Lando Norris kritisiert Strafe: Perez "einfach ein bisschen dumm"
Lando Norris landet beim Formel-1-Rennen in Spielberg auf dem Podest, doch die Strafe gegen ihn wurmte den McLaren-Piloten extrem
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris und die Steiermark - allmählich entwickelt sich daraus eine echte Liebesbeziehung. Beim Großen Preis von Österreich in Spielberg fuhr Norris zum dritten Mal in dieser Saison auf das Podium und legte nach der bereits guten Vorstellung in der Vorwoche auf dem Red-Bull-Ring noch eine Schippe drauf. Bereits im Vorjahr hatte er im "grünen Herz Österreichs" das Podest erklommen.
Nach 71 Runden fuhr Norris in seinem McLaren als Dritter hinter Sieger Max Verstappen und Valtteri Bottas ins Ziel. Doch völlig zufrieden war Norris damit nicht. Denn den Platz gegen Bottas verlor der junge Brite nur aufgrund einer umstrittenen Zeitstrafe, die Norris nach einem Zweikampf mit Sergio Perez zu Beginn des Rennens erhalten hatte.
"Jedes Podium ist besonders, weil wir sie alle auf andere Weise erreicht haben", sagt Norris: "Aber hier war es das erste Mal, dass wir wirklich aus eigener Kraft dabei waren. Wir haben das gesamte Rennen über um Platz zwei und drei gekämpft."
Rennleitung begründet Strafe: Zu wenig Platz für Perez
Dass es am Ende "nur" Rang drei wurde, wurmte Norris extrem. Was war passiert? Bereits kurz nach dem Start hatte es eine Safety-Car-Phase gegeben, nachdem Esteban Ocon mit gebrochener Aufhängung am Streckenrand parken musste.
Nach dem Restart geriet Norris dann unter Druck von Perez, der Red-Bull-Pilot versuchte in Kurve 4 außen am McLaren vorbeizugehen. Es kam zu keiner Berührung, dennoch ging Perez die Fahrbahn aus. Der Mexikaner landete im Kies und verlor mehrere Plätze.
Die Rennleitung vermeldete recht spät eine Untersuchung der Szene, anschließend belegten die Stewards Norris mit einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe. In der Begründung heißt es, Norris habe Perez nicht genug Platz gelassen.
Norris: Vielleicht wusste Perez nichts vom Kiesbett
"Aus meiner Sicht war es dasselbe wie zwischen Max (Verstappen) und Lewis (Hamilton) in Imola", sagt Norris mit Blick auf deren Zweikampf damals nach dem Start. Verstappen blieb damals ohne Strafe. "Vielleicht hat Sergio nicht gewusst, dass da ein Kiesbett am Kurvenausgang ist. Es geht bergab und man kommt da sehr leicht raus. Und das ist passiert", meint Norris, der Perez' Versuch als "einfach ein bisschen dumm" bewertete.
Der Brite verweist auch auf die anderen Serien, die regelmäßig am Red-Bull-Ring zu Gast sind. "Wenn man in die Formel 2 oder Formel 3 oder in jede andere Serie schaut: die Leute, die da außen waren, endeten damit, dass sie im Kiesbett gelandet sind. So läuft die Kurve. Er ist das Risiko eingegangen, nicht ich. Er hat sich selbst in Kies befördert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es mein Fehler war", stellt Norris klar.
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Auch McLaren-Teamchef Andreas Seidl konnte die Strafe nicht nachvollziehen. "Aus meiner Sicht unverständlich, viel zu hart. Das ist zu Beginn des Rennens, Lando fährt seine Rennlinie. Er hat ja nicht irgendwas Dummes gemacht und ist reingestochen von hinten", sagt Seidl bei 'ServusTV'. Für ihn habe sich Perez in der Situation falsch positioniert.
Norris bereits bei zehn Strafpunkten: "Nichts war gefährlich"
"Michael Masi (Rennleiter der F1; Anm. d. Red.) würde dazu sagen, man weiß im Go-Kart-Sport schon, dass man da nicht hinfährt auf die Außenlinie, weil da wirst du im Kies landen, ohne, dass der Andere Schuld hat", sagt Seidl.
Neben den fünf Sekunden erhielt Norris auch noch zwei Strafpunkte, wodurch er nun bei zehn steht. Zwei weitere und er würde für ein Rennen gesperrt werden. Jedoch werden bei Norris vor dem nächsten Wochenende in Silverstone zwei gelöscht. Dennoch plädiert er dafür, Strafpunkte nur bei besonders gefährlichen Situationen zu vergeben.
"Nichts, was ich getan habe, war gefährlich", sagt Norris auch mit Blick auf Baku, als er trotz roter Flagge nicht in die Box kam. "Ich habe niemanden in Gefahr gebracht, dafür verdiene ich keine Strafpunkte", sagt er. "Auch heute kriege ich Punkte, weil ein anderer ins Kies fährt", stellt er klar und fordert ein Umdenken: "So sollte die Formel 1 nicht funktionieren."
Hamiltons Problem bringt das Podium
Norris saß die Strafe während seines Boxenstopps ab. Bottas kam direkt hinter ihm ebenfalls rein und zog vorbei. Dadurch fiel Norris zunächst auf Rang vier zurück, denn vor den beiden fuhr noch Lewis Hamilton. Gegen den Weltmeister hatte sich Norris zu Rennbeginn lange verteidigt, musste ihn in Runde 20 aber doch ziehen lassen.
Danach verwaltete Norris das Rennen bis zum Stopp, auch in der Folge schien sich alles eingependelt zu haben. Doch ein Problem bei Hamilton brachte im Kampf um die beiden Podestplätze neben Verstappen noch einmal Bewegung.
Bottas erhielt nach anfänglicher Anweisung, hinter Hamilton zu bleiben, schließlich doch die Erlaubnis, seinen Teamkollegen zu überholen. Wenig später kam auch Norris an Hamilton vorbei. Während der Weltmeister danach noch einmal an die Box kam und in der Folge mit der Vergabe um die Podestplätze nichts mehr zu tun hatte, holte Norris Stück für Stück auf Bottas auf.
Angriff auf Bottas nicht möglich
Für einen Angriff reichte es jedoch nicht mehr. "Wir hatten eine gute Pace, ich konnte gut mit ihm mithalten, auch in der 'dirty air'. Aber es war nicht genug, um ins DRS-Fenster zu kommen. Sobald ich auf etwa eine Sekunde an ihn herankam, hatte ich große Probleme", sagt Norris.
Mit nun 101 Punkten festigte Norris Rang vier in der Gesamtwertung und damit seinen Platz in der Spitzengruppe der Formel 1. Sein Vorsprung auf Bottas schmolz zwar leicht auf neun Punkte, dafür kam er näher an Perez auf Rang drei heran, beide trennen nur noch drei Zähler. Zudem wurde Norris zum Fahrer des Tages gewählt.
"Es ist toll zu sehen, dass wir mit ihnen kämpfen konnten. Es ist wahrscheinlich das erste Mal in vielen Jahren, dass wir gegen Mercedes und Red Bull kämpfen können. Hoffentlich können wir das das nächste Mal fortführen", sagt Norris.