Mercedes: Auf eine Runde unantastbar - aber was ist mit der Rennpace?
Lewis Hamilton war am Freitag in Abu Dhabi auf eine Runde nicht zu schlagen, doch Fragezeichen stehen hinter der Rennpace
(Motorsport-Total.com) - Den Auftakt in das letzte Formel-1-Wochenende des Jahres als "weltmeisterlich" zu bezeichnen, ginge anhand der stets mit Vorsicht zu genießenden Trainings sicher zu weit. Doch viel besser hätte es für Lewis Hamilton und Mercedes in Abu Dhabi nicht laufen können.
Seine Rundenzeit von 1:23.691 Minuten war unangefochten, der Brite distanzierte das komplette Feld - einschließlich seines großen Rivalen Max Verstappen. Über sechs Zehntel lag er vor dem Niederländer. "Es war okay, es war ein relativ guter Tag", sagt Hamilton, der sich zudem als Fan des neuen Streckenlayouts outet. "Viel angenehmer und flüssiger" sei die Fahrt auf dem Yas Marina Circuit nun.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, erwartet Hamilton ein sehr enges Feld, wenn es am Samstag drauf ankommt. "Ich bin mir sicher, dass es superknapp sein wird, wie auch in den vorherigen Rennen", sagt Hamilton, der am Samstag auch noch seinen frischeren Motor bekommt.
Änderungen nach dem ersten Training greifen
Noch im ersten Training hatte Verstappen die Nase vorne, doch dann nahm Mercedes ein paar entscheidende Änderungen vor. "In der ersten Session haben wir uns in ein paar Kurven schwergetan, Kurve 5, 6, 7, die Schikane. Das haben wir dann auf eine Runde aussortiert bekommen", erklärt Chefingenieur Andrew Shovlin bei 'Sky'.
Was bedeutet Hamiltons deutliche Bestzeit?
0,6 Sekunden sind eine Menge Holz. Wir analysieren, wer besser ins große Formel-1-Finale gestartet ist. Und ordnen die Aussagen von Wolff & Horner. Weitere Formel-1-Videos
Das Ergebnis: Hamilton war in der Qualifyingsimulation nicht zu schlagen, allerdings war dafür die Rennpace auf den Longruns nicht zufriedenstellend, vor allem im Vergleich zu Red Bull. "Man weiß natürlich auch nie, wer Wie viel Sprit an Bord hat und was sie mit der Powerunit machen. Aber an der Balance für den Longrun müssen wir noch arbeiten", sagt Shovlin.
Überrascht zeigte sich Shovlin davon, dass Red Bull auf dem Longrun auch den Softreifen ausprobierte. "Der Medium ist eigentlich der bessere Reifen für die Anfangsphase als der Soft. Wir haben uns gewundert, dass die so lange damit gefahren sind", gibt er zu. Die starken Zeiten der Bullen hätte man so nicht erwartet. Sollte sich Red Bull für den Soft als Startreifen erwarten, sieht Shovlin Vorteile beim Start.
Bottas: Keine Runde war fantastisch
Nicht ganz zufrieden mit seinem Freitag war Valtteri Bottas. Er wurde Dritter, hinter dem überraschend starken Esteban Ocon im Alpine. Knapp vier Zehntel fehlten Bottas auf Hamilton. "Alles in allem fühle ich mich im Cockpit wohl, aber keine der Runden heute war fantastisch. Wir sollten noch nachlegen können", blickt Bottas voraus.
Auch für den Finnen haben sich die Umbauten an der Strecke ausgezahlt. "Der Kurs fühlt sich besser an als zuvor. Alles ist flüssiger und es gibt ein paar bessere Überholmöglichkeiten", ist er überzeugt.
WM-Kampf ein "Privileg" für Mercedes
Dass an diesem Wochenende die wichtigste Weltmeisterschaft im Motorsport entschieden wird, war den Beteiligten am Freitag nicht anzumerken. Hamilton zeigte sich tiefenentspannt und stellte klar, dass er sich großartig fühle. Und wie Shovlin berichtet, herrsche auch im Team selbst keine Hektik.
"Eigentlich ist das ganze Team entspannt. Wir dachten, es könnte vielleicht ein bisschen intensiver werden, dass man ein bisschen unruhiger wird. Aber wir haben es so genommen, dass es uns Spaß macht, dass wir in diesen letzten Rennen auch wieder vorne mit dabei sind", erklärt er die Herangehensweise des Teams.
Die klare Ausgangslage vor dem letzten Wochenende und die gesamte Situation seien für Mercedes ein Geschenk. "Jetzt heißt es wirklich: 'The winner takes it all.' Uns allen macht das Spaß, es ist ein Privileg, in so einer Schlacht, in so einem Kampf dabei zu sein. Das wünscht sich jeder und wir werden dieses Wochenende sicher nicht vergessen - egal was passiert", sagt Shovlin.