Kurios: Pirelli wusste nichts von Aufbereitung der Strecke in Istanbul
Für Pirelli kam die Information, dass die Formel-1-Strecke in Istanbul für mehr Grip gesäubert wurde, überraschend - Fahrer sind nach Freitagstrainings begeistert
(Motorsport-Total.com) - Dass der Istanbul Park Circuit in den letzten Wochen via Hochdruckreinigung aufgeraut wurde, um den Grip zu erhöhen, erfuhr Reifenausrüster Pirelli erst im letzten Moment. "Wir haben das am Mittwoch erfahren", verrät Mario Isola gegenüber 'Sky'.
Der Pirelli-Sportchef trägt nun die Sorge, dass die Reifenauswahl nicht optimal sein könnte: "Wir haben die Reifen natürlich vorher ausgewählt basierend auf den Informationen vom letzten Jahr. Das bedeutet nicht, dass es eine schlechte Wahl ist. Aber meine Sorge ist, dass der weiche Reifen für dieses Wochenende nicht wirklich passend ist."
"Wenn es morgen trocken ist, werden sie wohl eher den Medium und den Hard benutzen. Denn es gibt wesentlich mehr Grip als letztes Jahr. Sie sind vier, fünf Sekunden schneller", analysiert Isola nach den ersten Eindrücken vom Trainingsfreitag.
Pirelli wundert sich: "Wir wussten nichts davon"
Aber wie konnte es überhaupt passieren, dass Pirelli von der Reinigungsaktion nichts mitbekam? "Ganz ehrlich: Ich habe keine Antwort. Was ich sagen kann, ist, wir wussten das nicht", zeigt sich der Pirelli-Manager selbst verdutzt. Am Mittwoch habe man erstmals die Streckenhärte des aufbereiteten Belags getestet.
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"Sie ist nicht wirklich verschieden (im Vergleich zu 2020; Anm. d. R). Aber ein anderes Maß, das wir nehmen, mit einem anderen Gerät, hat ergeben, dass der Grip wesentlich stärker ist, und zwar konstant rund um die Strecke. Also diese Behandlung mit einem Hochdruckwasserstrahler hat eben mehr Grip zur Folge", hält Isola fest.
"Daraus folgt auch mehr Verschleiß, vielleicht etwas mehr Graining an den Vorderreifen. Zur Blasenbildung kann ich nichts sagen. Wenn die Belastung auf den hinteren Reifen hoch ist, ja, dann könnte es zu einer Blasenbildung kommen. Das werden wir sehen."
Isola sorgt sich über höheren Reifenverschleiß
Der große Verschleiß finde an den vorderen Reifen statt, weiß der Experte. "Und da gibt es etwas, dass Cliff genannt wird bei Longruns." Es ist der Punkt, an dem die Rundenzeiten schlagartig einbrechen, weil nicht mehr genug Gummi auf dem Reifen ist.
"Wir müssen das prüfen bei den Medium- und den harten Reifen. Wenn man mit den Reifen rutscht, dann ist man sehr viel auf der inneren Seite des Reifens und das fördert eben den Verschleiß", erklärt Isola. Umso wichtiger war es für die Teams am Freitag, auf trockener Strecke möglichst viele Informationen zu sammeln.
"Denn wenn es morgen nass sein sollte, wie die Wettervorhersage sagt, und am Sonntag wäre es trocken, dann ist das die einzige Chance gewesen, die Reifen zu testen." Seitens der Fahrer fiel das erste Feedback zum Streckenbelag positiv aus. Alle merkten durch die Bank weg an, dass sich das Gripniveau stark verbessert habe.
Fahrer sind vom hohen Gripniveau begeistert
McLaren-Pilot Lando Norris sprach von einem ganz neuen Fahrgefühl: "Es ist ganz anders als in der vergangenen Saison. Ich habe das Gefühl, dass sie fünf oder sechs Sekunden schneller ist als im vergangenen Jahr. Es fühlt sich wie eine völlig andere Strecke an. Es ist eine coole Strecke und eine gute Herausforderung."
Auch Lewis Hamilton, der mit 1:23.804 Minuten am Freitag die Bestzeit markierte, geriet ins Schwärmen: "Es ist total anders. Vergangenes Jahr war der Belag brandneu und noch sehr schmierig. Ich wusste also nicht wirklich, was mich heute erwartete."
"Aber meine Güte, so viel mehr Grip als jemals zuvor! Es ist beeindruckend, wie viel Grip es da draußen gibt, das ist fantastisch. Dadurch ist die Strecke viel, viel angenehmer zu fahren, viel mehr wie früher." Auch WM-Rivale Max Verstappen von Red Bull goutierte: "Es ist eine super Strecke, und jetzt mit normalen Bedingungen."
Arbeit am Set-up: Grip verlangt andere Balance
Allerdings bereiteten die verbesserten Streckenbedingungen den Fahrern und Teams am Freitag zuweilen auch Kopfzerbrechen, denn die Fahrzeugabstimmung, die für eine Oberfläche mit hohem Grip erforderlich ist, unterscheidet sich von jener, die noch vor zwölf Monaten auf derselben Strecke erforderlich war.
"Ich denke, es ist jetzt eine der griffigsten Strecken, die wir im Kalender haben. Also macht die Strecke natürlich mehr Spaß", stellte Valtteri Bottas fest. "Die Abstimmung des Autos ist deshalb ganz anders als im vergangenen Jahr, und wir mussten im Laufe des Tages einiges nachjustieren. Das war heute das Wichtigste."
"Wir mussten uns anpassen und versuchen, die Balance zu finden. Am Anfang waren wir noch ein bisschen weit weg, aber ich bin sicher, dass es für alle gleich war. Im zweiten Training war das Gefühl dann schon ziemlich gut. Es gab keine großen Probleme mit dem Auto. Ich glaube, dass es ein starkes Wochenende werden kann."