F1-Training Abu Dhabi: Hamilton 0,6 Sekunden vor Verstappen!
Vorteil Lewis Hamilton? Im Freitagstraining sicherte er sich eine deutliche Bestzeit, während Max Verstappen einen beeindruckenden Longrun hinlegte ...
(Motorsport-Total.com) - Es bleibt spannend beim WM-Finale 2021 in Abu Dhabi: Nach der Bestzeit von Max Verstappen im ersten Freien Training war in der zweiten Session, die in der Abenddämmerung und teilweise schon unter Flutlicht stattfand, Lewis Hamilton am schnellsten. Der Mercedes-Pilot nahm seinem großen WM-Rivalen aus dem Red-Bull-Team am Freitagabend 0,641 Sekunden ab.
© Motorsport Images
Lewis Hamilton hat sich im zweiten Training in Abu Dhabi die Bestzeit gesichert Zoom Download
"Das ist schon ganz ordentlich", analysiert 'Sky'-Experte Timo Glock den Zeitabstand zwischen Hamilton und Verstappen. Verstappen belegte letztendlich den vierten Platz. Zwischen die beiden Superstars drängten sich noch Überraschungsmann Esteban Ocon (Alpine/+0,343) und Valtteri Bottas (Mercedes/+0,392).
Viel wichtiger als die schnelle Einzelrunde war am Freitag ohnehin das Longrun-Training am Ende der zweiten Session. Verstappen fuhr dabei mit den weichen Pirelli-Softs (C5) einen beeindruckend schnellen Stint. Hamilton stand dem aber auf Medium um nichts nach. Wer für das Rennen im Vorteil ist, lässt sich von außen weiterhin unmöglich seriös einschätzen.
Zum Thema:
Ergebnis Freitag
F1-Ticker "Paddock live"
F1-Analyse: Ab 17:30 Uhr im Livestream
"Fühlt sich nicht so schlecht an", freut sich Hamilton. "Es fing in FT1 gut an und wurde dann ein bisschen schlechter, aber nach ein paar Änderungen lief es im zweiten Training dann besser." Verstappen wirkt weniger zufrieden: "Die kurzen Runs sind eindeutig nicht nach Plan gelaufen. Da fehlt es uns an Tempo. Zumindest waren die Longruns ein bisschen besser."
Was bedeutet Hamiltons deutliche Bestzeit?
0,6 Sekunden sind eine Menge Holz. Wir analysieren, wer besser ins große Formel-1-Finale gestartet ist. Und ordnen die Aussagen von Wolff & Horner. Weitere Formel-1-Videos
Mercedes hat jedenfalls einen starken Start ins entscheidende Wochenende erwischt. Bottas wäre fast gleichauf mit Hamilton gewesen, hätte er seine schnellste Runde nicht abgebrochen. Dabei ortet Andrew Shovlin, der Leiter des Ingenieursteams an der Rennstrecke, sogar noch Schwachstellen: "An der Balance für den Longrun müssen wir arbeiten."
Denn: Mercedes hatte im ersten Training Schwächen im ersten Sektor, besonders in den Kurven 5, 6 und 7. Diese konnte man für das zweite Training abstellen, was die schnelle Einzelrunde betrifft - im Longrun war das Handicap aber nach wie vor vorhanden. Bottas hatte mit der Balance sogar so zu kämpfen, dass er am Hotel einmal die Leitplanken touchierte.
Dass Verstappen sich im Longrun zunächst auf die weiche Reifenmischung konzentriert hat, beunruhigt die Strategen bei Mercedes: "Der Medium sollte der bessere Startreifen sein. Wir haben uns gewundert, dass sie so lange damit gefahren sind", sagt Shovlin und vermutet: "Am Start wäre der weiche Reifen ein Vorteil."
Neben Ocon präsentierte sich am Freitag übrigens auch der zweite Alpine-Pilot Fernando Alonso in guter Verfassung. Seine eigentliche Bestzeit von 1:24.225 Minuten wurde ihm wegen Tracklimits in Kurve 16 gestrichen. Sonst wäre er sogar Vierter geworden, vor Verstappen. Aber auch seine zweitbeste Runde reichte für P6 (+0,804).
Sergio Perez (Red Bull/+0,709) wurde Fünfter; Yuki Tsunoda (AlphaTauri/+0,841) landete auf P7 und ließ beide Ferraris knapp hinter sich. Abu Dhabi ist eine von nur drei Strecken, auf der der Japaner vor 2021 schon einmal Formel 1 gefahren ist. Auf Platz zehn folgte Pierre Gasly (AlphaTauri). Red Bull hatte somit im zweiten Freien Training alle vier Autos in den Top 10.
Sebastian Vettel (Aston Martin) wurde mit 1,504 Sekunden Rückstand 14. Seine Longruns sahen etwas besser aus als die schnelle Einzelrunde, doch in Summe war es für ihn ein enttäuschender Freitag. Teamkollege Lance Stroll hatte er immerhin im Griff. Zwischen den beiden lagen am Ende 0,190 Sekunden.
Allerdings lief für Vettel bei weitem nicht alles nach Wunsch. Der Aston Martin ist am Saisonende immer weiter zurückgefallen. Und obendrein gab's am Freitagabend auch noch zwei Geldstrafen für den Deutschen. Einmal wurde er in der Boxengasse mit 81,5, einmal mit 81,1 km/h "geblitzt". Das kostet zweimal 200 Euro Strafe.
McLaren performte am Freitag wie so oft zurückhaltend. Daniel Ricciardo wäre mit seiner Bestzeit von 1:24.812 Minuten Neunter geworden. Diese wurde ihm aber wegen Tracklimits in Kurve 16 aberkannt. Letztendlich kam er als Elfter in die Wertung - mit 1,268 Sekunden Rückstand auf Verstappen und 0,194 Sekunden Vorsprung auf Lando Norris (13.).
Ganz am Ende der Session - die Zielflagge wurde bereits geschwenkt - kam es auch noch zu einem Crash. Ausgerechnet der baldige Formel-1-Rentner Kimi Räikkönen verlor am Hotel die Kontrolle über seinen Alfa Romeo und rutschte mit dem Heck voran in die TecPro-Barriere. Da wurde pro forma noch per roter Flagge unterbrochen.
Vor einem Jahr hatte übrigens Bottas Freitagsbestzeit erzielt, mit einer Bestzeit von 1:36.276 Minuten. Das war vor dem Umbau des Yas-Marina-Circuit. Hamilton schaffte jetzt eine Bestzeit von 1:23.691 Minuten. "Diese Ecken haben mir nie gefallen, und jetzt ist es viel flüssiger. Gefällt mir ganz gut", lobt etwa Haas-Teamchef Günther Steiner das neue Streckenlayout.
Damit ist die Bahn frei für ein packendes Saisonfinale mit hoffentlich auch sehenswerten Überholmanövern. Denn Boxenstopp wird es voraussichtlich nur einen geben. Der Reifenverschleiß, das ist nach dem Freitagstraining klar, ist überschaubar, sodass selbst mit Start auf Soft unter Umständen eine Einstoppstrategie möglich sein könnte.