• 20. März 2022 · 20:11 Uhr

"Fantastisches" Ergebnis für Mercedes: "Wir sind fast dran"

Wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff den Formel-1-Auftakt 2022 in Bahrain einordnet und wo die Silberpfeile den meisten Aufholbedarf haben

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton spricht von einem "schwierigen Rennen" für Mercedes. Doch am Ende stehen die Positionen drei und vier für ihn und George Russell. Denn die Silberpfeile profitierten beim Formel-1-Auftakt 2022 in Bahrain vom Doppelausfall bei Red Bull und rückten kampflos vor, sind damit zweite Kraft in der Konstrukteurswertung der noch jungen Saison.

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Carlos Sainz, Lewis Hamilton, Sergio Perez im Auftaktrennen 2022 in Bahrain Zoom Download

"Dritter und Vierter ist ein fantastisches Ergebnis", meint Mercedes-Teamchef Toto Wolff in einer ersten Reaktion beim englischsprachigen Sender 'Sky'. Man boxe damit aber eigentlich "über unserem Gewichtslimit", schließlich sei man auf der Strecke nicht nur von Ferrari, sondern auch von Red Bull entzaubert worden, habe am Ende vom "Pech" bei Max Verstappen und Sergio Perez profitiert, so formuliert es Hamilton.

Denn aus eigener Kraft hätte Mercedes beim Auftaktrennen kein Top-4-Ergebnis sicherstellen können. Rund eine Sekunde verlor der W13 im Schnitt pro Runde auf den Ferrari F1-75 von Charles Leclerc und den RB18 von Verstappen, doch ganz so rabenschwarz sieht Wolff die Situation nicht.

Wolff: Stint auf Hard verzerrt Mercedes-Form

Er erklärt: "Mit den Soft-Reifen sind wir fast dran, bevor der Verschleiß einsetzt. Nicht an Leclerc, aber an den anderen. Dann aber fällt der Verschleiß zu groß aus." Es gelinge Mercedes nicht, die Pirelli-Reifen im Rennen lange genug in gutem Zustand zu halten.

Auch deshalb hat man sich bei den Silberpfeilen für einen Stint auf Hard-Reifen entschieden. Damit aber kam Hamilton von Anfang an nicht zurecht, klagte sofort über zu wenig Grip. Und auch Wolff zieht ein deutliches Fazit zu dieser Strategie: "Der Hard war ein Griff ins Klo. Dieser Reifen war auf jeder einzelnen Runde einfach nur langsam." Er fügt hinzu: "Lektion gelernt."

Es sei vor allem die harte C1-Mischung gewesen, die das Bild beim Abstand auf Ferrari und Red Bull aus Mercedes-Sicht verzerre. "Vielleicht", meint Wolff, "lassen uns die 35 Sekunden also etwas schlechter aussehen, als wir es sind."

Mercedes trifft Abstimmung nicht ideal

Auf jeden Fall reist Mercedes nicht unzufrieden ab aus Bahrain. "So schnell ändert sich die Erwartungshaltung", sagt Wolff beim deutschen 'Sky' und erklärt: "Vergangenes Jahr wären wir zutiefst betrübt gewesen mit einem dritten und einem vierten Platz."


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Mercedes müsse sich andererseits "eingestehen, dass die Performance im Moment einfach nicht stimmt", so Wolff weiter. In Bahrain könne das auch an der Abstimmung des W13 gelegen haben: "Ich denke, wir hatten wahrscheinlich zu viel Flügel und damit zu viel Luftwiderstand. Das liegt aber nur daran, dass uns momentan Teile fehlen", sagt Wolff, ohne weiter ins Detail zu gehen.

Dann ergänzt er noch: "Wir müssen jetzt jeden Stein einzeln umdrehen, auch den Antriebsstrang." Russell aber relativiert diese Aussage umgehend: "Ich würde nicht notwendigerweise sagen, dass es nur am Motor liegt. Da spielen mehrere Faktoren mit rein."

Auch Russell verweist auf "eher viel Luftwiderstand" beim Mercedes und das Bouncing auf den Geraden. "Das macht dich langsamer, weil man immer wieder aufsetzt und nicht vorwärtskommt." Sein Fazit: "Wir verlieren wahrscheinlich gerade 50 Prozent auf den Geraden und 50 Prozent in den Kurven."

Keine rasche Trendwende bei Mercedes

Bleibt die Frage, wie Mercedes diese Defizite wettzumachen plant. Wolff will sich nicht festlegen, sonst "nagelt ihr mich darauf fest, wenn ich in vier Rennen nicht liefere", sagt er, mehr im Scherz.

Ernsthaft fügt er hinzu: "Wir wissen, wo der Anspruch ist. Es fehlt einfach an Performance, durchwegs. Am Chassis, am Motor, an den Boxenstopps. Es gibt nicht einen Bereich, wo ich sagen würde, wir performen so, wie wir das sollten." Selbst bei der Zuverlässigkeit habe man eine "kleine Sorge" gehabt, weil einige Temperatur-Sensoren angeschlagen hatten.


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Realistischerweise bewege man sich mit all diesen Baustellen "auf fünf und sechs" und sei "Dritter auf der Strecke" als Team, meint Wolff. Und der Weg an die Spitze werde langwierig: "Es wird nicht über Nacht gehen."

Hier äußert sich Hamilton ganz ähnlich. Er stellt "keine rasche Trendwende" in Aussicht und meint: "Das ist uns als Team bewusst. Aber wir halten schon so lange am besten zusammen und werden dranbleiben."

Unerwartetes Podium als Motivation für das Team

Das unverhoffte Podestergebnis beim Auftaktrennen sei "unheimlich motivierend für das gesamte Team", so erklärt der siebenmalige Formel-1-Weltmeister. "Aber: Niemand war [vor dem Rennen] niedergeschlagen gewesen, niemand hatte sich beschwert. Alle haben rangeklotzt."

Als Resultat stehe eine "Schadensbegrenzung", die besser ausgefallen sei als erwartet, sagt Hamilton. "Wir haben unser Bestes getan und sind dankbar für diese Punkte. Wir hatten Glück, aber wir waren auch besser, mit besserer Zuverlässigkeit."

"Unterm Strich", so ergänzt Russell, "geht es in der Formel 1 um Ergebnisse. Es spielt keine Rolle, ob du das schnellste oder langsamste Auto hast. Es geht darum, wer am Ende ganz oben steht auf dem Podium. Hätte man uns vorab P3 und P4 angeboten, wir hätten das auf jeden Fall genommen. Denn wir waren nicht viel schneller als das Mittelfeld."

Viel Anerkennung für Ferrari

Ferrari dagegen sei "extrem stark" aufgetreten, sagt Wolff anerkennend bei 'Sky'. "Das Auto ist insgesamt gut. Man hat gesehen, wie [Leclerc] auch von Verstappen immer wieder weggefahren ist." Der F1-75 verfüge über eine "wirklich gute" Traktion, so Wolff weiter. Dann fügt er noch hinzu: "Ich denke, er hat auch einen Gewichtsvorteil gegenüber dem Red Bull, und [gegenüber] uns auch." Mehr sagt Wolff dazu nicht.

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George Russell im Mercedes W13 in Bahrain: Er wurde im ersten Rennen Vierter Zoom Download

Und seine Fahrer verweisen auf das eigene Auto, das "schwierig" zu fahren sei. Vor allem das Aufsetzen und Hüpfen auf den Geraden macht Hamilton und Russell zu schaffen. Ob sich im Wochenendverlauf in Bahrain Besserung eingestellt habe? Russell spricht von "einem Schritt vorwärts und einem Schritt zurück".

Er erklärt: "Wir versuchen viele unterschiedliche Dinge. Das schränkt dich an einem Wochenende ein, weil wir uns so sehr darauf konzentrieren und andere Bereiche des Autos ignorieren. Wir stehen auf jeden Fall nicht da, wo wir hinwollen. Wir sind aber optimistisch, dass wir die Kurve kriegen."

Hamilton denkt schon an Duell mit Ferrari

Hamilton hat sogar die Hoffnung, "dass wir es bald mit [Ferrari] aufnehmen können", so sagte er nach dem Rennen. "Vor uns liegt viel Arbeit. Trotzdem: Es ist ein guter Auftakt für uns. Wir haben ein zuverlässiges Auto, nur [...] Ferrari und Red Bull sind sehr schnell auf den Geraden, [...] aber es könnte schlimmer sein."

Ausdrücklich als "sehr solide" bezeichnet Wolff Russells Einstand als Mercedes-Stammfahrer, denn die Pace sei "absolut da", so der Teamchef. "Beim ersten Rennen in einem Mercedes kommt sicher der Druckfaktor auch noch dazu. Ich finde, er hat seine Aufgabe wirklich tadellos gelöst." Nun will Mercedes als Team auf technischer Seite nachziehen.

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