Lewis Hamilton vs. Max Verstappen: "Meistens musste ich zurückstecken"
Lewis Hamilton findet, dass Max Verstappen im WM-Kampf 2021 besonders aggressiv unterwegs ist und er deshalb schon mehrfach zurückstecken musste
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton begegnet Max Verstappen auch nach der heiß diskutierten Kollision in Silverstone ohne Vorbehalte und Groll. "Lewis sieht das alles ziemlich entspannt", erklärt Mercedes-Teamchef Toto Wolff in einem Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Es ist halt eine sehr polarisierende Geschichte, und einige der getätigten Aussagen waren sehr persönlich und haben die Situation aufgeheizt. Aber im Großen und Ganzen ist Lewis okay damit."
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Lewis Hamilton auf der Bühne nach seinem Sieg beim Grand Prix in Silverstone Zoom Download
Der siebenmalige Weltmeister selbst hatte sich unmittelbar nach dem Crash bei seinem Heim-Grand-Prix in Großbritannien ebenfalls versöhnlich gezeigt. Ein persönliches Gespräch hat aber nicht stattgefunden.
Bereits im Rahmen der Pressekonferenz in Silverstone meinte Hamilton: "Ich wüsste nicht, was wir sagen sollten. Game on! Wir werden weiterhin attackieren. Mit dem nötigen Respekt. Wenn der nicht da ist, wird sowas öfter passieren, schätze ich. Aber ich habe versucht, so sauber wie möglich zu bleiben."
Dass das Duell jetzt weiter eskalieren und unter Umständen sogar gefährlich werden könnte, glaubt er nicht: "Ich denke schon, dass wir an solchen Situationen wachsen und aus den Erfahrungen lernen. Es gibt selten einen Unfall, der zu 100 Prozent die Schuld eines Fahrers ist. Es ist immer eine Mischung, wenn zwei Fahrer involviert sind. Und daraus können wir beide was lernen."
"Ich würde sagen, dass Max einer der aggressivsten Fahrer ist", findet Hamilton. "Das ist meine persönliche Meinung. Er macht einen fantastischen Job, aber wir müssen eine Balance finden, wie wir uns auf der Strecke Platz lassen und einander respektieren, damit wir weiterhin gute Rennen fahren können, ohne zu kollidieren."
Hamilton bezeichnet Verstappen als "einen der aggressivsten Fahrer"
"Für mich war es ein normaler Kampf", sagt er. "Als ich jünger war, war ich auch so aggressiv wie Max. Vielleicht nicht ganz so, aber auch ziemlich aggressiv. Jetzt bin ich älter und weiß, dass es ein Marathon ist und kein Sprint. Ich kann besser einschätzen, wie ich an die Rennen herangehen muss."
"Aber wir befinden uns in einem Zweikampf, und ich finde, Max war dieses Jahr sehr aggressiv unterwegs. Meistens musste ich zurückstecken, um einen Unfall zu vermeiden, und auf meine Chance später im Rennen hoffen."
Über die Kollision in Silverstone sagt Hamilton: "Ich habe aus Kurve 7 eine top Ausfahrt erwischt. Dann habe ich links angetäuscht, um rechts eine Lücke aufzumachen. Zum Glück konnte er die nicht schließen. Aber leider ist die Aggression von seiner Seite geblieben und wir haben uns berührt. Das ist bedauerlich." Letztendlich sei es "ein Rennunfall" gewesen: "Sowas passiert."
Hamilton: Kein Grund, mich zu entschuldigen
Einen Grund, sich bei Verstappen zu entschuldigen, sah der 36-Jährige im ersten Moment nicht: "Ich glaube nicht, dass ich mich entschuldigen muss. Wir fahren Rennen. Ich habe aber gehört, dass Max im Krankenhaus ist, und das macht mich natürlich betroffen. Niemand von uns möchte, dass sich jemand verletzt. Das ist nicht meine Absicht. Daher hoffe ich, dass er okay ist."
Ein paar Stunden später konnte Verstappen das Krankenhaus tatsächlich weitgehend unverletzt verlassen. Vor dem Grand Prix von Ungarn hat der Red-Bull-Pilot schon wieder ein 24-Stunden-Simrace bestritten und dabei keine Schmerzen verspürt, wie er selbst sagt. Das war der perfekte Fitnesstest für den Hungaroring.
Übrigens: Das Manöver gegen Charles Leclerc, das Hamilton an der gleichen Stelle erfolgreich durchgezogen hat, wertet der Brite als Beleg dafür, dass es nicht grundsätzlich zu kühn war, es in Copse gegen Verstappen zu versuchen. Leclerc sei "sehr respektvoll" gefahren und habe Platz gelassen. Das sei ein wesentlicher Unterschied gewesen.
"Charles wusste, dass ich neben ihm bin, aber er ist eine weitere Linie gefahren. Das war tolles Racing", findet Hamilton. "Ich bin auch einmal kurz vom Gas gegangen, einfach um sicherzustellen, dass wir uns nicht berühren. Das war eine schöne Balance, und so sollte es sein, wenn man eng fightet."
"In der perfekten Welt wäre es auch beim ersten Mal so gelaufen. Aber anderer Zeitpunkt, anderer Fahrer ..."