"Einfach nicht genug": McLaren sucht für Quali-Enttäuschung keine Ausreden
Rückschlag für McLaren im Türkei-Qualifying: Daniel Ricciardo scheitert in Q1, Lando Norris landet auf Platz acht - Dennoch ist die fehlende Pace keine Überraschung
(Motorsport-Total.com) - Dass der Istanbul Park Circuit für McLaren kein einfaches Pflaster, wurde im Formel-1-Qualifying zum Grand Prix der Türkei mehr als deutlich. Das Team, das in Monza einen Doppelsieg feierte und in Sotschi auf der Pole stand, kam am Samstag nicht über Plätze acht für Lando Norris und 16 für Daniel Ricciardo hinaus.
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Daniel Ricciardo scheiterte in Istanbul bereits im ersten Quali-Abschnitt Zoom Download
Letzter schied bereits im ersten Qualifying-Abschnitt aus. "Die Strecke hatte noch einige feuchte Stellen, und sie wird offensichtlich immer besser. Aber wenn ich das sage, dann meine ich, dass man in der perfekten Welt das letzte Auto sein möchte. Aber das ist nicht immer möglich", erklärt Ricciardo seine Misere.
Als er in Q1 den Zielstrich zwölf Sekunden vor Ablauf der Zeit überquerte, befand sich der McLaren-Pilot noch außerhalb der Gefahrenzone. Doch die Konkurrenz zog nach und Ricciardo wurde durchgereicht, während er selbst nicht nochmal konterte.
Seidl: "Wir hatten mit der Pace zu kämpfen"
"Abgesehen davon war ich auf dem weichen Reifen einfach nicht wirklich schnell genug. Ich hatte schon gestern ein wenig damit zu kämpfen. Ich meine, nicht verrückt, aber ich hatte trotzdem nicht das Gefühl, dass ich in der Lage war, den Vorteil der Reifen zu nutzen. Das würde ich über Dinge wie das Timing oder Ähnliches stellen."
Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl hält fest: "Daniel hatte zweimal großes Pech. Bei seinem Start zur gezeiteten Runde, als er in Kurve 1 eine gelbe Flagge bekam, und am Ende war das Timing das Problem. Aber wir hatten heute mit der Pace zu kämpfen, besonders auf weichen Reifen. Es war einfach nicht genug."
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Dass Carlos Sainz Ricciardo am Ende noch aus von den Q2-Plätzen verdrängt, obwohl der Ferrari-Pilot aufgrund einer Gridstrafe ohnehin von ganz hinten starten muss, sieht Seidl deshalb als kleineres Übel an: "Ich denke, es hatte keinen Einfluss auf das, was wir auf der Strecke gemacht haben, um ins Q2 zu kommen."
Norris: Die langen Kurven sind das Problem
Durch die ohnehin schlechte Ausgangsposition von Ricciardo stellt sich die Frage, ob es für ihn sinnvoll wäre, noch den Motor zu wechseln. Seidl zeigt sich dafür offen: "Das ist etwas, was wir heute Abend zusammen mit Mercedes besprechen müssen. Bislang haben wir für dieses Wochenende keine Änderungen geplant."
Bei Norris steht das vorerst nicht zur Debatte, auch wenn er mit Startplatz 7 ebenfalls nicht zufrieden war. Dass sich McLaren in Istanbul eher schwertun würde, kam für ihn jedoch nicht überraschend. "Es war irgendwie zu erwarten", meint der Brite.
"Natürlich will man es nie glauben, wenn man zu kämpfen hat, bis man es dann sieht. Insofern war es keine wirkliche Überraschung", sagt Norris und erklärt: "Ich denke, es liegt einfach an der Beschaffenheit der Strecke, an den Kurven, die hier noch mehr aneinandergereiht sind als in Zandvoort. Das bereitet uns Probleme."
McLaren erwartet fürs Rennen "keine Wunder"
Deshalb macht er sich auch für das Rennen keine Illusionen und glaubt, dass Lewis Hamilton, der wegen einer Gridstrafe von Platz elf starten wird, schnell vorbeiziehen wird. Das denkt auch Seidl: "Wenn man sich die Pace ansieht, die Mercedes bisher an diesem Wochenende gezeigt hat, wird er morgen problemlos durchkommen."
"Aber trotzdem wird Lando es versuchen. Morgen werden wir so lange kämpfen, wie wir können. Hoffentlich können wir mit den Medium-Reifen ein bisschen besser aussehen als heute mit den weichen Reifen, aber es wird keine Wunder geben. Wir haben an diesem Wochenende einfach noch nicht die Pace", weiß der Teamchef.
"Trotzdem werden wir morgen mit beiden Autos versuchen, nach vorne zu kommen, um noch gute Punkte zu holen, vor allem auch gegen Ferrari." Trotz seiner Ausgangsposition nimmt sich das auch Ricciardo vor: "Es wird eine Herausforderung sein, aber gestern gab es einige Long-Run-Phasen, in denen ich mich wohlgefühlt habe."
"Also bin ich auch optimistisch oder zuversichtlich, dass es morgen besser sein kann. Aber wir werden sehen. Es ist vielleicht auch eine Frage der Strategie und nicht so offensichtlich. Natürlich war es kein toller Tag, aber ich will einfach nach vorne schauen und keine Energie darauf verschwenden, frustriert oder wütend zu sein."