• 12. Dezember 2021 · 17:25 Uhr

"Das wird doch manipuliert!": Der volle Funk von Hamilton im Safety-Car-Krimi

Lewis Hamilton und Mercedes waren mit dem Vorgehen in der Schlussphase von Abu Dhabi alles andere als einverstanden: Der komplette Funkverkehr

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat ihr spannendes (und kontroverses) Saisonfinale bekommen. Max Verstappen hat sich in der allerletzten Runde von Abu Dhabi zum neuen Weltmeister gekrönt. Doch wie es dazu gekommen ist, das dürfte noch für Gesprächsstoff sorgen. "Das wird doch manipuliert", wütete der entthronte Lewis Hamilton am Funk.

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Lewis Hamilton war mit dem Vorgang nicht einverstanden Zoom Download

Denn eine Safety-Car-Phase kurz vor Schluss brachte Max Verstappen wieder an den bis dato komfortabel führenden Mercedes-Piloten heran. Was es besonders brisant machte: Erst stellte die Rennleitung klar, dass die fünf überrundeten Fahrzeuge nicht vorbeifahren dürfen. Damit hätte Hamilton bei einer noch zu fahrenden Rennrunde genügend Puffer gehabt.

Eineinhalb Runden vor Schluss ließ man die fünf Fahrzeuge doch vorbei und gab das Rennen noch in derselben Runde wieder frei - sehr zum Ärger von Mercedes. Wir haben den Funkverkehr zwischen Lewis Hamilton und seinem Renningenieur Peter Bonnington in den entscheidenden letzten Runden. Alles begann mit dem Unfall von Williams-Pilot Nicholas Latifi in der 53. von 58 Runden.

Peter Bonnington: "Wir haben doppelt gelb, doppelt gelb Ausgang Kurve 4. Kurve 4. Ähm, Ausgang Kurve 14. Kurve 14. Gelb. Gelb. Du kommst jetzt dahin. Bleib links, bleib links, bleib links und bleib draußen. Bleib draußen. Safety-Car. Safety-Car. Behalt ein positives Delta."

Lewis Hamilton: "Sch..."

Bonnington: "Strat Mode 1, Strat Mode 1."

Hamilton: "Ich kann nicht an die Box."

Bonnington: "Negativ."

Hamilton: "Das ist unglaublich, man."

Während Hamilton auf seinen harten Reifen an der Boxeneinfahrt vorbeigefahren war, nutzte Red Bull seine Chance, und holte Verstappen an die Box, um ihm frische Softs zu geben. Zwischen Hamilton und Verstappen lagen zu dem Zeitpunkt die überrundeten Lando Norris (McLaren), Fernando Alonso, Esteban Ocon (beide Alpine), Charles Leclerc (Ferrari) und Sebastian Vettel (Aston Martin).

Hamilton: "Wie ist die Situation hinter mir?"

Bonnington: "Die Situation ist: Verstappen war an der Box. Er hatte einen freien Stopp, wir hätten Track Position ihm gegenüber verloren. Noch vier Runden, wenn du über die Linie kommst. Das Feld muss zusammenkommen und sie müssen die überrundeten Fahrzeuge durchschicken. Vielleicht kommt es zu keinem Neustart mehr."

Hamilton: "Ist er genau hinter mir?"

Bonnington: "Das wird er sein, wenn sie die Reihenfolge sortiert haben. Aber es wird eine Weile dauern, bis sie sortiert haben."

Hamilton: "Neue Reifen?"

Bonnington: "Verstanden, Lewis. Wir hätten die Position verloren, wenn wir an die Box gekommen wären."

Hamilton: "Das Safety-Car fährt viel zu langsam."

Bonnington: "Halt dich von den Trümmerteilen fern. Bleib links."

Hamilton: "Das Safety-Car muss schneller fahren."

Bonnington: "Verstanden."

Bonnington: "Das Feld muss noch zusammenkommen."

Hamilton: "Sagt dem Safety-Car, dass es schneller fahren soll. Er fährt auf der Geraden nicht Vollgas."

Bonnington: "Verstanden, Lewis."

Hamilton: "Das Safety-Car fährt auf den Geraden nicht Vollgas."

Bonnington: "Verstanden, Lewis. Verstanden."

Hamilton: "Wie viele Autos sind zwischen uns?"

Bonnington: "Bleib ganz links. Fünf Autos zwischen euch. Das Feld ist immer noch nicht zusammen."

Hamilton: "Wie viele Runden noch?"

Bonnington: "Drei, wenn du über die Ziellinie fährst."

Wenig später kam die Ansage von der Rennleitung, dass die überrundeten Fahrzeuge nicht vorbeifahren dürfen. Damit hätte Hamilton bei maximal einer noch zu fahrenden Runde einen guten Puffer hinter sich. Bonnington hielt den Briten dabei regelmäßig auf dem Laufenden.

Bonnington: "Überrundete Fahrzeuge dürfen nun überholen. Kein Zickzack, bleib auf deiner Linie."

Bonnington: "Sie werden doch nicht überholen. Sie erlauben den Fahrzeugen nicht zu überholen."

Bonnington: "Wir glauben, dass sie das Rennen vielleicht so wieder freigeben.

Bonnington: "Achte darauf, dass am Ausgang von Kurve 14 immer noch der Löschschaum ist."

Hamilton: "Da liegen immer noch eine Menge Teile."

Bonnington: "Verstanden, Lewis."

Bonnington: "Halte die Reifen weiter auf Temperatur."

Bonnington: "Noch eine Runde, wenn du über die Ziellinie fährst. Fünf Überrundete liegen zwischen dir und P2."

Bonnington: "Norris ist das Auto hinter dir. Er hat sieben Runden alte Medium-Reifen."


Protest abgewiesen: Warum Verstappen jetzt WM ist

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Eineinhalb Runden vor dem Ende entschied die Rennleitung plötzlich doch, die Überrundeten passieren zu lassen, um keinen mehr zwischen den WM-Rivalen zu haben - aber explizit nur diese fünf. Die hinter Verstappen liegenden Daniel Ricciardo (McLaren), Lance Stroll (Aston Martin) und Mick Schumacher (Haas) durften nicht vorbei.

"Michael, das ist nicht richtig", funkte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff wütend in Richtung Rennleiter Michael Masi. Doch die Entscheidung stand.

Bonnington: "Sie lassen die Überrundeten jetzt doch vorbei. Lass die überrundeten Autos vorbei."

Bonnington: "Das Safety-Car kommt in dieser Runde rein. Safety-Car kommt in dieser Runde rein. Bereite deine Reifen vor. Strat 5, und du hast Overtake auf jeder Geraden. Eine Runde noch."

Bonnington: "Safety-Car jetzt in Kurve 15."

Als das Rennen wieder freigegeben wurde, konnte Hamilton Verstappen auf dessen frischen Reifen nicht mehr halten. Zwar blieb er im zweiten Sektor eng dran und versuchte einen Konter, doch im dritten Sektor musste der Mercedes-Pilot seine Niederlage einsehen.

Noch bevor er über den Zielstrich fuhr, tobte Hamilton am Funk: "Das wird doch manipuliert, man!" Renningenieur Bonnington brachte nach der Zieldurchfahrt nur heraus: "Ich bin sprachlos, Lewis. Einfach sprachlos." Der Rest war Schweigen.

Nach dem Rennen legte Mercedes gleich zweifach Protest ein: Einmal gegen Max Verstappen, weil er Hamilton vor Ende der Safety-Car-Phase unerlaubt überholt haben soll, und einmal wegen der überrundeten Fahrzeuge.

Denn in Artikel 48.12 des Sportlichen Reglements heißt es: "Unless the clerk of the course considers the presence of the Safety-Car is still necessary, once the last lapped car has passed the leader the Safety-Car will return to the pits at the end of the following lap."

Das Safety-Car fuhr aber nicht in der nachfolgenden Runde rein, wie es im Passus steht, sondern schon in derselben. Das WM-Finale ist auf jeden Fall reich an Kontroversen.

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