Erklärt: Darum wurden in Spa halbe Punkte vergeben
Die Formel 1 hat nach etwas Verwirrung doch halbe Punkte verteilt: Die Begründung dafür lässt sich im Reglement finden
(Motorsport-Total.com) - Gibt es nun halbe Punkte oder gibt es keine Punkte? Um dieses Thema drehten sich nach dem Formel-1-Rennen in Belgien viele Fragen. Denn: Selbst die Formel 1 hatte zwischenzeitlich ihre Ergebnisse und Punktewertungen wieder entfernt und für Verwirrung gesorgt. Denn: Die Wertung erfolgte nach einer gefahrenen Runde. Bekanntlich müssen aber zwei Runden für eine Wertung gefahren werden.
Um 21:05 brachte die FIA Licht ins Dunkel mit dem offiziellen Ergebnis: Es gibt halbe Punkte.
Und wir wollen Licht ins Dunkel bringen, warum. Das Punktesystem der Formel 1 im Falle eines verkürzten Rennens ist im Sportlichen Reglement festgelegt, in dem steht, wie viel Distanz für Punkte zurückgelegt werden muss.
In Artikel 6.5 heißt es: "Wird ein Sprint-Qualifikationstraining oder Rennen gemäß Artikel 50 unterbrochen und kann nicht wieder aufgenommen werden, werden keine Punkte vergeben, wenn der Führende zwei Runden oder weniger absolviert hat, halbe Punkte, wenn der Führende mehr als zwei Runden, aber weniger als 75 % der ursprünglichen Sprint-Qualifikation oder Renndistanz absolviert hat, und volle Punkte, wenn der Führende 75 % oder mehr der ursprünglichen Sprint-Qualifikation oder Renndistanz absolviert hat."
Erklärt: Darum gab's (doch!) halbe Punkte!
Paragrafenchaos nach dem Rennen: Warum es halbe Punkte gab, obwohl offiziell bereits nach einer Runde (statt der erforderlichen zwei) gewertet wurde. Weitere Formel-1-Videos
Obwohl die Autos zwei volle Runden hinter dem Safety-Car zurückgelegt hatten, bevor in der dritten Runde die rote Flagge geschwenkt wurde, führte die Art und Weise, wie die Ergebnisse im Falle eines Rennabbruchs gewertet werden, dazu, dass sie in der endgültigen Rennwertung nicht über diese Marke hinauskamen.
Artikel 51.14 besagt: "Wenn das Sprint-Qualifying oder das Rennen nicht fortgesetzt werden kann, werden die Ergebnisse am Ende der vorletzten Runde vor der Runde, in der das Signal zur Unterbrechung des Sprint-Qualifyings oder des Rennens gegeben wurde, genommen."
Das bedeutet vereinfacht: Kommt die rote Flagge in Runde drei, dann wird das Ergebnis nach Runde eins gewertet.
Unterschiedliche Regelanwendungen
Doch ist das Rennen damit über die Mindestgrenze von zwei Runden gekommen? Man könnte es natürlich so interpretieren, dass es nicht der Fall ist, weil das Endergebnis nicht mit der Voraussetzung übereinstimmt, dass ein Fahrer mehr als zwei Runden gefahren sein muss.
Allerdings ist die Interpretation der FIA in diesem Fall nicht an das Endergebnis gekoppelt. Es geht einfach darum, dass der Führende mehr als zwei Runden absolviert hat. Und das hat Max Verstappen in Belgien. Er hat die Kontrolllinie, die die Runden zählt, dreimal überfahren.
Es gab zwei "Rennrunden" hinter dem Safety-Car plus die Runde in die Box nach der roten Flagge, als die Fahrer noch ein drittes Mal über die Kontrolllinie gefahren sind.
Was Rennleiter Michael Masi sagt
"Es wurden drei Runden absolviert", erklärt Rennleiter Michael Masi. "Und dann wird die Wertung für die Punkte in der vorletzten Runde vor der Runde, in der das Signal gegeben wurde, vorgenommen. Es gibt also praktisch zwei verschiedene Punkte. Einer ist das, was getan wird, um ein Rennen zu beenden. Der andere ist das, was auf der Basis der Meisterschaftspunkte passiert."
Im Dokument der FIA wird das offiziell übrigens so erklärt: "Die Ergebnisse wurden gemäß Artikel 51.14 des FIA-Formel-1-Sportreglements berechnet, das heißt am Ende von Runde 1, die die vorletzte Runde vor der Runde ist, in der das Signal zum Abbruch des Rennens gegeben wurde."
"Für die Ermittlung der Punkte gilt jedoch Artikel 6.5, da der Führende die Kontrolllinie dreimal überquert hat und somit die Anforderung erfüllt ist, dass der Führende mehr als zwei Runden absolviert haben muss, damit halbe Punkte vergeben werden können."