• 19. März 2022 · 18:52 Uhr

Hamilton: Mercedes W13 war ein "Albtraum" bei den Wintertests

Was bei George Russell im ersten Formel-1-Qualifying der Saison 2022 in Bahrain schiefgelaufen ist und wo Toto Wolff Mercedes im Vergleich zu Ferrari sieht

(Motorsport-Total.com) - "Wir brauchen jetzt ein paar Rennen, um uns auszusortieren. Dann sind wir wieder da", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Denn nach Jahren an der Spitze in der Formel 1 muss sich das Weltmeister-Team beim Saisonauftakt in Bahrain (das Rennen hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) mit einer Verfolgerrolle begnügen: Lewis Hamilton und George Russell platzierten ihre W13-Silberpfeile im ersten Qualifying der Saison 2022 nur auf den Rängen fünf und neun.

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George Russell im Mercedes W13 beim Formel-1-Auftakt 2022 in Bahrain Zoom Download

Doch nicht die Platzierung ist entscheidend, sondern vor allem der Abstand nach vorne: Auf Pole-Mann Charles Leclerc im Ferrari F1-75 fehlten Hamilton satte 0,680 Sekunden. Russell lag in Q3 sogar fast 1,7 Sekunden hinter der Bestzeit zurück.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff aber kann diesen Rückstand bei 'Sky' teilweise erklären: "Um es ein bisschen schönzurechnen, kann man sagen, dass wir nur einen Versuch hatten mit frischen Reifen in Q3. Das ist sicher ein Defizit. Dann sind es vielleicht fünf Zehntel. Aber das ist, wo wir sind." Heißt: Der neue Silberpfeil ist nur gut genug für die dritte Reihe hinter Ferrari und Red Bull.

Wolff erklärt Russell-Form in Q3

Warum aber fällt Russell dann derart ab? Wolff räumt "vielleicht einen Fehler" ein seitens des Teams und meint: "Wir haben ihm gesagt, noch mehr Pace in der Aufwärmrunde an den Tag zu legen. Wir haben dann im letzten Versuch ein bisschen den Peak vom Reifen weggenommen, sodass er sich in der ersten Kurve verschätzt hat." Der schlechte letzte Versuch gehe also teilweise auf die Kappe von Mercedes.

Ansonsten sei er mit Russells Auftreten als Mercedes-Stammfahrer bisher sehr zufrieden, betont Wolff. "Ich würde sagen: auf eine Runde wie Lewis. Die schenken sich nichts und es ist gut."


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Russell selbst aber wirkt zerknirscht: "Wir sind nicht da, wo wir hinwollen. P9 ist viel schlechter als das Auto kann." Sein Ergebnis im Qualifying sei daher "nicht ideal".

Seinem Team macht der britische Rennfahrer keinen Vorwurf für die Taktik in Q3, sondern begrüßt sie sogar. "Es ist gut, dass wir etwas probiert haben", meint Russell. "Und rückblickend ist man immer schlauer."

Warum Hamilton "wirklich zufrieden" ist mit P5

Hamilton indes will ausdrücklich nicht von "Erleichterung" sprechen, zeigt sich aber "wirklich zufrieden" mit dem Samstag in Bahrain, und zwar "wenn man unsere Ausgangslage der beiden vergangenen Wochen bedenkt und die Probleme, die wir hatten".

Der Mercedes W13 sei [bei den Tests] ein regelrechter "Albtraum" gewesen, so der Ex-Champion. "Aber wir sind konzentriert und positiv geblieben, und darauf bin ich stolz."

Einzig der Speed der Silberpfeile lässt aus Mercedes-Sicht zu wünschen übrig, und Besserung im Rennen sei nicht in Sicht: Auf die Distanz sei der W13 "noch schlechter" aufgestellt als im Qualifying, sagt Wolff.

Wie stehen die Mercedes-Chancen im Rennen?

Das sieht Hamilton ähnlich. Ferrari und Red Bull würden im Rennen "davonziehen", meint er. "Wir können nicht mit ihnen kämpfen. Denn auf den Longruns im Training lagen sie eine Sekunde vor uns. Ich werde also wahrscheinlich eher mit den Leuten hinter uns zu tun haben." (Das Rennen am Sonntag live verfolgen mit Sky Ticket!)


Fotostrecke: Formel 1 2022 Bahrain: Das Wichtigste zum Samstag

Und das könnte so bleiben, bis der Silberpfeil an Leistung zulegt. Nach dem Motto "Jugend forscht" müsse das Team daher versuchen, das Auto sukzessive zu optimieren. "Und umso mehr wir fahren, umso besser wird es", erklärt Wolff.

Das Grundproblem aber bleibt: Der Mercedes W13 leidet extrem unter dem sogenannten Porpoising, dem Hüpfen des Fahrzeugs auf den Geraden und in der Bremszone. Dieses Phänomen habe Mercedes schon bei den Formel-1-Wintertests "so viele Schwierigkeiten" bereitet, sagt Wolff. Denn: "Wir können das Auto einfach nicht tief genug fahren, um den Abtrieb rauszuholen."

Eine Lösung dafür ist laut Russell bisher nicht greifbar: "Ich habe den Eindruck, wir machen einen Schritt nach vorne, aber zwei zurück. Wir machen Fortschritte, haben dann aber wieder die gleichen Probleme. Das ist schwierig, denn wir konzentrieren uns so sehr darauf, das Hauptproblem in den Griff zu kriegen. Der Teufel steckt da im Detail. Darum geht es im Moment."

Mercedes: Eher Druck von hinten aus dem Mittelfeld!

Und über allem stehe das Bewusstsein, zu Saisonbeginn nicht an der Spitze dabei zu sein. "Wir wissen", sagt Russell ganz deutlich, "wir kämpfen derzeit nicht um den Sieg."

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Lewis Hamilton im Mercedes W13 beim Formel-1-Auftakt 2022 in Bahrain Zoom Download

Dafür übt das breite Formel-1-Mittelfeld Druck von hinten aus auf Mercedes: Ex-Hamilton-Teamkollege Valtteri Bottas etwa stellte den Alfa Romeo C42 neben Hamilton in die dritte Startreihe, was Toto Wolff als "richtig stark" bezeichnet, genau wie die Leistung von Haas mit Kevin Magnussen in den Top 10.

"Ich hoffe, dass diese beiden Teams weiter gut performen, denn genau das wollten wir mit den Regeln erzielen", sagt Wolff. "Mit der Zeit aber werden sich wahrscheinlich die üblichen Verdächtigen vorne abzeichnen, die drei Teams [Ferrari, Red Bull und Mercedes]."

In Bahrain zählt Mercedes nicht zu dieser absoluten Spitzengruppe dazu. Deshalb dämpft Wolff die Erwartungen an sein Team. Mercedes solle schlicht "ein bisschen besser" abschneiden "als wir von der Pace her stehen", so sagt er. "Also wenn wir unter die ersten Fünf kommen könnten, Vierter, Dritter, das wäre schon super. Das nehme ich sofort."

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