Daniel Ricciardo: Boxenstopp-Fehler geht "teilweise auf meine Kappe"
Wie Daniel Ricciardo den vierten Platz im Russland-Grand-Prix einordnet und was bei seinem McLaren-Boxenstopp genau schiefgelaufen ist
(Motorsport-Total.com) - "Auf dem Papier ist P4 ein gutes Ergebnis", sagt Daniel Ricciardo. Er sei zufrieden, aber auch nicht ganz zufrieden. Denn zwischenzeitlich schien es für McLaren im Russland-Grand-Prix in Sotschi weitaus besser zu laufen: Lando Norris und Ricciardo lagen auf den Plätzen eins und zwei. Am Ende, nach einem Regenschauer, wurden daraus die Positionen sieben und vier.
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Daniel Ricciardo: Er plädiert auf Mitschuld am langsamen McLaren-Boxenstopp Zoom Download
Ob sich McLaren beim Reifenwechsel auf Intermediates verzockt habe, wird Ricciardo gefragt. Er selbst kam in Runde 48 zum Service, Norris erst drei Runden später, als die Führung im Rennen schon futsch war.
Doch an der grundsätzlichen Entscheidung habe es keinen Zweifel gegeben: "Für mich war klar, dass ich reinkommen musste für Intermediates. Ein Teil der Strecke war zwar mehr oder weniger trocken, aber der [küstennahe] Teil war nass. Für mich war es daher keine Frage", sagt Ricciardo.
"Rückblickend muss ich sagen: Eine Runde früher wäre noch besser gewesen. Perfekt war es also wohl nicht, aber trotzdem die richtige Entscheidung."
Denn damit war Ricciardo noch vor einigen anderen Fahrern aus den Top 10 auf den "leichten" Regenreifen unterwegs und konnte diesen Vorteil in den Schlussrunden ausspielen.
Der erste Stopp: Was ist schiefgelaufen?
Seinen ersten Boxenstopp im Rennen, für den Wechsel in Runde 22 von Medium auf Hard, hat der Australier dafür weniger gut in Erinnerung: Der Service dauert 33,6 Sekunden inklusive Aufenthalt in der Boxengasse, wo andere Fahrer unter 30 Sekunden blieben.
"Ich will nicht zu kritisch sein, weil in Monza haben wir einen perfekten Stopp gebraucht und das Team hat den Stopp perfekt hingekriegt", sagt Ricciardo. "Heute bin ich der Verursacher, zumindest teilweise."
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Er habe sich bei der Anfahrt leicht verbremst. "Deshalb kam ich ins Rutschen", meint Ricciardo. "Die Mechaniker mussten sich neu ausrichten. Ich weiß nicht, ob es daraufhin ein Problem gab. So oder so: Das hat sicher eine Sekunde gekostet. Das geht also teilweise auf meine Kappe."
Und mit dem verlängerten Boxenstopp war die Position gegen Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton futsch. Das aber kann Ricciardo rückblickend verschmerzen: "Selbst wenn wir vor ihm wieder rausgekommen wären, er hätte mich wahrscheinlich eh irgendwann kassiert."
Davor hatte Ricciardo Hamilton über Runden hinweg hinter sich gehalten und damit auch Norris' Flucht nach vorne ermöglicht. "Es sah wahrscheinlich souveräner aus als es war", meint der McLaren-Fahrer dazu.
Ricciardo: Guter Start, schlechter Start - je nach dem ...
Und eigentlich hätte er schon am Start deutlich weiter vorne liegen sollen, so meint er: "Ich bin gut losgekommen und musste sogar etwas vom Gas, um mich wieder einzusortieren, weil ich keinen Windschatten fand. Das hat mich Schwung gekostet. Damit war die ganze gute Arbeit [vom Start] dahin."
"Auf einer anderen Strecke wäre mein Loskommen wahrscheinlich vorteilhaft gewesen. Wäre ich von der Poleposition gekommen, wäre es perfekt gewesen. Es war trotzdem noch gut, auch wenn ich Positionen verloren habe. Dann kam ich aber wieder nach vorne. Ich glaube, gleich in Runde eins bin ich an Alonso und Lewis vorbei."
Deshalb ziehe er ein gemischtes Fazit zu seinem Rennen. Er habe "ein paar gute Momente und ein paar nicht so gute", gehabt, sagt Ricciardo. "Aber ich würde gerne so weitermachen."
McLaren: Der Aufwärtstrend hält an
Der Monza-Sieger fügt hinzu: "Die Leistung zuletzt ist aus Sicht des Teams sicherlich ermutigend. Wir hätten heute aber bestimmt mehr Punkte mitnehmen können. Das werden wir uns anschauen."
"Bei mir persönlich war es so und so. Ich will immer noch mehr Speed aus dem Auto rausholen. Es war nicht so komfortabel wie in Monza, sondern schon ein bisschen schwieriger mit dem für mich eingeschränkten Freitag. Denn das haben wir praktisch nicht mehr aufgeholt." Ein kurzfristiger Komponententausch hatte Ricciardo Zeit gekostet.
Und nun P4 im Rennen. "Mit diesen Punkten bin ich zufrieden", meint Ricciardo. "Es gibt aber immer noch Dinge, von denen ich gerne wüsste, wie ich sie besser machen kann."