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George Russell: Portimao schwierigstes Williams-Rennen seit 2019
Warum ging gar nichts bei Williams in Portimao? So erklärt sich George Russell die schwache Leistung im dritten Formel-1-Saisonrennen
(Motorsport-Total.com) - "Es war unheimlich hart. Ich denke, es war wahrscheinlich eines der härtesten Rennen für mich persönlich seit 2019." So beschreibt Williams-Fahrer George Russell den Portugal-Grand-Prix in Portimao. Dabei war er nach P11 im Qualifying noch zuversichtlich ins Rennen gegangen. Die Enttäuschung ließ dann aber nicht lange auf sich warten: Russell und Williams machten keinen Stich.
© Motorsport Images
George Russell und Williams hatten im Rennen in Portimao keine Chance Zoom Download
"Das Auto hat überhaupt nicht gepasst", sagt Russell. "Das Rennen bestand im Prinzip nur daraus, durchzukommen und das Auto auf der Strecke zu halten. Ich konnte mich mit niemand anlegen, weil ich mich so sehr darauf konzentrieren musste, auf der Strecke zu bleiben. Das ist schon sehr schade."
Tatsächlich fiel Williams-Fahrer Russell im Rennen alsbald zurück. Zunächst hatte er noch den elften Platz verteidigt, nach dem Re-Start in Folge der frühen Safety-Car-Phase aber wurde er nach hinten durchgereicht, um vier Plätze in zwei Runden. Und ab Runde 14 wurde Russell auf P16 notiert. Dabei blieb es für die restliche Renndistanz.
Warum Williams im Rennen so schwach war
Die Gründe für dafür glaubt Russell aber zu kennen: Er hat den Nordwest-Wind in Portimao als Übeltäter ausgemacht und sagt: "Wir wissen ja, wie schwierig sich das Auto verhält, wenn der Wind stärker wird. Ist der Wind stark, sind wir schwach. Ist der Wind schwach, dann ist eine Leistung drin wie im Qualifying."
Im Rennen aber trat genau das Gegenteil ein: Der Wind frischte auf, blies sogar stärker als an den vorangegangenen Tagen, mit bis 30 km/h im Schnitt. Und damit standen die Williams-Fahrer auf verlorenem Posten: "Da hast du als Fahrer überhaupt kein Vertrauen, um zu attackieren. Du bist eher von Anfang an im Hintertreffen", meint Russell.
Form kommt "nicht überraschend" für das Team
Das komme für sein Team grundsätzlich "nicht überraschend", erklärt er. Bei Williams wisse man schließlich, dass der FW43B "aerodynamisch unheimlich sensibel" sei.
"Wir müssen nur das Beste daraus machen", sagt Russell. "Hoffentlich kriegen wir eine Gelegenheit unter etwas normaleren Bedingungen. Denn in Imola haben wir gesehen: Wenn es etwas ruhiger ist, ist die Leistung da."
Der britische Rennfahrer gibt sich zuversichtlich, wohl wissend, dass mit Bahrain und Portimao die beiden Strecken mit dem größten Windfaktor bereits hinter ihm liegen. "Warten wir also mal ab, wie es weitergeht", meint Russell. "Fest steht: Das Auto hat die Pace, aber es muss wirklich alles passen, sonst landen wir im Nirgendwo, so wie in Portimao."
Wenn nicht alles perfekt passt, dann ...
Das Wochenende habe gezeigt: Man müsse die Leistung auf den Punkt bringen. Stimme nur ein kleiner Faktor nicht, falle das Fahrzeug aus seinem idealen Einsatzfenster heraus.
Russell: "Die Q2-Runde vom Wochenende kam aus dem Nirgendwo. Zwei Einheiten davor waren wir meilenweit zurück, aber dann kämpften wir plötzlich um Q3. Im Rennen hatte ich dann einen Rückstand von 40 Sekunden auf das Auto vor mir, lag am Ende fast zwei Runden zurück." Fazit: "Die Formel 1 ist manchmal kompliziert."
Williams: Kein Einzelfall in der Formel 1
Williams sei aber kein Einzelfall, was derart krasse Leistungsschwankungen betrifft, sagt Russell weiter. "Man sieht es auch bei anderen Fahrern. Fernando [Alonso] war herausragend im Rennen, aber im Qualifying eine Sekunde zurück, Runde für Runde. Bei Daniel [Ricciardo] das gleiche: Am Freitag war er schnell gewesen, aber am Samstag befand er sich im Nirgendwo."
Schuld daran seien einerseits die aktuellen Autos und andererseits die aktuellen Reifen, erklärt Russell. Beide verhielten sich "ungeheuer sensibel", und das gehe "Hand in Hand" in der Formel 1: "Wenn die Aerodynamik sensibel ist, hat das einen Effekt auf die Reifen und das Rutschen beginnt. Ab dann geht es immer nur abwärts."
Es gehe aber auch andersrum: "Wenn die Aerodynamik gut funktioniert und du keine Probleme hast, die Reifen im richtigen Fenster sind und der Fahrer Vertrauen hat, dann wird es immer besser und besser."
Letzteres habe er ebenfalls in Portimao erlebt, mit P7 im ersten Freien Training, und zwar "aus eigener Kraft", wie Russell betont. "Die Pace war klasse. Mit viel Sprit im Auto hat es sich super angefühlt. In den folgenden Trainings aber hatten wir gewaltige Probleme, genau wie dann im Rennen."
Williams-Ingenieur beklagt fehlende Stabilität
Unterm Strich, so meint Williams' leitender Performance-Ingenieur Dave Robson, habe dem FW43B schlicht "die Pace" gefehlt. "Das Auto hat dieses Wochenende ein paar gute Eigenschaften bewiesen, es fehlt uns aber noch an der Stabilität, die es braucht, damit wir in der Gruppe vor uns mitfahren können."
"Außerdem kann man die Reifen nur schwer in ihrem Fenster halten", erklärt Robson. "Wenn du einmal Plätze verlierst, dann ist es schwierig, das wieder wettzumachen." Der Rennverlauf habe das anschaulich gezeigt.
Doch Russell verliert deshalb nicht den Mut: "Es kommen noch Rennen, bei denen wir gut aussehen werden. Strecken mit mittelschnellen Kurven, wo es kaum langsame Haarnadeln gibt, sondern eher 90-Grad-Kurven."
Ob er konkrete Kurse im Kopf habe, auf denen Williams vielleicht glänzen könne? Russell wirft gleich zwei in den Ring: "Budapest war zum Beispiel immer gut für uns. Unser Auto macht aber auch auf der Geraden einen guten Eindruck, also könnte auch Monza passen." Solange dort dann auch das Wetter mitspielt.