Williams erklärt kuriosen Funkspruch: "Sorry, Jungs, war das zu schnell?"
George Russell entschuldigte sich während des Formel-1-Qualifyings in Spielberg bei seinem Team, weil er zu schnell war - Das steckt hinter dem Funkspruch
(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 kommt es nur selten vor, dass sich ein Fahrer dafür entschuldigt, zu schnell gewesen zu sein - vor allem im Qualifying. Und wenn es dann ausgerechnet ein Team ist, das vor einem außergewöhnlichen Erfolg steht, mutet ein solcher Funkspruch seltsam an. Doch genau das passierte am Samstag in der Qualifikation zum Österreich-Grand-Prix.
Denn in Q2 sorgte George Russell mit seiner Leistung beinahe dafür, dass die strategischen Überlegungen seines Williams-Teams über den Haufen geworfen worden wären. Denn bevor Russell bei seinem zweiten Versuch den Sprung ins Q3 schaffte und dabei die präferierten Mediums aufgezogen hatte, schickte das Team den Briten für die erste Runde in Q2 auf den Softs raus.
Damit sollte Russell nur eine Sicherheitsrunde fahren, um dann auf dem Medium den Sprung in Q3 zu wagen. Denn die Überlegungen des Teams sahen vor, auf den mittleren und auf keinen Fall auf den weichen Reifen das Rennen zu starten. Alle Fahrer, die es in Q3 schaffen, müssen allerdings auf jenem Reifensatz das Rennen beginnen, mit dem sie in Q2 ihre schnellste Zeit gefahren sind.
Russell entschuldigt sich beim Team für Topzeit
Und hier trieb Russell seinem Team die Schweißperlen auf die Stirn, als er seine erste Runde auf den Softs fuhr. Denn die Zwischenzeiten sahen zu gut aus. Per Funk bekam Russell daher die Anweisung, in den letzten Kurven Gas raus zu nehmen. Dennoch fuhr der 23-Jährige eine Rundenzeit von 1:04.650 Minuten, die zu diesem Zeitpunkt für die Top 10 gereicht hätte.
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Auf dem Weg in die Box funkte Russell danach: "Sorry, Jungs, war das zu schnell?" Sein Renningenieur James Urwin antwortete: "Im Moment sind wir auf der schnelleren Seite, aber das ist ein Luxusproblem."
Dave Robson, Head of Vehicle Performance bei Williams, gab zu, dass die Anweisung an Russell, langsamer zu fahren, ein "harter Call" gewesen sei. "Es fühlte sich nicht richtig an, aber wir wollten keinesfalls Zehnter auf den Softs werden", sagt Robson zu unseren Kollegen von 'Autosport'. Es sei "ein bisschen knapp" gewesen, sagt er.
Russell gelingt Kunststück: "Wie eine Poleposition"
Er sei sich nicht sicher gewesen, dass Russell diese Zeit auf den Mediums noch einmal unterbieten kann, gibt Robson zu, da das Auto "nicht die pure Pace für Q3" gehabt hätte. In diesem Fall hätte Williams darauf hoffen müssen, Q3 zu verpassen, um am Rennstart freie Reifenwahl zu haben. "Wir waren etwas besorgt, aber wir hatten das Gefühl, selbst wenn er sich nicht verbessert, werden andere Autos ihn rauswerfen", sagt er.
Doch Russell gelang das Kunststück, er brannte mit den gelben Reifen eine Zeit von 1:04.553 Minuten in den Asphalt. Damit schaffte er nicht nur den Einzug in Q3, sondern wird das Rennen von Startplatz acht auch mit den bevorzugten Reifen in Angriff nehmen. Russell hatte danach bereits gesagt, diese Leistung fühle sich "wie eine Poleposition" an. Williams hatte zuletzt vor fast drei Jahren den Sprung in Q3 geschafft.
Doch warum war es Williams so wichtig, nicht auf den Softs ins Rennen zu gehen? Das Team geht davon aus, dass die an diesem Wochenende eingesetzte C5-Mischung für das Rennen keine gute Wahl und gerade im ersten Stint ein Nachteil ist.
Strategie soll Vorteil im Rennen verschaffen
"Wir müssen sehen, ob unsere Befürchtungen berechtigt waren, auf den Softs ins Rennen zu gehen. Hoffentlich ist es so, denn vor uns starten zwei Autos auf diesem Reifen. Hoffentlich müssen sie früh an die Box, was es uns erlauben würde, aufzurücken", erklärt Robson.
Russell soll dann mit freier Fahrt seine Mediums voll ausnutzen und einen langen Stint fahren können. Ähnlich war es auch vergangene Woche geplant, ehe ein technischer Defekt Russells Sturm Richtung Punkte abrupt beendete.
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Wenngleich die Ausgangslage gut ist, sorgen nicht nur die Erfahrungen des vergangenen Rennens für Demut im Team. "Wir lagen vielleicht etwas über unseren wahren Pace. Und es liegen einige schnelle Autos hinter uns", sagt Robson.
Vor allem die Ferraris, die "vergangenen Sonntag außergewöhnlich gut" im Rennen gewesen seien, hat Williams auf der Rechnung. Carlos Sainz und Charles Leclerc starten von den Plätzen zehn und zwölf. "Es gibt viele Bedrohungen. Wir gehen definitiv nicht [in das Rennen] mit der Überzeugung, dass wir Punkte holen werden, definitiv nicht", stellt Robson bescheiden klar.