"Er wollte nicht vorbei": Irre WM-Kollision ein Missverständnis?
Max Verstappen und Lewis Hamilton sorgen in Saudi-Arabien für eine halsbrecherische Szene - Missverständnis statt Ausbremsversuch?
(Motorsport-Total.com) - Wenn die Formel-1-Saison 2021 nicht schon verrückt war: In Saudi-Arabien ist sie noch einmal ein Stück verrückter geworden. Denn der WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen spitzt sich immer weiter zu. Punktgleich gehen beide in das WM-Finale in Abu Dhabi, doch Gesprächsthema Nummer 1 in Dschidda ist die irre Kollision der beiden Titelrivalen.
In Runde 38 wurde Verstappen bei der Anfahrt auf die letzte Kurve immer langsamer - so langsam, dass Hamilton schließlich von hinten in den Red Bull krachte. Und das auf dem schnellsten Abschnitt der gesamten Strecke.
Wie es genau zu dem Vorfall kommen konnte, muss erst noch geklärt werden, doch kurz zuvor wurde Verstappen von der Rennleitung angewiesen, Hamilton vorbeilassen zu müssen. Denn der Niederländer hatte sich in Kurve 1 wohl einen unfairen Vorteil verschafft, als er einen Angriff des Briten abwehrte und dabei neben die Strecke fuhr.
Das Team wies ihn daraufhin an, die Position "strategisch" zurückzugeben - also am besten vor der DRS-Linie, damit er Hamilton anschließend auf Start/Ziel wieder überholen kann. Verstappen wurde stetig langsamer, doch Hamilton ebenfalls, bis er seinem Widersacher schließlich mit einem Schlenker nach links ausweichen musste und ihm dabei ins Heck knallte.
Hamilton wusste nichts von Verstappen-Order
"Ich wusste nicht, warum er plötzlich ziemlich hart auf die Bremse gegangen ist", sagt Hamilton nach dem Rennen. "Dann bin ich ihm ins Heck gefahren und er ist weitergefahren. Ich habe nicht verstanden, was da vorgefallen war."
Hamilton selbst sagt, dass er von der Order gegen Verstappen zu dem Zeitpunkt gar nichts gewusst habe. "Ich habe die Nachricht erst hinterher bekommen, dass er uns vorbeilassen würde. Das war etwas verwirrend." Am Funk hatte er sich zuvor beschwert, dass ihn Verstappen einfach ausgebremst hätte.
"Ich habe überlegt, ob er irgendeine verrückte Taktik auspackt, keine Ahnung", erklärt Hamilton. "Und er ist dann plötzlich so stark auf die Bremse, dass ich ihm fast voll ins Heck geknallt und uns beide rausgenommen hätte." Das hätte laut ihm nur Verstappen in die Karten gespielt: "Für ihn ist es egal, wenn wir beide nicht ins Ziel kommen, aber für mich müssen wir beide ankommen."
Aus Sicht von Verstappen war die Lage jedoch eindeutig: "Ich habe langsamer gemacht und wollte ihn vorbeilassen. Also bin ich nach rechts gefahren, aber er wollte mich nicht überholen und wir haben uns berührt", so der Red-Bull-Pilot. "Ich verstehe nicht so recht, was da passiert ist."
Abgesehen von einem beschädigten Frontflügel bei Hamilton hatte die Szene im Rennen unmittelbar erst einmal keine Auswirkungen. Allerdings haben die Rennkommissare beide Fahrer nach dem Rennen zu sich zitiert, um den Fall zu untersuchen. Konkret geht es bei beiden Fahrern um Artikel 2 (d) in Kapitel IV von Anhang L des Internationalen Sportkodex.
Verstappen motzt: Das ist nicht Formel 1
Darin heißt es: "Causing a collision, repetition of serious mistakes or the appearance of a lack of control over the car (such as leaving the track) will be reported to the Stewards and may entail the imposition of penalties up to and including the disqualification of any driver concerned."
Also: "Die Verursachung eines Zusammenstoßes, die Wiederholung schwerwiegender Fehler oder der Anschein mangelnder Kontrolle über das Fahrzeug (etwa Verlassen der Strecke) wird den Kommissaren gemeldet und kann Strafen bis hin zur Disqualifikation des betreffenden Fahrers nach sich ziehen."
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Das Manöver in Kurve 1 zuvor wurde letztendlich mit fünf Sekunden Zeitstrafe gegen Verstappen geahndet, der als Zweiter über den Zielstrich fuhr und nach dem Rennen mächtig bedient war: "Heute sind viele Dinge passiert, mit denen ich nicht einverstanden war", sagt er und kritisiert die Formel 1.
"Was heute passiert ist, ist einfach unglaublich. Ich versuche einfach zu fahren, aber in diesem Sport geht es eher um Strafen als um Racing", sagt er. "Für mich ist das nicht Formel 1."