Perez über die Zwischenfälle: "Das ist nicht mein Stil"
Red-Bull-Fahrer Sergio Perez schildert die Zwischenfälle mit Lando Norris und Charles Leclerc im Österreich-Grand-Prix aus seiner Sicht
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Mittelsektor des Red-Bull-Rings stand Sergio Perez im Österreich-Grand-Prix 2021 in Spielberg auf Kriegsfuß. Gleich mehrfach geriet er dort mit Konkurrenten aneinander, und jedes Mal nahm es ein schlechtes Ende für ihn: Nach einem Ausflug ins Kiesbett und zwei Fünf-Sekunden-Zeitstrafen blieb für Perez am Ende nur der sechste Platz im Formel-1-Rennen.
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Charles Leclerc im Duell mit Sergio Perez: Dafür gab es gleich zwei Strafen ... Zoom Download
Eben dieses Rennen hatte für Perez schon in Runde vier die entscheidende Wende genommen: Er attackierte McLaren-Fahrer Lando Norris außenrum in Kurve 4, doch Norris hielt seine Linie und Perez ging die Fahrbahn aus. Nachdem er wieder auf die Strecke zurückgerumpelt war, hatte er von P3 aus viele Positionen verloren und war nur noch Zehnter.
Die Szene sei "über dem Limit" gewesen, sagt Perez, allerdings ohne zu präzisieren, ob er damit seinen Überholversuch meint oder Norris' Verhalten auf der Innenseite. "Er kam jedenfalls damit durch, ich nicht. Denn ich fing mir einen Schaden [am Auto] ein, vermutlich vom Kies. Da war mein Rennen im Prinzip gelaufen."
Kein Verständnis für das Urteil der Sportkommissare
Norris wiederum attestiert Perez, sich in dieser Situation "ein bisschen dumm" verhalten zu haben. Trotzdem wurde Norris für den Zwischenfall belangt, und zwar in Form einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe.
"Damit bin ich nicht einverstanden", sagt McLaren-Teamchef Andreas Seidl. "Es ist die Anfangsphase im Rennen, und um es in den Worten von Michael Masi zu sagen: Man lernt schon im Kartsport, dass man im Kiesbett landet, wenn man es da probiert. Die Autos fuhren Seite an Seite. Ich sehe nicht, dass es da eine Strafe geben sollte."
Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner gibt an, eher überrascht zu sein von diesem Urteil der Sportkommissare. Er habe "kein großes Problem mit der Rad-an-Rad-Szene" gehabt, so sagt er. "Das war Racing. Hartes Racing."
Perez schafft sich selbst einen Präzedenzfall
Vor allem aber war es ein Präzedenzfall für die Sportkommissare, die später im Rennen noch weitere Situationen dieser Art beurteilen mussten, und wieder mit Beteiligung von Perez. Denn er geriet kurz nach Rennhälfte erneut mit einem Gegner aneinander, dieses Mal mit Ferrari-Fahrer Charles Leclerc.
Leclerc probierte es nun seinerseits außenrum in Kurve 4 gegen Perez, mit dem gleichen Resultat wie zuvor bei Perez und Norris. Und wieder sprachen die Sportkommissare eine Strafe aus, wieder gegen den Fahrer auf der Innenseite: Perez.
Nur wenige Runden später ein erneuter Zwischenfall, wiederum mit Perez und Leclerc, aber ausgangs Kurve fünf. Weil Leclerc auch dann im Kiesbett landete, erhielt Perez eine weitere Fünf-Sekunden-Zeitstrafe, seine zweite.
Perez fühlt sich unwohl mit den Zwischenfällen
Der Mexikaner gibt sich zerknirscht: "Wir fuhren in Dirty Air, hatten viel Verkehr, sehr alte Reifen. Ich bremste so spät wie möglich, dann ging mir die Straße aus und wir berührten uns."
"So will ich natürlich nicht Rennen fahren", sagt Perez. "Und es tut mir wirklich leid, wenn ich Charles das Rennen kaputtgemacht habe, denn das ist nicht mein Stil."
Genau das habe er Leclerc auch schon gesagt: "Ich habe mit Charles gesprochen und ihm geschildert, was bei mir los war, aber das reicht leider nicht aus. Ich fühle mich da nicht wohl in meiner Haut, wenn ich das Rennen eines anderen Fahrers zerstört habe. Aber wie gesagt: Ich muss mir den Zwischenfall nochmals ansehen, und dann geht es weiter."
Teamchef Horner: Sportkommissare hatten keine Wahl
Teamchef Horner nimmt die weiteren Situationen mit Schulterzucken zur Kenntnis und meint: "Da hatten [die Sportkommissare] keine Wahl, nachdem mit Charles das Gleiche passiert war."
"So ist das halt im Motorsport. Sonst schieben sich die Fahrer gegenseitig von der Strecke und verlangen Strafen." Insgesamt sei die Perez-Bilanz eben "ein bisschen enttäuschend".
Leclerc: Ein bisschen Brechstange war dabei
Und wenn Horner von "hartem Racing" spricht, so äußert sich Leclerc ähnlich. Er deutet an: Bei seinen Attacken sei durchaus viel Risiko im Spiel gewesen.
"Wir hatten keinen Reifenvorteil oder eine gegensätzliche Strategie. Deshalb war Überholen sehr, sehr schwierig. Und deshalb ergriff ich jede Chance, die ich bekam. Das hat heute nicht funktioniert", erklärt er.
Er sei dann "ziemlich wütend" geworden im Auto. "Ich hatte nämlich den Eindruck gewonnen, man hatte mir keinen Platz gelassen."
"Ich weiß schon: Diese Überholmanöver [auf der Außenseite einer Kurve] sind schon ziemlich optimistisch. Andererseits: Ich musste es probieren, aber dann war außenrum in der Kurve einfach kein Platz. So ist das Leben."
Leclerc beschloss das Rennen auf P8 und damit zwei Positionen hinter Perez. Norris belegte am Ende P3.