Toto Wolff über Bottas: "Ihr hättet mich am Funk hören sollen!"
Valtteri Bottas erklärt, wieso er Lewis Hamilton nicht einfach vorbeilassen wollte: Für den Weltmeister war das kein Problem: "Wusste nicht, dass er eine Message hatte"
(Motorsport-Total.com) - Bei Mercedes hat man kein Problem damit, wie Valtteri Bottas seinen Teamkollegen Lewis Hamilton in Barcelona passieren lassen hatte. Der Finne hatte während des Grand Prix die Anweisung erhalten, Hamilton nicht aufzuhalten, weil dieser auf frischen Reifen war und Jagd auf Max Verstappen machte. Doch leicht machte es Bottas seinem Kollegen nicht.
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Valtteri Bottas hielt gegen Hamilton mehr dagegen als Mercedes lieb war Zoom Download
Bottas ging nicht einfach vom Gas, sondern hielt reichlich dagegen. Erst nach einem engen Manöver in Kurve 10 kam Hamilton an seinem Teamkollegen vorbei - das hatte sich Toto Wolff anders vorgestellt. "Ihr hättet mich im internen Funk hören sollen", sagt der Mercedes-Motorsportchef bei 'Sky'. Was er dort genau gesagt hat, lässt er aber offen.
Im Nachhinein macht er Bottas für seine Fahrweise aber keinen Vorwurf: "Das sind Rennfahrer, die haben einen Instinkt. Da willst du dich auch nicht gerade in der Situation von Valtteri weggbeamen, sobald der andere Mann da ist", sagt der Österreicher und kündigt an, dass man die Situation teamintern noch einmal diskutieren wird.
"Aber gar nicht, weil es ein Problem war", betont er. "Sondern das kann ja in beide Richtungen auch gehen. Am Ende hat es keinen Unterschied gemacht."
Bottas: Bin mein eigenes Rennen gefahren
Bottas selbst erklärt, dass er durch das Manöver nicht zu viel Zeit verlieren wollte. Denn er versuchte zu dem Zeitpunkt, die Lücke auf Charles Leclerc (Ferrari) aufzufahren, um später einen Boxenstopp einlegen zu können, um auf die schnellste Rennrunde und einen Zusatzpunkt zu gehen.
"Natürlich hätte ich ihn früher vorbeilassen können, aber ich bin mein eigenes Rennen gefahren und habe die Dinge die ganze Zeit kalkuliert", sagt Bottas. "Sie haben mir zwar gesagt, dass ich ihn nicht zu sehr aufhalten soll, aber wie gesagt: Ich bin mein Rennen gefahren. Ich bin nicht hier, um andere Leute vorbeizulassen. Ich bin hier, um Rennen zu fahren", unterstreicht er.
Bottas habe daher versucht, das Bestmögliche für seine eigenen Interessen und für die Interessen des Teams zu tun. "Am Ende war es ganz okay", so der Finne.
Wolff: Hätten wir verloren, wäre ich kritischer
Der Argumentation kann Wolff folgen: "Valtteri kann sich natürlich auch nicht in Luft auflösen. Der fährt auch um seine Meisterschaft. Das ist schon in Ordnung, dass der Instinkt der Fahrer so ist", sagt er. "Ich kann verstehen, dass er wieder einen schwierigen Tag hatte und sauer war."
Zwar hätte er sich gewünscht, dass der Platztausch aufgrund der unterschiedlichen Strategien schneller vonstattengegangen wäre, "aber am Ende haben wir das Ergebnis geholt", so Wolff. "Hätten wir dadurch das Rennen verloren, wäre ich kritischer gewesen." Trotzdem kommt das Thema bei Mercedes noch einmal auf den Tisch. "Aber kameradschaftlich", betont er.
Hamilton hatte die Aktion rund eineinhalb Sekunden gekostet. Zuvor war er Zeiten im Bereich niedriger 1:21er gefahren oder sogar im Bereich von 1:20.9 Minuten. In der Überholrunde wurde er jedoch nur mit 1:22.670 Minuten gemessen. Theoretisch hätte das den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen können.
Hamilton: Wusste nichts von Message an Bottas
Trotzdem war Bottas' Aktion für den Weltmeister legitim: "Ich wusste gar nicht, dass er eine Message bekommen hatte. Ich dachte, dass wir racen würden, und das war absolut in Ordnung für mich - vor allem zu diesem frühen Zeitpunkt in der Saison", sagt Hamilton.
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Er hatte zu diesem Zeitpunkt nur im Kopf, dass er möglichst nah an seinen Teamkollegen ran muss, um ihn sauber zu überholen. "Wir warten auf komplett unterschiedlichen Strategien, von daher würde ich ihn ohnehin irgendwann bekommen, weil ich die besseren Reifen hatte."
"Wir sind in Kurve 10 gefahren, und ich dachte, dass da eine Lücke wäre. Ich war nicht ganz sicher, aber dann war die Lücke da. Valtteri war komplett fair", betont Hamilton weiter. "Ich hoffe, ich habe ihm nicht so viel Zeit gekostet."