1:38 Minuten im Zandvoort-Q2 übrig, trotzdem kein Neustart: Warum?
Viele Fans wundern sich darüber, warum Q2 in Zandvoort nach dem Latifi-Crash nicht fortgesetzt wurde - Rennleiter Michael Masi versucht sich nun an einer Erklärung
(Motorsport-Total.com) - Das zweite Qualifying-Segment beim Grand Prix der Niederlande in Zandvoort musste gleich zweimal unterbrochen werden. Zuerst wegen eines Abflugs von George Russell, und kurz danach crashte dessen Williams-Teamkollege Nicholas Latifi. Bei 1:38 Minuten Restzeit wurde die Uhr gestoppt - und die Strecke danach nicht mehr freigegeben.
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In Q2 waren noch 1:38 Minuten übrig, als die Session endgültig abgebrochen wurde Zoom Download
Warum Q2 nicht weiterging, obwohl 1:38 Minuten zumindest für die Ersten, die eine Runde in Angriff genommen hätten, noch genug Zeit gewesen wäre, um eine schnelle Runde zu absolvieren, "verstehe ich auch nicht", wundert sich etwa Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Der Erste, der da in der Reihe steht, oder die ersten Drei, die hätten wahrscheinlich noch eine Runde zusammengekriegt."
Bitter etwa für McLaren-Pilot Lando Norris, der zu dem Zeitpunkt an 13. Position lag und so der Chance beraubt wurde, doch noch in die Top 10 zu fahren. So schied er zum ersten Mal 2021 bereits in Q2 aus. "Mich hat das auch gewundert", stutzt Wolff. "Weil ein Norris wäre vielleicht mit einer schnellen Runde noch reingerutscht."
Das Sportliche Reglement ist beim Thema Unterbrechung einer Session und deren Fortsetzung schwammig formuliert. Artikel 31.7 hält zwar fest, dass nur im Qualifying die Zeit angehalten wird und die Uhr während einer roten Flagge nicht weiterläuft - anders als in Freien Trainings. Daraus könnte man ableiten, dass die Fahrer die Session nach der Unterbrechung wieder in Angriff nehmen dürfen.
Allerdings steht in Artikel 31.7 auch: "Should one or more sessions be thus interrupted, no protest can be accepted as to the possible effects of the interruption on the qualification of drivers admitted to start." Sprich: Gegen etwaige Auswirkungen einer möglichen Unterbrechung kann kein Protest eingelegt werden.
Die FIA argumentiert ihre Entscheidung mit der sportlichen Fairness: "Wir haben ein Qualifying noch nie neu gestartet, wenn nicht alle Fahrer, die noch dazu in der Lage sind, aus der Box rausfahren und ihre fliegende Runde beginnen können", erklärt Rennleiter Michael Masi. Und das hätten bei 1:38 Minuten Restzeit eben nicht alle, sondern maximal ein paar Fahrer geschafft.
"Wir hatten das schon auf ein paar Strecken", behauptet Masi. "Teilweise auch bei zwei, zweieinhalb Minuten. Das muss man von Strecke zu Strecke anders bewerten. Aber die Fahrer nehmen in der Boxenstraße Abstand, versuchen auf der Strecke auch Abstand zu nehmen. Niemals hätten es alle geschafft, noch fliegende Runde zu beginnen."