F1-Rennen Frankreich 2021: Verstappen ringt Hamilton nieder!
Taktikthriller beim Grand Prix in Le Castellet: Max Verstappen gewinnt mit einem Stopp mehr vor Lewis Hamilton und Sergio Perez - Sebastian Vettel erobert Punkte
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen (Red Bull) hat mit einer taktischen Meisterleistung den Grand Prix von Frankreich 2021 gewonnen und sich für seine knappen Niederlagen in Bahrain und Spanien revanchiert. Der Niederländer setzte sich vor Lewis Hamilton (Mercedes) und seinem Teamkollegen Sergio Perez durch und baute seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft von vier auf acht Punkte aus.
Valtteri Bottas (Mercedes) wurde Vierter, vor Lando Norris, Daniel Ricciardo (beide McLaren), Pierre Gasly (AlphaTauri) und Fernando Alonso (Alpine).
Sebastian Vettel und Lance Stroll (Aston Martin) setzten auf eine alternative Taktik und fuhren auf P9/10 in die Punkteränge.
Mick Schumacher (Haas) wurde 19. von 20 gestarteten Piloten.
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Taktik hat den Grand Prix entschieden - aber wie?
Le Castellet 2021 war, das stellte sich schon durch den frühen Boxenstopp von Leclerc heraus (vorbei an Sainz und Gasly), ein sogenanntes Undercut-Rennen (sprich: der frühere Boxenstopp gewinnt). Bottas kam in der 17., Verstappen in der 18., Hamilton in der 19. Runde zum Wechsel von Medium auf Hard. Und obwohl Verstappens Crew um 0,1 Sekunden mehr Standzeit benötigte, reichte die schnelle Runde auf den frischen Reifen, um hauchdünn in Führung zu gehen.
Danach bot sich in einem sonst eher statischen Rennen ein faszinierendes Duell zwischen den beiden WM-Rivalen. Die Anspannung war auch am Boxenfunk zu hören: Verstappen war sauer, wenn ihm nicht sofort mitgeteilt wurde, ob Hamilton gerade DRS hat oder nicht, und Hamilton wunderte sich, wie er die Führung überhaupt verlieren konnte. "Keep pushing, Lewis, you can do this!", funkte sein Renningenieur Peter Bonnington.
Eine ganz wichtige Rolle im Taktikpoker spielte Perez. Der Mexikaner lag nach den Stopps des Führungstrios zunächst in Führung, weil er den längsten ersten Stint fuhr. Mit den frischeren Reifen konnte er seinen Rückstand sogar verkürzen - und verhinderte damit ein Zweistoppexperiment von Hamilton, wie zuletzt in Barcelona. Denn wäre der Mercedes-Star ein zweites Mal reingekommen, hätte er hinter Perez mutmaßlich entscheidende Sekunden verloren.
In Runde 32 kam Red Bull dann einem potenziellen Mercedes-Undercut zuvor und holte Verstappen in Führung liegend an die Box (von Hard auf Medium). Kurz zuvor hatte Bottas gefunkt: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Reifen bis zum Ende durchhalten." Offenbar hatte Red Bull nach Barcelona Angst, ein zweites Mal Opfer einer gewagten Mercedes-Undercut-Taktik zu werden.
An Perez war Verstappen naturgemäß schnell vorbei ("Danke dafür!"), doch Bottas machte sich klarerweise etwas breiter. Als Hamilton wissen wollte, ob Verstappen ihn voraussichtlich einholen werde (bei da noch 14 Sekunden Vorsprung), hörte er vom Kommandostand: Wahrscheinlich schon - aber viel hängt davon ab, wie schnell er an Valtteri vorbeikommt.
In Runde 44 von 53 war's dann so weit - kurz und schmerzlos, begünstigt durch einen kleinen Fahrfehler von Bottas -, und Verstappen (5,1 Sekunden Rückstand) machte nun Jagd auf Hamilton. Bottas hatte in der Phase einen dicken Hals: "Warum hört ihr mich nicht zu, wenn ich euch sage, das ist ein Zweistopprennen?"
Bottas geriet anschließend unter Druck von "Reifenflüsterer" Perez und fluchte: "Diese Reifen sind am Ende." In Runde 49 war Perez vorbei. Weil Bottas nach hinten (Lando Norris) fast eine Minute Vorsprung hatte, hätte er noch einmal Reifen wechseln und den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde von Verstappen wegholen können. Weil das Manöver von Perez (letztendlich ergebnislos) untersucht wurde und eine mögliche Zeitstrafe gegen den Mexikaner im Raum stand, verzichtete Mercedes aber auf einen Stopp.
Im Kampf um den Sieg ließ Verstappen bis zum Schluss nicht locker, doch je länger das Rennen dauerte, desto mehr bauten auch seine Mediumreifen ab (13 Runden frischer als die Hards von Hamilton). Trotzdem schaffte er es in Runde 51 von 53 erstmals in die DRS-Sekunde. Ein absolutes Fotofinish war damit angerichtet - und Erinnerungen an Bahrain wurden wach, als Hamilton das bessere Ende für sich hatte.
In Runde 52 dann die Entscheidung: Verstappen saugte sich vor Kurve 8 mit DRS an Hamilton heran, scherte aus und ging vorbei - und Hamilton hatte dem in den letzten eineinhalb Runden nichts mehr entgegenzusetzen.
Warum wurde Verstappen nicht wegen Tracklimits bestraft?
Am Start verlor der Red-Bull-Pilot seine Poleposition, weil er gleich in Kurve 1 etwas zu schnell reinfuhr und das Auto nicht auf der Strecke halten konnte.
Einige Zuschauer zeigten sich verwundert, dass es dafür keine Strafe gab (Tracklimits). Dabei ist das nachvollziehbar: Verstappen konnte aus der Situation keinen anhaltenden Vorteil ("lasting Advantage") ziehen, insofern wurde die Situation nicht einmal untersucht.
Wie lief das Rennen von Vettel?
Am Start verlor der viermalige Weltmeister zunächst kurzzeitig eine Position. Doch weil er anders als die meisten direkten Konkurrenten auf einem frischen Hard gestartet war, konnte er im ersten Stint ein gutes Tempo gehen. In der zweiten Runde überholte er Esteban Ocon, in der 13. dann Fernando Alonso. Etwas weiter hinten schnappte sich Lance Stroll in jener Phase die beiden Alfa Romeos.
Zoff zwischen Mick Schumacher & Masepin
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Durch den langen ersten Stint mit den härteren Reifen spülte es das Aston-Duo phasenweise auf P5/6 nach vorne. Doch das war trügerisch, denn bekanntlich hatten jene Fahrer einen Vorteil, die auf den Undercut setzten. Vettel fiel kurzzeitig wieder aus den Punkterängen aus, ging aber im Finish ein solides Tempo und beendete den Grand Prix von Frankreich an neunter Stelle mit zwei WM-Punkten.
Wie lief das Rennen von Schumacher?
Den 15. Startplatz konnte der Haas-Rookie erwartungsgemäß nicht lange verteidigen. Schon in der Startphase fiel er auf den vorletzten Platz zurück, vor Teamkollege Nikita Masepin. In der vierten Runde ging auch noch der Russe am Deutschen vorbei - mit einem harten Manöver, bei dem Schumacher neben die Strecke musste.
Von da an wurde Schumacher Masepin zunächst nicht gefährlich und krebste einsam auf dem letzten Platz herum. Doch durch den früheren Boxenstopp eroberte er die vorletzte Position zurück. Letztendlich behielt er Masepin souverän unter Kontrolle und kam vor dem Teamkollegen ins Ziel.
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