Ferrari in Portimao: Mediumreifen "eine sehr schlechte Entscheidung"
Warum beide Ferrari-Fahrer im Formel-1-Rennen in Portimao mit den Pirelli-Reifen zu kämpfen hatten und wieso Leclerc trotz P6 unzufrieden ist
(Motorsport-Total.com) - Ein Ferrari auf Platz sechs, der andere nicht in den Punkten: Dieses Ergebnis beim Portugal-Grand-Prix 2021 in Portimao bezeichnet Carlos Sainz als "nicht besonders gut" und meint schlicht: "Heute ist ziemlich alles schiefgelaufen." Zumindest für Sainz trifft das zu: Während Charles Leclerc zwei Plätze gutmachte und Sechster wurde, belegte Sainz nur P11 im Rennen.
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Beide Ferrari-Fahrer hatten in Portimao mit der Medium-Mischung zu kämpfen Zoom Download
Und es hatte hervorragend für ihn begonnen: Von Startplatz fünf kommend eroberte Sainz in der Startphase den vierten Platz, fiel nach der frühen Safety-Car-Phase aber sofort zurück auf P6. Diese Position hielt er bis zu seinem Boxenstopp, der in Runde 21 erfolgte, und damit überaus früh. Und damit, so Sainz, habe das Unheil seinen Lauf genommen.
Denn kaum war er seine Soft-Reifen losgeworden und hatte die Medium-Mischung am Auto, da brach seine Geschwindigkeit ein. "Uns war schon klar gewesen, dass es hier eine hohe Chance auf 'Graining' (so nennt man das Verkörnen der oberen Gummi-Lauffläche eines Reifens unter zu starker Temperaturbelastung) geben würde", sagt Sainz. "Tatsächlich merkte ich direkt nach meinem Wechsel auf Medium: Die Reifen würden nicht halten. Von da an ging es nach hinten."
Am Ende fällt Sainz noch aus den Punkterängen
In Runde 25 rückte Sainz, begünstigt von Boxenstopps anderer Fahrer, zwar wieder vor in die Top 10 und lag dann lange an neunter Stelle, doch acht Runden vor Schluss überholte ihn erst Alonso, wenig später auch McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo.
Er habe am Ende, nach 45 Runden auf Medium, eben kaum mehr Grip gehabt, sagt Sainz. "Ich hatte diese Pneus geholt, um einen 'Undercut' gegen Lando [Norris] zu probieren, aber das kam für mich zu früh, denn das Rennen war hintenraus noch zu lange."
"Ich versuchte dennoch, den 'Undercut' erfolgreich zu gestalten und machte in den ersten Runden nach dem Stopp viel Druck. Dabei aber gingen die Reifen kaputt und ich fiel zurück."
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"Daraus", meint Sainz, "muss man lernen, und vor allem sicherstellen, dass es nicht erneut passiert."
Auch Leclerc macht auf Medium keinen Stich
Doch weil auch der andere Ferrari-Fahrer Reifenprobleme mit Medium meldet, dürfte Ferrari an diesem Rennen noch etwas zu knabbern haben. Denn die Ausgangslage bei Leclerc war eine völlig andere: Er hatte Medium schon von Anfang an am Auto, und auch er tat sich damit schwer.
"Es trat praktisch sofort Graining auf und wir hatten große Schwierigkeiten. Eine Erklärung habe ich bisher aber nicht. Auf dem Papier sieht es wie eine sehr gute Entscheidung aus, aber im Rennen selbst war es äußerst knifflig", so Leclerc.
Kurios sei aus seiner Sicht vor allem, dass er und Sainz zu unterschiedlichen Phasen im Rennen mit dem gleichen Problem konfrontiert worden seien. "Ich im ersten Stint, er im zweiten", sagt Leclerc. "Und offenbar hatte nur wir, Carlos und ich, große Probleme mit dem Medium."
Leclerc: Freitag und Samstag eher mau
Abgesehen davon sei er im Rennen mit seiner persönlichen Leistung zufrieden gewesen, erklärt Leclerc weiter. Von Startplatz acht ging es für ihn bis auf P6 nach vorne. "Da war nicht sehr viel mehr möglich, aber insgesamt hätte das Wochenende viel besser laufen können", sagt der Ferrari-Fahrer, der für seine harte Selbstkritik bekannt ist.
"Egal, ob Training oder Qualifying, es ist mir nicht gelungen, das Maximum aus dem Auto herauszuholen", meint er. "Dafür war ich nicht konstant genug, nur heute war ich gut. Wenn man also das Wochenende insgesamt betrachtet, habe ich als Fahrer keine so tolle Arbeit geleistet."
Tatsächlich hatte Leclerc erstmals in diesem Jahr eine Qualifying-Niederlage gegen Sainz einstecken müssen, rehabilitierte sich dann aber im Rennen. "Da habe ich meinen Rhythmus gefunden", sagt Leclerc.
Ergebnisse zeigen: Ferrari hat sich verbessert
Und nach 28 Punkten aus drei Rennen, zum gleichen Zeitpunkt vergangenes Jahr stand er bei 18, dürfe man auch von Besserung bei Ferrari sprechen. "Dieses Jahr", sagt Leclerc, "ist uns ein Schritt nach vorne gelungen. Das ist ermutigend für das gesamte Team."
Allzu viel dürfe man auf das Ergebnis in Portimao aber nicht geben. "Das ist auch eine etwas seltsame Strecke", meint Leclerc. "2020 waren wir hier deutlich schneller als anderswo, den Grund dafür kennen wir nicht. Und jetzt geht es nach Barcelona, also schauen wir mal, wo wir dort stehen."
Wo Ferrari in der Formel-1-Konstrukteurswertung steht, das ist klar: Das Traditionsteam bekleidet nach dem dritten Saisonlauf den vierten Rang.