McLaren-Teamchef Seidl übt Kritik an Formel-1-Rennleiter Masi
Warum McLaren-Teamchef Andreas Seidl nach dem Aserbaidschan-Grand-Prix in Baku Kritik übt an Formel-1-Rennleiter Michael Masi
(Motorsport-Total.com) - Doppelt gelbe Flaggen beim Formel-1-Rennen in Baku, aber nicht jeder hält sich daran. Genau das hat McLaren während des Grand Prix bei Rennleiter Michael Masi moniert. Doch der winkte ab. "Ich sagte es schon direkt am Funk: Bei der nächsten Fahrerbesprechung werde ich mit den Fahrern über das Verhalten reden, wenn doppelt Gelb gezeigt wird."
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Formel-1-Rennleiter Michael Masi will den Fahrern nochmal ins Gewissen reden Zoom Download
Bei doppelt Gelb handelt es sich um eine Verschärfung einer einfach gezeigten gelben Flagge. Von den Fahrern ist dann eine erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Die Geschwindigkeit muss deutlich reduziert werden, weil sich zum Beispiel Personen auf der Fahrbahn befinden könnten und die Strecke teilweise blockiert sein könnte. Es gilt, bremsbereit zu sein.
Die von McLaren beanstandete Szene ereignete sich in Folge des Unfalls von Max Verstappen, als am Unfallort zunächst doppelt Gelb gezeigt wurde, ehe die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke schickte und schließlich sogar eine Rotphase ausrief.
Und McLaren-Teamchef Seidl glaubt, die Situation in Baku sei nicht richtig gehandhabt worden, nicht von einigen Fahrern und auch nicht von Rennleiter Masi. Er sagt: "Da braucht es keine Klarstellung, denke ich. In meinen Augen ist völlig klar, was du als Fahrer tun musst, wenn es doppelt Gelb gibt und du an der Stelle des Zwischenfalls vorbeikommst und ein Auto auf der Strecke siehst."
Masi will noch einmal das Gespräch suchen
In dieser Situation seien "Sachen passiert, die klarerweise nicht in Ordnung gewesen sind", meint Seidl. "Mehr als eine Meldung zu machen, können wir aber nicht tun. Wenn der Rennleiter der Meinung ist, es sei keine Untersuchung notwendig, und da widerspreche ich ihm entschieden, dann muss man Michael Masi direkt fragen, was er sonst tun will."
Letzteres hat Masi wie geschildert schon angekündigt: Er will es den Fahrern noch einmal erklären. Und das wird aus den Reihen der unmittelbar Beteiligten auch begrüßt. Die beiden Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz nämlich fühlten sich bei doppelt Gelb ebenfalls irritiert.
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"Ich kann dazu nur sagen, dass ich im Vergleich zu meinem Vordermann wahrscheinlich eine Sekunde verloren habe. Und ich wäre beinahe von Yuki [Tsunoda] überholt worden. Ich habe also verlangsamt", meint Leclerc.
Ferrari-Fahrer fordern Klarstellung ein
Sainz ergänzt dazu: "Mich hätte fast Ricciardo überholt. Daher glaube ich, Charles und ich haben Tempo rausgenommen. Wir sind diejenigen gewesen, die am meisten reduziert haben. Eine virtuelle Safety-Car-Phase oder eine volle Safety-Car-Phase hätten da mehr geholfen, denke ich. Und darüber sprechen wir noch."
Bei einem Zwischenfall, der doppelt Gelb erforderlich mache, müsse einfach klar sein, wie man sich auf der Strecke zu verhalten habe, sagt Leclerc weiter. "Wirklich jeder sollte unter diesen Bedingungen deutlich Tempo rausnehmen. Ich bin mir sicher, das wird daher ohnehin noch ein Thema sein."
Nicht nur Kritik, auch Lob für Masi
McLaren-Teamchef Seidl zeigt sich trotz der Meinungsverschiedenheit mit Masi in Baku "insgesamt zufrieden" mit der Arbeit des Formel-1-Rennleiters, wie er sagt. "Er hat eine sehr schwierige Aufgabe. Aus unserer Sicht sind dabei vor allem Transparenz und Konstanz die wichtigsten Faktoren, außerdem ein guter Dialog mit ihm, den es meist gibt."
"Natürlich kommen von Zeit zu Zeit Situationen auf, in denen man anderer Meinung ist. Das ist normal. Wir sind schließlich ein Teilnehmer, er steht auf Seiten des Weltverbands. Wenn man sich aber die Zeit seit seiner Übernahme der Rolle ansieht, muss man sagen, er leistet großartige Arbeit."
Masi ist seit der Saison 2019 als Formel-1-Rennleiter tätig, nachdem sein Vorgänger Charlie Whiting kurz vor dem Saisonauftakt unerwartet verstorben war.