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Desaster hoch zwei! Benzinzufuhr legt beide Red Bull in Bahrain lahm
Debakel für Red Bull beim F1-Saisonauftakt - Verstappen und Perez scheiden kurz vor Schluss aus - Balanceprobleme, Lenkung schwergängig, Spritversorgung defekt
(Motorsport-Total.com) - "Wir sehen das Problem, Max, das hat nichts mit der Batterie zu tun." - "Was kann ich tun???" - "Es gibt nicht viel, was wir tun können." Protokoll eines Desasters für Red Bull beim Saisonauftakt in Bahrain, wenige Sekunden später rollt Formel-1-Weltmeister Max Verstappen aus. Doppelausfall, Nullrunde, 30 sichere Punkte weg.
© Motorsport Images
Frust pur: Max Verstappen muss kurz vor Ende beim Saisonauftakt aufgeben Zoom Download
Und ein großes Rätselraten bei Christian Horner und Co. Sicher ist nur: Im Motor kam kein Benzin mehr an, es war aber in beiden Fällen noch welches im Tank. Sowohl bei Verstappen als auch bei Sergio Perez, der sich wegen des fehlenden Vortriebs in der letzten Runde drehte, lief der Motor trocken.
"Wir haben keine schlüssige Erklärung. Das müssen wir erstmal untersuchen", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im 'ORF'. Gegenüber 'Sky' fügt er hinzu: "Das ist etwas, das vorher nie aufgetreten ist. Wir haben Tests gemacht, bei denen wir die Tanks bis auf einen Liter leergefahren haben. Es muss irgendwas kaputtgegangen sein."
Warum kam kein Benzin im Motor an?
Teamchef Christian Horner spricht von einem "brutalen Ende des Rennens für uns." Er bestätigt, dass beide Red-Bull-Boliden dasselbe Problem hatten und dass das Problem noch nie zuvor aufgetreten ist. Der Ausfall von Pierre Gasly im AlphaTauri hingegen sei auf ein Problem mit der MGU-K zurückzuführen, dem kinetischen Energierückgewinnungssystem.
Dennoch steht nun reichlich Analysearbeit bevor - und die Zeit drängt. Schon in sieben Tagen findet in Dschidda in Saudi-Arabien das nächste Rennen statt. Was, wenn das Problem dort wieder auftritt?
"Wir wissen noch nicht genau, was es war", so Horner. "Ob es die 'Lift Pump' war oder der Kollektor oder etwas in den Benzinleitungen, können wir nicht sagen. Aber wir müssen der Sache auf den Grund gehen und sie verstehen. Wir werden die Autos zerlegen, wir werden uns das anschauen und wir werden den Fehler finden."
Formel-1-Tanks werden nicht, wie es bei einem Straßenfahrzeug der Fall ist, von einer einzelnen Pumpe leergesaugt. Um stets eine optimale Benzinzufuhr zu gewährleisten, auch bei leerem Tank, wird der Sprit zunächst über sogenannte "Lift Pumps" aus dem Tank gepumpt. Dabei handelt es sich um Pumpen mit niedrigem Druck, die ein Einheitsteil sind.
Der Sprit wird dann im sogenannten Kollektor gesammelt, der wie eine umgedrehte Mineralwasserflasche aussieht. Erst dort sitzt die eigentliche Benzinpumpe, die den Motor mit E10 versorgt. Was hier genau schiefgelaufen ist, gilt es zu eruieren.
Red Bull hat in der Nacht vor dem Rennen eine zusätzliche Stunde in Anspruch genommen, um an der Benzinzufuhr an beiden Autos zu arbeiten. Dabei wurden auch die "Lift Pumps" ausgebaut. Das taten aber alle Teams. Horner bestätigt: "Das war mehr ein generelles Problem und nicht Red-Bull-spezifisch. Es war lediglich eine Inspektion, da wollten wir ganz sichergehen."
Noch mehr Probleme für Verstappen im Rennen
Für Verstappen ist das natürlich der schlechteste denkbare Auftakt in die Mission Titelverteidigung. "Das ist einfach enttäuschend. Ob man Erster oder Zweiter im ersten Rennen wird, ist egal. Aber wir müssen Punkte machen." Und das Ziel wurde klar verfehlt.
"Wir hatten eine ganze Reihe von Problemen", so der amtierende Weltmeister weiter. "Erstmal von der Balance her. Ich habe keinen Grip gehabt, so wie am Freitag." Er habe sowohl auf der Vorderachse keinen Grip, als auch beim Beschleunigen keine Traktion gehabt, legt er dar.
"Dann hatte ich ein Problem mit der Lenkung. Es war kein Gefühl mehr drin, viel zu schwer." Verstappen musste nun ähnlich wie einst Nigel Mansell fahren, der eine schwergängige Lenkung bevorzugte, um ein besseres Gefühl für die Vorderreifen zu haben. Verstappen jedoch hatte stattdessen weniger Gefühl.
"Es war fast unmöglich, zu lenken, und je schneller ich fuhr, umso mehr Verzögerung gab es", erklärt er. "Wenn ich nach rechts gelenkt habe, hat es sich zunächst gut angefühlt, bis etwas passiert ist. Deshalb war mein Restart auch so schlecht: Ich wollte aufs Gas steigen, konnte aber die Lenkung nicht öffnen, weil es irgendwie verklemmt war."
"Da habe ich mir schon gedacht: 'Okay, heute mit so vielen Problemen immer noch Platz zwei zu holen, ist immer noch gut.' Aber dann kam das nächste Problem, dass der Motor keinen Sprit mehr bekam. Dann ist alles ausgefallen, das war's."
Verstappen vermutete zunächst ein Problem mit der Batterie. "Was zu Hölle ist das?", fragt er zunächst. Das Team versichert ihm, dass die Batterie okay sei. "Nein, ist sie nicht!", kontert Verstappen. Als dem Team das Problem auffällt, ist nichts mehr zu machen. Bei Perez gab es wenig später dieselben Symptome, die zum Aus in der letzten Runde führten.
Zurück zum Problem mit der Lenkung. Auch hier hat Red Bull den Schuldigen bereits ausgemacht: den letzten Boxenstopp. "Als das Auto abgelassen wurde, wurde die Spurstange verbogen. Deshalb war das Problem auch in Links- und Rechtskurven unterschiedlich ausgeprägt. Es sah so aus, als hätte er es im Griff.
Red Bull hat also in kürzester Zeit einiges zu analysieren. Verstappen mahnt: "Natürlich kann man sich immer hinstellen und sagen, dass Probleme vorkommen können. Aber auf diesem Niveau, wenn man schon so viele Informationen über die Motoren und alles hat, sollte so etwas nicht passieren."