Lewis Hamilton: Warum er keine schlaflosen Nächte mehr hat
Lewis Hamilton philosophiert vor dem vorletzten Saisonrennen über den Titelkampf, persönliche Ziele und Erinnerungen an seine erste Meisterschaft
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton kann die Weltmeisterschaft in Saudi-Arabien nicht gewinnen, aber einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung achter Titel machen. Gewinnt er das Formel-1-Debüt in Dschidda, steht die Tür für ihn in dieser Saison offener denn je. Auf der anderen Seite kann ein Ausfall aber auch schon das endgültige Ende aller Titelträume bedeuten.
Doch egal, wie es in dieser Saison ausgehen wird: Die Formel 1 hat ein knisterndes Titelduell erlebt, wie es schon seit Jahren keines mehr gab. Bis 2012 muss man zurückschauen, um einen teamübergreifenden Kampf um die WM zu finden.
Auch für Hamilton ist es wieder etwas Neues, denn abgesehen von 2008 holte er all seine Titel entweder vorzeitig oder nur gegen den eigenen Teamkollegen. Hinzu kommt, dass noch kein anderer Fahrer acht Titel holen konnte. "Wir kämpfen um unbesetztes Land", sagt der Brite. "Es ist also ziemlich frisch und neu."
Er selbst fühlt sich laut eigener Aussage "relaxter denn je" - trotz der Anspannung im Titelkampf. Denn der Weltmeister ist mittlerweile in seiner 15. Formel-1-Saison und hat so gut wie alles erlebt. "Ich erinnere mich an meine erste Meisterschaft, und selbst die zweite und dritte. All die schlaflosen Nächte", sagt Hamilton. "Aber jetzt bin ich deutlich selbstsicherer."
Vorbereitung auf das Unbekannte
"Ich weiß, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, aber ich kann mich bestmöglich auf das vorbereiten, was vor mir liegt. Und ich weiß, dass ich das zu 100 Prozent habe", betont er.
Hamilton gilt in Saudi-Arabien als Favorit auf den Sieg - auch dank seines starken Mercedes-Motors. Er selbst ist trotz aller Simulationen unsicher, denn Dschidda ist die große Unbekannte im Kalender. Die Fahrer sind die Strecke virtuell schon gefahren, da existierte sie noch nicht einmal in der Realität.
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"Bei vielen Strecken gibt es perfekte Scans, aber hier musste man eher schätzen, wie die Strecke sein wird", sagt er. "Es gibt viele Unbekannte, und keiner von uns weiß etwas, bis wir morgen wirklich auf die Strecke kommen."
Was Hamilton in diesen Tagen aber weiß: Dass jetzt der perfekte Zeitpunkt für neue Fans im Sport ist. Netflix hat dem Sport einen deutlichen Schub beschert, "und jetzt ist eine der aufregendsten Zeiten seit langem", sagt der Mercedes-Pilot.
Er selbst als eigener Maßstab
Auch er selbst nimmt aus dem harten Kampf gegen Max Verstappen einiges mit: "In jedem Jahr verschiebt sich das Ziel, und man möchte immer besser werden - und dafür gibt es einige Bereiche."
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Er philosophiert: "Es geht nicht nur darum, wie man durch eine Kurve fährt, sondern auch darum, wie man sich vorbereitet, wie man sich mit Energie versorgt, wie man sein Wissen erweitert, wie man an das Leben und die Arbeit herangeht und wie man die richtige Balance findet."
"Ich denke, dass ich mich im Wettkampf immer als Maßstab setze, in dem Sinne, dass ich immer versuche, meine frühere Version von mir zu übertreffen und besser zu sein als zuvor. Und wenn man in einem Titelkampf wie diesem ist, dann pusht man sich so stark wie möglich, und sogar noch mehr in Bereichen, die man in der Vergangenheit vielleicht nicht gemacht hat - also ist es positiv."
Titel Nummer acht bedeutender denn je?
Dass er aber in den vergangenen Rennen noch einmal ein neues Level erreicht habe, glaubt Hamilton nicht. "Ich war schon generell auf einem guten Level", sagt er. "Aber ich denke, dass ich das ganze Jahr über gute Leistungen gezeigt habe. Aber trotzdem lernt man dauerhaft dazu. Und ich denke, dass es allen von uns so geht, nicht nur mir."
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Jeder Ingenieur und jeder Mechaniker bei Mercedes hätte noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. "Und genau das haben wir auch gebraucht", sagt er. "Wir brauchen immer mehr Performance, mehr Fokus, mehr Power und mehr Stärke. Und ich denke, das war bei allen der Fall."
Gefragt, ob der achte Titel nach dem harten Kampf gegen Verstappen der bedeutendste wäre, sagt der Brite: "Sicherlich. Das wird etwas sein, das noch niemand vorher geschafft hat", betont er. "Es war der härteste Kampf, den der Sport seit langer Zeit gesehen hat. Und wir befinden uns weiter in der Pandemie und sehen uns diesen ganzen Sachen ausgesetzt."