Charles Leclerc: Mercedes fährt in Bahrain nicht um den Sieg mit
Warum Ferrari und Red Bull im ersten Rennen der Formel-1-Saison 2022 nicht mit Mercedes als Sieganwärter rechnen, das Team aber längst nicht abschreiben
(Motorsport-Total.com) - Bis zuletzt hatten selbst die direkten Gegner an einen Bluff geglaubt. Doch die Mercedes-Form in reichte tatsächlich nicht aus, um im ersten Qualifying der Formel-1-Saison 2022 eine tragende Rolle zu spielen. Das überraschte die Konkurrenz von Ferrari und Red Bull, die am Ende deutlich vor Mercedes standen.
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Charles Leclerc im Ferrari vor Lewis Hamilton im Mercedes in Bahrain Zoom Download
Lewis Hamilton auf P5 im Qualifying fehlten 0,680 Sekunden auf die Pole-Zeit von Charles Leclerc im Ferrari F1-75 und 0,317 Sekunden auf den Red Bull RB18 von Sergio Perez direkt vor ihm. George Russell im zweiten Mercedes W13 verlor sogar fast 1,7 Sekunden auf die Spitze, allerdings mit einer nicht optimalen Runde in Q3.
Für Leclerc kam das überraschend: "Ich hatte selbst nach dem dritten Training noch Zweifel gehabt." Er war also davon ausgegangen, Mercedes würde zur Qualifikation hin noch deutlich zulegen können.
Leclerc: Die Realität ist eine andere ...
"Natürlich: Es war offensichtlich, dass sie sich nicht in der Komfortzone befanden. Wenn man aber die vergangenen Jahre bedenkt, in denen sie doch vieles zurückgehalten hatten, konnte man glauben, da steckt noch etwas mehr drin dieses Jahr", meint Leclerc. "Sie haben wohl aber nichts mehr in der Hinterhand, sondern größere Probleme als in anderen Jahren." Vor allem das Bouncing macht Mercedes zu schaffen.
Leclerc hatte die Silberpfeile trotz dieser Schwierigkeiten auf der Rechnung, zumindest für das Qualifying. Jetzt sieht er das schon anders: "Wenn ich mir ihre Pace am Samstag anschaue, sehe ich das im Rennen am Sonntag nicht eintreten." Sprich: Von Mercedes droht Ferrari und Red Bull im Grand Prix wohl keine Gefahr, was sich übrigens mit der Selbsteinschätzung der Sternmarke deckt.
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Denn der Mercedes W13 macht einen ungestümen Eindruck. "Man sieht das auftretende Bouncing", sagt etwa Max Verstappen. "Ich vermute, das Auto ist nicht einfach zu fahren. Es scheint mal zu passen, mal aber auch nicht. Ich glaube: Mercedes muss einfach ein paar Sachen auf die Reihe kriegen. Wenn ihnen das gelingt, dürfte das Paket wirklich schnell sein."
Ferrari und Red Bull: Jetzt bloß nicht nachlassen ...
Deshalb sei sein eigenes Team gefordert, den aktuellen Vorsprung auf Mercedes zu wahren. Denn die Entwicklerqualitäten der Silberpfeile stünden außer Frage: "Ich weiß aus dem vergangenen Jahr, wie rasch Mercedes das Auto voranbringen kann. Und irgendwann war es unheimlich schwierig, dieses Auto zu schlagen."
Das neue Formel-1-Reglement spiele Mercedes womöglich in die Karten, meint Verstappen weiter. Die neuen Regeln ließen "viel Spielraum" für die Fahrzeuge. "Da kannst du schnell viel Leistung finden. Und Mercedes wird hart arbeiten, um die Lücke zu schließen", so der WM-Titelverteidiger.
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"Wir müssen einfach unser eigenes Auto weiterentwickeln und jedes Wochenende dazulernen. Umso mehr, weil es in den kommenden Wochen nicht jedes Mal so laufen wird. Mercedes wird nicht bleiben, wo es jetzt steht, oder immer solche Probleme haben wie dieses Mal."
Sainz: Mercedes-Historie flößt Respekt ein
Auch Leclercs Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz glaubt an ein baldiges Mercedes-Comeback. Das Team werde "zurückschlagen", so meint er. Begründung: "Man kennt Mercedes nicht nur dafür, eine Saison stark zu beginnen, sondern vor allem auch dafür, eine Saison stark zu beschließen."
"Es scheint, als seien sie ehrlich gewesen mit den Problemen, von denen sie sprachen. Denn Mercedes spielte keine Rolle für die Poleposition. Das ist überraschend. Gleichwohl glaube ich fest daran, dass sie sich wieder rankämpfen werden. Wir müssen sie also im Auge behalten und mit unserer eigenen Entwicklung mithalten. Denn Mercedes' Entwicklungsrate wird gigantisch sein."