Bottas vor Hamilton: Nur eine Frage der Abstimmung?
Wie die Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas und Lewis Hamilton das Freie Training in Sotschi bewerten und welche Chancen sie sich für das Formel-1-Rennen ausrechnen
(Motorsport-Total.com) - Valtteri Bottas ist seiner Favoritenrolle für den Russland-Grand-Prix 2021 in Sotschi (alle Einheiten hier im kostenlosen Formel-1-Liveticker verfolgen!) beim Trainingsauftakt voll gerecht geworden. Der Mercedes-Fahrer erzielte am Freitag in beiden Einheiten die Bestzeit, jeweils vor Teamkollege Lewis Hamilton (hier die Ergebnisse abrufen!).
© Motorsport Images
Valtteri Bottas im Mercedes W12 im Freien Training zum Grand Prix von Russland Zoom Download
Hamilton, der einmal 0,211 Sekunden und einmal 0,044 Sekunden auf Bottas eingebüßt hatte, betont jedoch: "Valtteri und ich haben ziemlich unterschiedliche Set-ups." Sprich: Die beiden Mercedes W12 waren nicht gleich abgestimmt.
Worin genau sich die Fahrzeuge von Bottas und Hamilton unterscheiden, das beschrieb Hamilton selbst nicht. Er meint nur: "Wir sind absichtlich in unterschiedliche Richtungen gegangen, um herauszufinden, was besser ist. Das müssen wir heute Abend nachvollziehen und herausfinden, wie wir uns dann aufstellen wollen."
Mercedes dominiert das Freitagstraining
So oder so: Mercedes wirkt gut Form in Sotschi. In beiden Einheiten blieb Bottas knapp zwei Zehntel vor seinen schärfsten Verfolgern, machte auch über die Distanz eine gute Figur.
Hamilton bestätigt diesen Eindruck zu Mercedes: "Mit Blick auf die Pace war es ein guter Tag, vor allem auf dem Longrun. Es scheint, als hätten wir gut begonnen."
Bottas wiederum sagt selbst nach zwei Bestzeiten: "Es kann immer noch besser laufen." Er habe aber am Freitag von Anfang an ein "gutes Gefühl" im W12 gehabt und "von der ersten Runde an gutes Vertrauen ins Auto", so der Mercedes-Fahrer.
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"Die Balance war tatsächlich richtig gut. Wir mussten über den Tag hinweg nur kleine Anpassungen vornehmen. So konnte ich mich aufs Fahren konzentrieren und habe hier und da noch ein bisschen etwas verbessert."
Und Bottas pflichtet Hamilton bei: "Sowohl die eine schnelle Runde als auch die größere Distanz fühlten sich ziemlich gut an." Mercedes sei also gerüstet für das weitere Wochenende, weil der Auftakt "gut funktioniert" habe, so Bottas.
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Außerdem spricht für Mercedes, dass Hauptrivale Max Verstappen von Red Bull aufgrund eines Motorwechsels ans Ende der Startaufstellung versetzt wird. Hamilton sagt zwar: "Für uns ändert das eigentlich nichts. Wir machen einfach unser Ding." Dann aber fügt er hinzu: "Wir müssen natürlich versuchen, davon zu profitieren."
Ausgehend vom Trainingsergebnis spricht Hamilton daher konkret davon, das "maximal Mögliche" herausholen zu wollen in Sotschi und meint: "Ein Doppelsieg wäre spektakulär für das Team."
Für den Moment allerdings wirkt Bottas besser aufgestellt als Hamilton, der einräumt: Eine optimale Runde habe er bisher nicht erwischt.
O-Ton: "Der erste Versuch in der ersten Einheit war noch der beste. Davon ausgehend haben wir am Auto gearbeitet, aber so gut wie in diesem ersten Versuch war es danach nicht mehr, als wir mehr und mehr Druck gemacht haben."
Warum Bottas in Sotschi so schnell ist
Er werde sich daher auch an den Daten seines Teamkollegen orientieren. Sotschi sei schließlich eine der Strecken, "auf denen Valtteri wirklich herausragend fährt", so Hamilton.
Er sagt weiter: "Sotschi ist okay für mich. Nicht meine beste Strecke, nicht meine schlechteste. Es gibt aber auf jeden Fall Dinge, die ich anhand der Daten [für mich] mitnehmen kann. Es geht da mehr um das Set-up, würde ich sagen. Vielleicht auch ein bisschen um den Fahrstil. Daran werde ich arbeiten."
Bottas selbst hat indes "keine Ahnung", warum er in Sotschi stärker auftritt als anderswo. "Ich weiß es wirklich nicht", sagt er. "Wenn ich das wüsste!" Er finde eben Gefallen am "Fluss der Strecke" und an den Kurven dort. "Und wenn das Auto gut funktioniert, ist das eine runde Sache", so Bottas.
Mercedes hat "noch keine optimale Balance"
Mercedes' leitender Renningenieur Andrew Shovlin aber will noch nicht von einem ideal abgestimmten Fahrzeug sprechen. Sein Team habe "noch keine optimale Balance" gefunden, sagt er, wenngleich Mercedes Fortschritte gelungen seien bei den Soft-Reifen: "Damit hatten wir dieses Jahr öfter mal zu kämpfen, aber heute schien alles zu funktionieren."
Und rein technisch bleibe es spannend: "Die Wettervorhersage für morgen sieht sehr nass aus, besonders am Vormittag, aber für das Rennen rechnen wir mit trockenen Bedingungen. Das stellt uns vor einen interessanten Kompromiss bei der Abstimmung, die sowohl im nassen Qualifying als auch bei der Longrun-Pace im Trockenen stimmen muss", erklärt Shovlin.