Vettel und Alonso erklären: Darum war die Sicht in Belgien das große Problem
Die Routiniers Sebastian Vettel und Fernando Alonso erklären, warum die Sicht im Grand Prix von Belgien zur Farce führte - Erinnerungen an Japan-GP 2007
(Motorsport-Total.com) - Aufgrund der widrigen Wetterbedingungen geriet der Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps zur Farce. Hinter dem Safety-Car wurde das Rennen offiziell über nur wenige Runden gefahren. Denn die Piloten klagten über keine Sicht im Regen. Sebastian Vettel und Fernando Alonso erklären das Problem.
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Sebastian Vettel kämpfte im Grand Prix von Belgien auf P5 mit der Sicht Zoom Download
Zwei Faktoren haben zum kürzesten Grand Prix in der Geschichte der Formel 1 geführt: der hohe Abtrieb der heutigen Boliden und die breiten Pirelli-Reifen. Beides führte dazu, dass die Gischt einen Rennverlauf ohne Safety-Car unmöglich machte.
Das wirft die Frage auf: Ist die Formel 1 zu vorsichtig geworden? Schließlich wurden schon in der Vergangenheit unter schwierigeren Bedingungen Rennen ausgetragen. Erinnerungen an den Japan-Grand-Prix 2007 wurden wach, als im strömenden Regen in Fuji 19 Runden lang hinter dem Safety-Car gefahren wurde.
Mehr Abtrieb & breitere Reifen sorgen für mehr Gischt
Das Rennen konnte danach freigegeben werden - und wurde trotz einiger Zwischenfälle auch zu Ende gefahren. Unter anderem kollidierten damals Vettel und Mark Webber. Ist die Formel 1 also zu sehr auf die Sicherheit bedacht und nicht länger willig, Risiken einzugehen?
"Ich denke, die Risikobereitschaft ist die gleiche wie damals", entgegnet Vettel. "Wir fahren gerne, vorausgesetzt es ist sicher." Im Unterschied zur Saison 2007 kommen im Jahr 2021 völlig andere Autos zum Einsatz. "Der Ground-Effekt ist stärker bei den Autos, die wir jetzt haben, und wir haben mehr Abtrieb."
Dadurch werde das Wasser durch den Diffusor vom Asphalt gesaugt, so entsteht mehr Gischt hinter den einzelnen Fahrzeugen, erklärt der Heppenheimer.
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Einen zweiten Punkt merkt er an: "Die Reifen haben sich ebenfalls geändert. Die Regenreifen, die wir damals hatten, machten es für uns einfacher, in sehr nassen Bedingungen mit viel Wasser auf der Strecke zu fahren", erinnert sich Vettel.
Routinier Fernando Alonso, der 2007 ebenfalls bereits am Start stand, stimmt Vettels Annahmen zu. "Die Reifen haben sich über die Jahre am stärksten verändert", meint auch der Spanier. "Die Autos erzeugen aufgrund der neuen Aero-Regeln mehr Spray, wenn man hinter jemandem fährt."
Außerdem kommen aktuell breitere Reifen zum Einsatz als noch 2007. "Die Regenreifen waren damals ein wenig stärker. Vielleicht hat die Größe der Reifen beim Aquaplaning geholfen", vermutet Alonso.
Alonso: Punktevergabe "ist eine andere Geschichte"
Außerdem spricht er die Charakteristik der Rennstrecke an. "Spa ist eine Strecke mit schnellen Passagen, auf den langen Geraden hat sich der Spray lange gehalten." Der 40-Jährige ist weiterhin davon überzeugt, dass die Bedingungen ein Rennen unmöglich machten.
"Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein schwerer Unfall passieren würde. Und die FIA wollte das verhindern, denke ich. Es war die richtige Entscheidung." Was er allerdings auch nach ein paar Tagen Reflexion weiterhin kritisiert ist die Punktevergabe.
"Das ist eine andere Geschichte. Damit bin ich absolut nicht einverstanden. Aber dass die Bedingungen nicht fahrbar waren, dem stimme ich völlig zu."