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Mercedes: Warum das Qualifying in Mexiko Mut für den WM-Kampf macht
Eine Analyse: Warum Mercedes im Qualifying hui war, im Rennen aber pfui - James Vowles von Teamgeist beeindruckt: "Habe ich so noch nie erlebt"
(Motorsport-Total.com) - Mercedes war beim Grand Prix von Mexiko gegen Red Bull letztendlich völlig chancenlos, doch die Ingenieure des Teams sind bei 19 Punkten Rückstand für Lewis Hamilton auf Max Verstappen auch vier Rennen vor Ende der Formel-1-Saison 2021 weiterhin optimistisch. Und das nicht zwangsläufig trotz, sondern sogar wegen Mexiko.
© Motorsport Images
Lewis Hamilton und Mercedes geben sich in der WM noch keineswegs geschlagen Zoom Download
"Wir haben Red Bull auf einer Strecke, auf der sie eigentlich stärker waren, im Qualifying geschlagen", erklärt Mercedes-Chefstratege James Vowles. "Das zeigt, dass jedes der beiden Teams am Limit ist und du wirklich alles perfekt hinbekommen musst, um das Ergebnis einzufahren, das du brauchst. Da gibt's also viele Möglichkeiten."
"Die WM ist erst vorbei, wenn sie vorbei ist. Wir wissen das genau, denn wir hatten schon oft einen großen Vorsprung. Aber ein Ausfall für uns oder Red Bull, und schon sieht alles ganz anders aus. Der Punkteabstand ist winzig. Es sind noch vier Rennen zu fahren, aber es sind nur 19 Punkte in der Fahrer-WM, und es ist ein Punkt in der Konstrukteurs-WM. Das ist nichts", sagt Vowles.
Mexiko war für Mercedes eine Achterbahn der Gefühle. Am Freitag sah es zunächst so aus, als sei man Red Bull unterlegen. Das kam aufgrund der Höhenlage nicht weiter überraschend. Sehr wohl überraschend war, dass Valtteri Bottas und Hamilton am Samstag dann die erste Startreihe erobert haben. Damit hatte nach den Freien Trainings kaum jemand gerechnet.
Shovlin: Mercedes hatte Sieg gar nicht auf dem Schirm
Nicht einmal Mercedes selbst: "Nach dem Freitag war das ein starkes Qualifying", analysiert Andrew Shovlin, der Leiter des Ingenieursteams an der Strecke. "Ich denke, dass Red Bull ein bisschen unter Wert geschlagen wurde. Das hat uns geschmeichelt." (ANZEIGE: Die Formel 1 live erlebst Du in Deutschland nur auf Sky. Entweder mit Sky Q oder ganz flexibel und ohne Receiver mit einem Sky-Ticket!)
Im Rennen herrschten dann andere Bedingungen. Unter anderem zog die Asphalttemperatur an. "Da hatten wir mehr Probleme mit dem Grip der Hinterreifen", gibt Shovlin zu. "Ich glaube nicht, dass wir gleich viel Anpressdruck haben wie sie, wenn alles auf maximalen Anpressdruck eingestellt ist, und das hat uns im Rennen wehgetan."
Es war letztendlich wie so oft in der Formel 1: Die Reifen bei etwas niedrigeren Temperaturen für eine Runde schnell aufzuwärmen, meisterte Mercedes gut. Im Umkehrschluss bedeutete die höhere Temperaturtendenz aber auch einen Nachteil im Rennen. Red Bull hatte den Abbau und Verschleiß der Pirellis besser im Griff.
"Im Nachhinein betrachtet muss man sagen, dass beide Ergebnisse zum jeweiligen Zeitpunkt dem Kräfteverhältnis entsprochen haben: Das Qualifying war das Qualifying, das Rennen war das Rennen", sagt Shovlin. "Aber Tatsache ist: Wenn du so weit hinten bist wie wir, drei bis vier Zehntel, dann ist es sehr schwierig, damit Rennen zu gewinnen."
Eine Einschätzung, die man bei Red Bull teilt: "Das Qualifying ist einfach nicht nach Plan gelaufen", relativiert Verstappen. "Das war nichts Schockierendes, wenn wir jetzt darauf zurückblicken. Und als die Reifen dann im Rennen in ihrem normalen Betriebsfenster waren, lief wieder alles gut und wir waren schnell. War einfach nicht unser Samstag."
Mercedes hatte sich vor dem Qualifying schon damit abgefunden, Mexiko nicht gewinnen zu können: "Ehrlich gesagt dachten wir einfach, dass sie schneller sind", gibt Shovlin zu. "Wir haben gar nicht erst versucht, das Unmögliche möglich zu machen, sondern sind beim Set-up die normalen Prozesse durchlaufen. Wir waren ganz entspannt und wollten im Quali einfach unser Bestes geben."
Start in Mexiko hat minimale Siegchancen gekostet
"Wir hatten uns vorgenommen, ein Auto in die erste Reihe zu stellen. Dann beide reinzubekommen, das war eine Überraschung. Wir hatten gar nicht viel geändert, sondern das Set-up nur so eingestellt, wie wir es für diese Bedingungen für vernünftig hielten. Und dadurch, dass wir uns nicht unter Druck gesetzt haben, haben wir vielleicht ein paar goldrichtige Entscheidungen getroffen."
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Zumindest für den Samstag. Am Rennsonntag war der weitere Rennverlauf durch den verlorenen Start stark kompromittiert: "Wir hatten praktisch sofort nur noch ein Auto im Rennen, und die Führung war auch dahin. Fast alles, was schiefgelaufen ist, ist gleich zu Beginn des Rennens schiefgelaufen", ärgert sich Shovlin.
"Wir hatten nicht das schnellste Auto, und da wir nicht mit zwei Autos taktisch spielen konnten, war es kaum zu gewinnen. Selbst wenn Max hinter uns gewesen wäre, hätte er uns undercutten können. Es war von Anfang an klar, dass es ein schwieriges Rennen wird, wenn wir den Start nicht gewinnen. Denn bei diesen Temperaturen hatten wir einfach nicht das beste Auto."
"Als wir gesehen haben, dass Max von Anfang an schneller war als Lewis und dass auch Perez mit Lewis mithalten konnte, stellten wir unseren Fokus um. Jetzt ging es nicht mehr um Max, sondern darum, den zweiten Platz nicht zu verlieren. Denn es war sehr früh klar, dass wir kein Auto haben, mit dem wir gewinnen können", sagt Shovlin.
Doch es gibt durchaus auch positive Erkenntnisse, die Mercedes aus Mexiko in die letzten vier Rennen mitnimmt. Zum Beispiel: "Dass wir auch auf Strecken dabei sein können, die uns vermeintlich nicht liegen", wirft Vowles ein. "Lewis wurde Zweiter, im Qualifying wurden wir Erster und Zweiter. Das bedeutet, dass wir bis zum Ende der WM voll dabei sind."
"Positiv ist auch, dass das Team trotz dieses harten Tripleheaders enger denn je zusammenrückt. Das habe ich so noch nie erlebt. Die Fahrer arbeiten mehr zusammen als je zuvor. Es ist ein Team, das zusammenhält, ein Team, das ein gemeinsames Ziel hat, nämlich beide Weltmeisterschaften zu gewinnen. Das nehme ich als positiv mit", unterstreicht Vowles.
Laut Shovlin sei auch positiv, dass der Mercedes- dem Honda-Motor trotz Höhenluft nicht mehr so unterlegen war wie in der Vergangenheit: "Unsere Probleme lagen auf Chassisseite. Wir müssen schauen, wie wir mehr Grip bekommen, um dieses Rutschen und Überhitzen zu verhindern. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir auf der Powerseite auch noch einen Nachteil haben", sagt er.