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Was beim Chaos-Boxenstopp von Giovinazzi passiert ist
Wie eine ungewöhnliche Panne in Barcelona das Formel-1-Rennen von Antonio Giovinazzi auf den Kopf stellte und warum danach überhaupt nichts mehr lief
(Motorsport-Total.com) - Runde acht im Spanien-Grand-Prix 2021 in Barcelona: Antonio Giovinazzi steuert seinen Alfa Romeo C41 an die Box. Er will die gerade ausgerufene Safety-Car-Phase zu einem vorgezogenen Reifenwechsel nutzen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Statt der große Profiteur zu sein, wird Giovinazzi durchgereicht und holt am Ende keine Punkte.
© Motorsport Images
Pech beim Boxenstopp: Ein kaputtes Reifenventil ärgerte Giovinazzi und Alfa Zoom Download
Doch was genau ist passiert? Zunächst wirkt alles wie ein normaler Boxenstopp. Dann aber erkennt der Mann mit dem neuen Medium-Reifen vorne links ein Problem: Der Reifen ist nicht prall gefüllt, sondern lässt sich eindrücken. Er hämmert darauf ein, um seine Kollegen darauf hinzuweisen. In aller Eile muss ein anderer Reifensatz aus der Garage geholt und aufgezogen werden. Und Giovinazzi verliert richtig viel Zeit.
Erst später kommt heraus: Ein beschädigtes Ventil hatte die Luft entweichen lassen, wie Alfa-Romeo-Ingenieur Xevi Pujolar erklärt. Er meint: "Wir haben ein Überwachungssystem. Es war alles okay, als das Rennen begann. Doch irgendwann danach ging etwas schief in der Box, ein paar Runden vor dem Reifenwechsel."
Wie viel Zeit Giovinazzi verloren hat
Was genau nicht geklappt hat bei den Abläufen im Team, das sagt Pujolar nicht. Nur: "Das darf nicht passieren, das können wir sicher besser machen. Und wenn schon, dann hätten wir es eigentlich wettmachen müssen, weil es ja während einer Safety-Car-Phase passiert ist."
Ganze 54,673 Sekunden verbrachte Giovinazzi bei diesem missglückten Stopp in der Boxengasse. Zum Vergleich: Williams-Fahrer George Russell brauchte in Runde neun nur 23,8 Sekunden für den kompletten Reifenwechsel inklusive An- und Abfahrt.
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Und trotzdem hätte dieses Handicap kein Thema sein dürfen, weil Giovinazzi unter Gelb einfach wieder zum Feld hätte aufschließen können. Der Schaden hätte sich also in Grenzen gehalten.
Die Technik spielt nicht mit vor dem Re-Start
Es kam anders. "Hinter dem Safety-Car funktionierte mein Lenkrad nicht", sagt Giovinazzi. "Ich musste immer noch das [Rundenzeit-] Delta beachten. Und als die grünen Flaggen kamen, lag ich immer noch zehn Sekunden zurück."
Worauf Giovinazzi damit anspielt: Wenn das Safety-Car auf die Strecke kommt, gibt die Rennleitung den Fahrern automatisch eine sogenannte Delta-Zeit vor, an die sich die Fahrer auf der Strecke halten müssen. Damit soll verhindert werden, dass jemand mit Rennspeed zurück an die Box fährt. Sprich: Gefahrenvermeidung.
Bei Giovinazzi verschwand diese Anzeige aber nicht rechtzeitig, sodass er nicht wieder zum Feld aufgeschlossen hatte, als es in den Re-Start ging. "Wir können uns das Problem nicht erklären", sagt Pujolar. "Da müssen wir erst noch mit dem Weltverband sprechen." Denn Daten wie diese werden zentral von der Rennleitung gesteuert und ausgespielt.
Am Ende wird es nur P15 für Giovinazzi
So aber saß Giovinazzi hinten fest und musste sich erst wieder nach vorne kämpfen. In Runde 24 lag er bereits auf Position zehn, weil er von Boxenstopps aus der Spitzengruppe profitiert hatte. Dann überholten die schnelleren Fahrer von hinten wieder und Giovinazzi fiel zurück. Mit seinem zweiten Stopp in Runde 39 änderte sich fast nichts mehr, er erreichte nur noch P15.
Giovinazzi selbst bezeichnet den Spanien-Grand-Prix daher als "ein Scheißrennen von Anfang bis Ende", während Pujolar wahrscheinlich ähnlich denkt, es aber in andere Worte kleidet. Er verweist auf die originale Rennstrategie, die für Giovinazzi hätte aufgehen können.
Die eigentlich geplante Strategie
"Eigentlich", sagt Pujolar, "wollten wir [nach Soft zu Beginn] zwei Mal mit Medium fahren. Damit hätte Antonio gute Aussichten auf Punkte gehabt."
Weil aber der geplante erste, frische Medium-Satz beim Chaos-Stopp als untauglich erkannt und aussortiert wurde, musste Alfa Romeo umplanen. Giovinazzi nahm gebrauchte Mediums mit und holte später noch gebrauchte Softs.
"Wir verloren Zeit, einen Reifensatz, nochmal Zeit [in der Safety-Car-Phase] und am Ende hing Antonio noch im Verkehr fest", meint Pujolar. "All das hat ihm das Rennen kaputtgemacht."
Kimi Räikkönen dagegen fuhr mit einer geplanten Einstopp-Strategie ohne Zwischenfälle auf Platz zwölf.