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Valtteri Bottas: P6 muss noch nicht das Limit sein!
Wie Valtteri Bottas seinen überraschenden sechsten Platz für Alfa Romeo im ersten Qualifying der Formel-1-Saison 2022 in Bahrain bewertet und was jetzt folgen wird
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton und Valtteri Bottas in einer Reihe in der Formel-1-Startaufstellung. Daran hat man sich in den vergangenen Jahren gewöhnt. Doch 2022 ist diese Konstellation eine Überraschung, denn Bottas sitzt nicht mehr länger in einem Mercedes, sondern in einem Alfa Romeo. Und beim ersten Qualifying des Jahres wuchs er damit regelrecht über sich hinaus.
© Motorsport Images
Valtteri Bottas im Alfa Romeo C42 in Bahrain: Auf Anhieb in die Top 10 Zoom Download
In Zahlen ausgedrückt: Mit 1:31.560 Minuten in Q3 war Bottas exakt 1,002 Sekunden langsamer als Spitzenreiter Charles Leclerc im Ferrari, aber er verlor auch nur 0,322 Sekunden auf Ex-Teamkollege Hamilton, mit dem er beim Start zum Formel-1-Auftakt 2022 in Bahrain (das Rennen hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) auf den ersten Metern ein Duell austragen kann.
Die Aussicht auf einen Zweikampf mit seinem Stallgefährten von früher sei "ziemlich cool", meint Bottas. Er habe Hamilton nach dem Qualifying kurz gesehen und "wir beide haben gelächelt". Die Startphase am Sonntag in Sachir "dürfte lustig werden", sagt Bottas weiter.
Wolff bestätigt Sprachnachricht von Bottas
Ob er Mercedes-Teamchef Toto Wolff deshalb bereits kontaktiert habe, wird Bottas gefragt - zumal er im Qualifying besser abgeschnitten hat als sein Mercedes-Nachfolger George Russell. Antwort Bottas: "Noch nicht. Ich habe mein Telefon nicht bei mir. Ich gehe einfach zu ihm hin!"
Tatsächlich hat Bottas seinem Ex-Teamchef eine Textnachricht geschickt. Das hat Wolff inzwischen bestätigt. In der Nachricht soll Bottas davon geschwärmt haben, wie schön es sei, mit seinem neuen Team gegen sein ehemaliges Team antreten zu können. Und genau "so soll es sein", meint Wolff.
Wie realistisch ist ein sechster Platz auch im Rennen?
Aber hat Bottas im Rennen überhaupt eine Chance, seine im Qualifying erkämpfte Position zu behaupten? Der WM-Zweite von 2019 und 2020 wirkt zuversichtlich: "Ich sehe keinen Grund, warum das nicht klappen sollte. Wir hatten eine gute Balance auf den Longruns. Die waren nicht schlechter als die eine schnelle Runde."
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Bottas scheint auch Mercedes zu seinen direkten Gegnern zu zählen, wenn er sagt: "Ich denke, wir können es mit jedem Team aufnehmen, mit der Ausnahme von Red Bull und Ferrari. Sie scheinen in einer eigenen Liga zu fahren, aber mit dem Rest können wir kämpfen."
Dabei galt Alfa Romeo vor dem Qualifying nicht unbedingt als Kandidat auf einen Startplatz in den Top 10. Laut Bottas hatte das Team aber "in der Vorbereitung auf diesen Samstag erkannt, dass das möglich sein würde". Er fügt hinzu: "Wenn man aber P6 wirklich vor sich sieht, ist es trotzdem noch eine kleine Überraschung, für alle, wie ich glaube."
Alfa Romeo sieht Licht am Ende des Tunnels
Er selbst habe ein solches Ergebnis "vielleicht nicht" erwartet, räumt Bottas ein. Als er bei Alfa Romeo unterschrieben habe, sei es "schwierig [gewesen], so weit vorauszuschauen, sich ein konkretes Ergebnis vorzustellen für das erste Qualifying". Er habe sich wohl einen Platz im Mittelfeld ausgemalt, "vielleicht in Richtung P10", sagt Bottas. Position sechs sei "besser als erwartet, aber das nehmen wir mit".
Umso mehr, wo Alfa Romeo in der Formel-1-Saison 2021 mehrheitlich in der zweiten Hälfte des Klassements vertreten war und häufig auch weit hinten stand in der Startaufstellung. Nun beide Autos über Q1 hinausgebracht zu haben und sogar mit einem Auto in den Top 10 zu stehen, das sei "sehr wichtig für das Team", meint Bottas.
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"Alfa Romeo hatte ein paar schwierige Saisons. Jetzt sehen wir ein bisschen Licht [am Ende des Tunnels]. Und es ist wichtig, zu sehen, was möglich ist. Das ist der Anfang, der Ausgangspunkt unserer Reise. Jetzt müssen wir weiter nach vorne schauen und nicht zurück. Und das ist aufregend."
Wo das Auto noch Schwachstellen hat
Gleichwohl wisse er um die Baustellen bei Alfa Romeo, und er benennt sie auch: "Schnelle Kurven sind unsere Schwachstelle, die Kurven 6 und 7 [in Bahrain]. Bei den Longruns rutschen wir außerdem ein bisschen in Kurve 12. Also je höher die Geschwindigkeit, umso mehr geraten wir in Schwierigkeiten beim Grip. Daher: Hohe Geschwindigkeiten sind der Bereich, an dem wir noch arbeiten müssen."
In langsamen Passagen wiederum liege der C42 "nicht schlecht", sagt Bottas, "zumindest im Vergleich zu den Leuten um uns herum".
Und bei der Antriebsleistung müsse man sich vor niemandem verstecken: "Ich sehe keine großen Unterschiede mehr zwischen den einzelnen Motorenherstellern, um ehrlich zu sein. Ich denke, Ferrari hat gute Arbeit geleistet. Man hat ausgehend vom vergangenen Jahr definitiv einen Fortschritt erzielt. Das ist eine Verbesserung, kein Zweifel."
Bottas setzt Q3-Serie auch mit Alfa Romeo fort
Übrigens bei allen Ferrari-Teams: Sowohl das Werksteam als auch die Kundenteams Haas und Alfa Romeo hinterließen im ersten Qualifying des Jahres einen starken, einen verbesserten Eindruck im Vergleich zur Saison 2021.
Bottas selbst hielt eine lange währende Serie aufrecht: Er war zum 102. Mal in Folge in Q3 dabei. "Ich hatte dem Team am Morgen gesagt, dass es heute an der Zeit wäre für Nummer 102. Da waren sie sofort dabei. Also ja, schon nett. Ziemlich cool!"
Für Bottas ein Moment der Erleichterung, wie er zugibt: "Es war die erste Einheit, in der wir herausfinden konnten, wo wir wirklich stehen. Und ja, das stimmt mich zufrieden. Es gibt mir viel Hoffnung. Wenn ich auf P18 angekommen wäre, hätten wir eine etwas größere Aufgabe vor uns gehabt. Die Aufgabe ist immer noch groß, aber kein Mount Everest mehr."
"Das Schwierige" für Alfa Romeo sei nun, an diese Leistung anzuknüpfen und sich weiter zu steigern. "Sobald du in den Top 10 bist und der 'best of the rest', dann wird es knifflig. Aber warum nicht? Da stehen wir jetzt", meint Bottas. "Jetzt kommt es darauf an, Updates zu bringen und weiter dazuzulernen."