer vor dem Red-Bull-Piloten, mit 1,2 Sekunden Vorsprung.

Warum war Verstappen so sauer auf sein Strategieteam?

Verstappen zeigte sich danach am Boxenfunk stinksauer. Offenbar hatte ihn sein Team angewiesen, im Sinne der Reifenschonung nicht zu aggressiv zu fahren: "Das ist jetzt das zweite Mal, dass ich es auf der Out-Lap locker angehen habe lassen, und zum zweiten Mal bin ich hinten! Das mache ich nie wieder", tobte er.


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Hintergrund: Offenbar hatte der Kommandostand Angst, dass Verstappen im Bestreben, die Führung zu übernehmen, zu viel riskieren würde. Das wäre a) ein hohes Risiko und könnte b) dazu führen, dass der Reifen zu grainen beginnt und für den Rest des Stints an Leistung verliert. "Ein Nebeneffekt der in diesem Jahr niedrigeren Temperatur der Heizdecken", erklärt 'ORF'-Experte Alexander Wurz.

Verstappen hatte damit sein Pulver verschossen. 15 Runden vor Schluss war sein Rückstand wieder auf mehr als vier Sekunden angewachsen. "Wir haben weniger Reifenverschleiß als Verstappen", funkte sein Renningenieur.

Warum wurde es am Ende trotzdem nochmal so spannend?

In Runde 43 holte Red Bull beide Autos zum Wechsel von Medium auf Soft. Eine Runde später zog Ferrari mit Sainz nach. Auch Mercedes nutzte die Gelegenheit zum Reifenwechsel.

Verstappen war kaum wieder auf die Strecke gegangen, da funkte Red Bull, man müsse ihn nochmal an die Box holen - offenbar wegen eines hydraulischen Problems. Verstappen wurde gefragt, ob der Lenkdruck in beide Richtungen gleich sei. Er blieb aber auf der Strecke und bat sein Team darum, die Sache selbst regeln zu dürfen.

Genau in der Phase begann der AlphaTauri von Pierre Gasly zu brennen, was eine Safety-Car-Phase nach sich zog. Verstappen war auf frischen Softs, Leclerc auf gebrauchten Mediums. Doch ein dramatisches Finale wie Abu Dhabi 2021 gegen Hamilton wiederholte sich nicht.

Das Feld wurde zunächst mittels VSC neutralisiert, ehe auf Safety-Car umgeschaltet wurde. Verstappen konnte also nicht aufholen, sondern musste sich an die Deltazeit halten. Das gab Leclerc die Gelegenheit, ebenfalls auf Soft zu wechseln. Für den Neustart hatte der Ferrari letztendlich sogar die um drei Runden frischeren Reifen als Verstappen.

Noch bevor das Rennen wieder freigegeben wurde, meldete der Niederländer: "Es wird immer schwieriger, bei Geschwindigkeit zu lenken." Antwort vom Team: "Von dem, was wir sehen können, ist die Situation stabil. Sollte es unfahrbar werden, müssen wir reagieren. Wir müssen damit leben."

Leclerc geriet von da an nicht mehr in Gefahr, den ersten Ferrari-Sieg seit Sebastian Vettel in Singapur 2019 noch zu verlieren, und fuhr die 25 WM-Punkte sicher nach Hause. Außerdem sicherte er sich den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde.

Was war der Grund für Verstappens Ausfall?

Beim Neustart in Runde 51 konnte sich Verstappen nur knapp gegen Sainz behaupten. Später klagte er über ein Problem mit der Batterie. "Wir können das Problem sehen, Max. Es ist nicht die Batterie", funkte sein Renningenieur. Verstappen wollte wissen: "Was soll ich tun?" Die ernüchternde Antwort: "Es gibt nicht viel, was wir tun können."

Ende der 54. Runde wurde Verstappen plötzlich langsamer. Er schaffte es zwar noch zurück an die Box, musste seinen RB18 aber abstellen.

Eine Runde später funkte dann auch Perez: "Ich verliere Leistung!" In der ersten Kurve der allerletzten Runde drehte er sich, an dritter Stelle liegend. "Dieser verdammte Motor", funkte er - und stellte ab.

Damit war der Doppelausfall von Red Bull perfekt.

Helmut Marko erklärt im 'ORF': "Der Defekt bei Verstappen und Perez scheint derselbe zu sein. Bei Gasly war's was anderes. Bei Max kam ein Problem mit der Servolenkung dazu. Zum Schluss ist es irgendwo in der Benzinzufuhr gescheitert bei beiden Autos. Es ist einfach zu wenig Benzin gekommen."

Warum ist Hamilton nach seinem Boxenstopp so gerutscht?

Der Mercedes-Fahrer war in Runde 12 der Erste, der zum regulären Boxenstopp kam. Er wechselte von Soft auf Hard. Standzeit: 3,4 Sekunden. Wegen der neuen Radkappen dauert der Reifenwechsel erstmal etwas länger als in der Vergangenheit. Andere Teams bekamen das beim Saisonauftakt aber schneller hin als Mercedes.

Hamilton fuhr aus der Box - und statt mit den frischeren Reifen einen Vorteil zu haben, rutschte er gleich mal ein paar Meter neben die Strecke. "Die Reifen sind zu kalt", funkte er.

Hintergrund: Die Reifen dürfen mittels Heizdecken 2022 nur noch auf 70 Grad vorgewärmt werden. Bisher waren 100 Grad vorn und 80 hinten erlaubt.

Hamilton war nach dem Boxenstopp zunächst in ein Scharmützel mit Guanyu Zhou (Alfa Romeo) verwickelt - und wunderte sich über die Strategie seines Teams: "Das war wirklich ein sehr früher Stopp." Russell kam erst drei Runden nach ihm rein.

Mercedes war das einzige der drei Topteams, das beim ersten Boxenstopp von Soft auf Hard wechselte. Alle anderen wechselten von Soft auf Soft.

Gab es nach dem Start die Notwendigkeit für Strafen?

Grundsätzlich kam das ganze Feld sauber durch die erste Kurve. Doch danach wurde es eng. Mick Schumacher (Haas) fuhr zwischen den beiden rosaroten Alpines auf Kurve 6 zu, als er von hinten von Esteban Ocon angeschubst wurde. Dafür kassierte der Franzose eine Fünfsekundenstrafe.

Auch eine Situation zwischen Lando Norris (McLaren) und Lance Stroll (Aston Martin) in Kurve 4 wurde seitens der Rennleitung notiert. Diese zog aber keine weiteren Konsequenzen nach sich.

Wie geht's weiter in der Formel 1 2022?

Bereits in einer Woche steht der Grand Prix von Saudi-Arabien auf dem Stadtkurs in Dschidda auf dem Programm. Danach sind zwei Wochen Pause bis Melbourne in Australien. (Hol Dir jetzt Sky und erlebe alle Rennen live und ohne Werbeunterbrechung!) Am 24. April steigt dann in Imola (Italien) das erste Europarennen.

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