• 14. November 2021 · 19:38 Uhr

F1 Sao Paulo 2021: Hamilton krönt Galavorstellung mit dem Sieg!

Allen Widerständen zum Trotz hat Lewis Hamilton das Rennen in Brasilien nach einem beinharten Duell gegen seinen großen Rivalen Max Verstappen gewonnen

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hat trotz Disqualifikation vom Freitagsqualifying und Gridstrafe wegen Motorwechsel den Grand Prix von Sao Paulo gewonnen. Der Mercedes-Pilot eroberte den Sieg im Rennen nach einem elektrisierenden Zweikampf vor seinem großen WM-Rivalen Max Verstappen und Teamkollege Valtteri Bottas.

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Lewis Hamilton lässt sich mit der brasilianischen Flagge von den Fans feiern Zoom Download

Sergio Perez (sicherte sich dank Extrastopp im Finish den Bonuspunkt für die schnellste Runde) im zweiten Red Bull belegte Platz vier, gefolgt von Charles Leclerc, Carlos Sainz (beide Ferrari), Pierre Gasly (AlphaTauri), Esteban Ocon, Fernando Alonso (beide Alpine) und Lando Norris (McLaren).

Sebastian Vettel (Aston Martin) verpasste trotz einer starken Anfangsphase WM-Punkte und wurde Elfter. Mick Schumacher (Haas) kam als 18. und Letzter ins Ziel.

In der Weltmeisterschaft hat Hamilton seinen Rückstand auf Verstappen von 21 auf 14 Punkte reduziert. In der Konstrukteurswertung hat Mercedes den Vorsprung auf Red Bull von einem auf elf Punkte ausgebaut.

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Welche Rolle spielte die Boxenstoppstrategie?

Hamilton lag 3,9 Sekunden hinter Verstappen an zweiter Stelle, als er in der 26. Runde an die Box kam, um von Medium auf Hard zu wechseln und Verstappen mit einem Undercut unter Druck zu setzen. Red Bull ließ sich aber auf keine Spielchen ein und holte Verstappen eine Runde später ebenfalls zum Service (ebenfalls Medium-Hard).

Der Undercut reichte nicht für einen Führungswechsel, aber Hamilton hatte statt 3,9 plötzlich nur noch 1,7 Sekunden Rückstand - und legte gleich noch eine schnellste Rennrunde nach, sodass der Abstand auf 1,3 Sekunden schrumpfte.


GP Sao Paulo: War das unfair von Max Verstappen?

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Rennen in Interlagos in der Analyse: Hätte Max Verstappen eigentlich eine Strafe kassieren müssen? Was steckt hinter der Strafe gegen Lewis Hamilton? Weitere Formel-1-Videos

In Runde 40 kam Verstappen zum zweiten Boxenstopp. Er hatte sein Team zwischendurch darum gebeten, sich nicht noch einmal undercutten zu lassen. In Runde 43 zog Mercedes mit Hamilton nach. Beide wechselten von Hard auf Hard. Verstappens Vorsprung wuchs dabei von 1,1 auf 2,8 Sekunden an.

Hamilton war mit der Taktik nicht einverstanden: "Nein, nein", funkte er, als er an zweiter Stelle liegend aus der Box kam. Später beschwerte er sich: "Ist der Undercut nicht stark?" Worauf Renningenieur Peter Bonnington antwortete: "Nein, nicht wirklich."

Parallel dazu meckerte etwas weiter hinten auch Bottas: "Seid ihr euch da sicher?", funkte er nach seinem Reifenwechsel (Hard-Hard) in Runde 41. Und etwas später: "Ich denke, wir haben gerade einen lockeren Doppelsieg weggeworfen."

Beinahe-Kollision in Runde 48: Wer war schuld?

Hamilton nutzte seinen Geschwindigkeitsüberschuss vor Kurve 4 für eine Attacke auf der Außenbahn. Verstappen ließ sich nach außen tragen und machte kurz die Lenkung auf, um die Position zu verteidigen, sodass beide neben die Strecke mussten.

Die Rennleitung notierte den Zwischenfall, befand aber, dass keine Untersuchung notwendig ist. Insofern: kein klarere Schuldiger - auch wenn Verstappen in der Situation sicher ein bisschen aggressiver agiert hat als Hamilton.

Bei Mercedes kam das nicht gut an. Es sei keine Untersuchung dafür nötig, "dass er dich von der Strecke gedrängt hat", informierte Bonnington seinen Fahrer. Der funkte zurück: "Natürlich nicht, war ja klar."

Für Mercedes-Teamchef Toto Wolff ist es "eine Sauerei", dass Verstappen für das Abdrängen nicht bestraft wurde: "Max positioniert sich richtig gut. Aber wenn du das machst, musst du mit einer Fünf-Sekunden-Strafe rechnen. Aber das abzutun als Racing-Incident und das dann unter den Teppich zu wischen, ist eigentlich peinlich für die Rennleitung."

Es folgten Diskussionen beider Kommandostände mit dem Rennleiter. Doch die beiden Protagonisten bekamen davon nichts mit und machten sich das Rennen weiterhin auf der Strecke aus.

In Runde 59 war's dann so weit: Hamilton erwischte den besseren Ausgang aus dem Senna-S, überholte Verstappen dank DRS schon vor der Kurve und ging diesmal sicher in Führung. Von da an konnte er den Sieg locker nach Hause fahren. Verstappens Reifen hatten bereits zu stark abgebaut, um weiter mithalten zu können.

Am Ende betrug der Abstand 10,5 Sekunden.

Wie kommentiert Hamilton seinen Sieg?

"Vom letzten Startplatz im Sprint und dann noch einmal mit einer Plus-Fünf-Strafe war das das schwierigste Wochenende meiner ganzen Karriere", sagt er. "Mein Dad hat gesagt, dass es ihn an 2004 erinnert, als ich in der Formel 3 in Bahrain vom letzten Platz losfuhr und noch Zehnter wurde. Heute habe ich sogar gewonnen. Ich widme dieses Rennen meinem Dad."

"Zu Beginn dieses Wochenendes hätte ich nie gedacht, dass das so ausgehen könnte. Es ist alles gegen uns gelaufen. Aber das zeigt, dass man nie aufgeben sollte, ganz egal, was sich einem in den Weg stellt. [...] So bin ich dieses Wochenende angegangen. Fühlt sich fast ein bisschen wie mein erster Sieg an, denn es kommt mir vor, als hätte ich schon sehr lang nicht mehr gewonnen."

Und was sagt Red Bull zur schmerzlichen Niederlage?

"Was wir befürchtet hatten, ist eingetreten", sagt Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit dem 'ORF'. Er glaubt den Grund für das Rennergebnis zu kennen: "Es ist nur der Hamilton-Motor. Es ist offensichtlich, dass gerade ein Motor derartige Speedentwicklungen hat."

"Vielleicht haben sie den allerbesten. Und natürlich ist der Motor frisch. Das weiß man auch. Diese Kombination war für uns einfach nicht zu schaffen. Beim Topspeed auf den Geraden hat Hamilton jedes Mal derart viel aufgeholt. Es war überlegen", räumt Marko ein.

Wie war Hamilton eigentlich so schnell rangekommen?

Vom zehnten Startplatz hatte der Mercedes-Pilot einen guten Start erwischt. Er gewann gleich drei Positionen. Wenig später war Vettel fällig, der ebenfalls drei Positionen gutgemacht hatte. Schon am Ende der ersten Runde lag Hamilton auf Rang sechs. Dann schnappte er sich die Ferraris, und Bottas leistete naturgemäß keine Gegenwehr. "Danke, Valtteri", funkte Hamilton, als er P3 übernahm.

Das war in der fünften Runde (von 71). Sein Rückstand auf Verstappen betrug zu dem Zeitpunkt 4,9 Sekunden, und dazwischen lag noch Perez, der Bottas in der ersten Runde ausgangs Kurve 4 überrumpelt hatte. Als in Runde sechs das Safety-Car aktiviert wurde, war auch der Zeitrückstand weg und Hamilton an den Red Bulls dran.

Was war der Grund für die Safety-Car-Phase in Runde 6?

Eine Kollision zwischen Yuki Tsunoda (AlphaTauri) und Lance Stroll (Aston Martin). Im Kampf um Platz zwölf versuchte Tsunoda beim Anbremsen des Senna-S von weit hinten eine Attacke. Stroll machte ihm jedoch die Tür zu (Tsunoda: "Er hat überhaupt nicht geschaut!"). Es flogen Teile, Tsunoda musste zu einem Reparaturstopp kommen. Und weil Sportwarte nötig waren, um die Strecke zu säubern, aktivierte die Rennleitung das Safety-Car.

Wer hatte diesmal den besseren "Wingman"?

Bottas versagte bei seinen Aufgaben im Dienst Hamiltons einmal mehr kläglich. Sein wichtigster Job war, den Start zu gewinnen, um Verstappen einzubremsen. Doch Bottas ließ sich im Senna-S abkochen, obwohl er eigentlich derjenige war, der viel weniger zu verlieren hatte als Verstappen. Und nach dem Verbremser in Kurve 4 war dann auch Perez an ihm vorbei.

Perez auf der anderen Seite gewann erst das Startduell gegen Bottas und lieferte Hamilton später einen zwar kurzen, aber beherzten Fight. In Runde 17 funkte er an sein Team, ob man Verstappen nicht einbremsen könnte, damit ihm der für die Verteidigung gegen Hamilton DRS spendieren kann. Das war natürlich aus Verstappen-Sicht keine sinnvolle Option.

So war Perez auf sich allein gestellt. In Runde 18 fand er keine Waffen mehr gegen den überragenden Topspeed des Mercedes und wurde außen im Senna-S überholt. Doch vor Kurve 4 gelang ihm ein Konter, und so hatte er Hamilton wieder hinter sich. Eine Runde später wiederholte Hamilton aber die gleiche Attacke, und diesmal reichte es nicht mehr für einen Gegenangriff.

Jetzt lagen Perez und Bottas auf P3/4 im direkten Duell unmittelbar hintereinander. Als in Runde 30 das virtuelle Safety-Car aktiviert wurde, hatte Perez schon gestoppt, Bottas aber noch nicht. Das nutzte Mercedes für einen "geschenkten" Boxenstopp, der Bottas an Perez vorbeibrachte. Der Abstand betrug jetzt 2,7 Sekunden pro Bottas - und so fuhren die beiden auf P3/4 ins Ziel.

Wie lief Vettels Rennen?

Vettel erwischte einen guten Start und gewann drei Positionen. Hamilton war aber nicht lang zu halten, sodass er sich auf P7 einpendelte - mit Gasly im Windschatten. Doch die Platzierung schmeichelte dem Potenzial des Aston Martin, und Vettel musste sowohl Gasly als auch Ricciardo vorbeilassen.

Im weiteren Rennverlauf fehlte ihm der nötige Speed, um mit Gasly, Lando Norris (McLaren) und den Alpines mitzuhalten. Bei den Boxenstopps hatte er ebenfalls Pech und verlor an Boden. Letztendlich fuhr er als Elfter über die Ziellinie. Also diesmal kein WM-Punkt.

Und das von Schumacher?

Der Deutsche hatte zunächst einen guten Start, und die Haas-Rookies lagen vor beiden Williams und Kimi Räikkönen (Alfa Romeo). Dazu war auch noch Lando Norris (McLaren) hinter ihnen, nach dessen Startkollision mit Sainz und dem anschließenden Reparaturstopp.

Aber P14/15 war nicht lang zu halten. In der elften Runde wurde Schumacher beim Senna-S von Räikkönen attackiert. Er deckte innen ab, kam ins Rutschen und berührte so, als das Manöver schon fast beendet schien, Räikkönens Auto. Dabei fuhr er sich den Frontflügel ab, der sich unter seinem Auto verfing.

Deswegen musste Schumacher früher als geplant zum Boxenstopp kommen und von Medium auf Hard wechseln. Von da an spielte er im Rennen keine Rolle mehr. Er kam als abgeschlagen Letzter an 18. Stelle liegend ins Ziel. 18. statt 20. wegen der Ausfälle von Daniel Ricciardo (McLaren) und Stroll.

Wann und wo findet das nächste Rennen statt?

Am 21. November, also schon in einer Woche, in Doha (Katar).

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