Günther Steiner: Mit Grosjean und Magnussen war's leichter
Mick Schumacher und Nikita Masepin geraten immer häufiger aneinander - Haas-Teamchef Günther Steiner versucht, zu vermitteln, doch das sei gar nicht so leicht
(Motorsport-Total.com) - Die Rivalität zwischen Mick Schumacher und Nikita Masepin im Formel-1-Team von Haas droht immer weiter zu eskalieren. In Zandvoort gerieten beide erneut auf der Strecke aneinander, um dann außerhalb ihrer Autos verbal aufeinander loszugehen. Mittendrin und gleichzeitig zwischen den Stühlen: Teamchef Günther Steiner.
Der Südtiroler muss eine Situation managen, die alles andere als einfach ist, zumal auch Haas derzeit keine einfache Phase durchläuft. "Wir sind immer noch ein junges Team. Wir sind das jüngste Team und wir haben zwei junge Fahrer", sagt Steiner nach dem bislang letzten Zwischenfall.
"Es ist nicht zum ersten Mal passiert und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Es ist schwierig, besonders in diesem Jahr, wenn wir am Ende des Feldes kämpfen. Ihr einziger Kampf ist der mit dem Teamkollegen", schildert Steiner die besonderen Umstände. "Es ist etwas hitzig, weil das Stallduell der einzige Erfolg ist, den sie einfahren können", sagt Steiner.
Deutliche Differenzen in Zandvoort
Jüngster Tropfen auf diesen hitzigen und heißen Stein war ein direktes Duell zwischen Schumacher und Masepin in Zandvoort, als der Deutsche zu Beginn der Start- und Zielgeraden vorbeigehen wollte, Masepin aber sehr spät rüberzog und Schumacher damit gefährlich abdrängte.
Fotostrecke: Zandvoort: Fahrernoten der Redaktion
Nikita Masepin (6): Im Training immerhin schneller als Teamkollege Schumacher, aber: Sowohl im Qualifying als auch im Rennen fiel er mit schrägen und gefährlichen Aktionen auf, die beide hätten böse enden können. Das geht gar nicht! Aufgrund der Häufung und der Vehemenz auf der Strecke greifen wir in diesem Fall zur "Höchstnote"! Fotostrecke
Masepin sprach anschließend von einem "sehr harten" Manöver, Schumacher versuchte seinen Ärger herunterzuschlucken und biss sich auf die Zunge. Deutlich wurde hingegen zum wiederholten Male sein Onkel Ralf Schumacher, der Masepin immer wieder die Eignung für die Formel 1 abspricht.
Zuvor war es bereits im Qualifying zu Meinungsverschiedenheiten über die Positionierung auf der Strecke gekommen, wodurch sogar Sebastian Vettel der Leidtragende der beiden Streithähne war und seine Runde nicht wie gewollt fahren konnte. Masepin bezeichnete Schumacher daraufhin als "dreist".
Rivalität zwischen zwei Rookies gehört dazu
Das Team, versichert Steiner, arbeite an einer Lösung. Diese sei jedoch nicht einfach zu finden. "Sie sind beide jung, sie wollen beweisen, dass sie besser sind als der andere. Und das ist eines der Probleme, die man hat, wenn man zwei Rookies holt", erklärt Steiner. Wenn zumindest ein Fahrer mehr Erfahrung habe, sei das Problem deutlich kleiner.
Andererseits sei Steiner aber sogar "enttäuscht, wenn sie sich nicht gegenseitig besiegen wollen würden und glücklich wären mit dem vorletzten und letzten Platz. Sie sind Konkurrenten und versuchen, ihr Bestes zu geben. Und darunter leidet dann auch mal die Beziehung", sagt er.
Stunk bei Haas nach Zandvoort-Qualifying
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Apropos Beziehungen: Innerhalb des Haas-Teams herrschen natürlich auch noch einmal andere Verhältnisse. Masepins Vater Dimitri finanziert das Team zu einem großen Teil, Schumacher hingegen ist Ferrari-Junior und die Scuderia hat kein Interesse daran, dass ihr Fahrer ungleich behandelt wird.
Steiner: Das Team ist wichtiger als Sponsoren
Dies sei aber ohnehin nicht der Fall. "Ich behandle beide gleich und handle im Interesse des Teams. Denn das ist unser größtes Kapital", versichert Steiner. Er präzisiert: "Man kann Titelsponsoren und technische Partner haben, aber wenn es kein Team gibt, kann man nichts machen. Das Team ist also immer noch Haas F1, und solange man fair spielt, kann man meiner Meinung nach im Moment nicht mehr tun als das."
Zwei schwierige Charaktere in den Cockpits zu haben, kennt Steiner bestens aus der jüngeren Vergangenheit. Romain Grosjean und Kevin Magnussen, die noch im Vorjahr für das Team fuhren, waren ebenfalls als Heißsporne bekannt. Im Umgang sei dieses Duo aber einfacher zu beherrschen gewesen, gibt Steiner zu.
"Sie waren schon vorher dabei und wussten, wie sie mit solchen Situationen umgehen müssen. Wenn man etwas zu klären hatte, wussten sie, was zu tun ist", schildert er. Diesen Prozess müssten Schumacher und Masepin erst noch durchlaufen. "Mit der Erfahrung sind einige Sachen klarer. Diese Jungs müssen noch viel darüber lernen, wie gewisse Dinge am besten gehalten werden. Das kommt mit der Zeit", glaubt Steiner.